Anzeige

Europa will neue Abfangrakete entwickeln

Zunächst fünf Länder der EU werden im kommenden Jahrzehnt  bei der Entwicklung einer neuen Abfangrakete zur Luftverteidigung zusammenarbeiten. Wie der europäische Lenkflugkörperhersteller MBDA heute in einer Mitteilung schreibt, hat der Rat der Europäischen Union am gestrigen 12. November grünes Licht für das PESCO-Vorhaben  Timely Warning and Interception with Space-based TheatER surveillance (TWISTER) gegeben. PESCO steht für die ständige strukturierte Zusammenarbeit im Verteidigungsbereich der Union.

Im Rahmen von TWISTER wollen Frankreich als Führungsnation sowie Finnland, Italien, die Niederlande und Spanien mit Unterstützung des European Defence Fund einen Multirollen-Flugkörper für neue Bedrohungen entwickeln, wie MBDA in einer Mitteilung schreibt. Die Waffe soll um das Jahr 2030 in Dienst gestellt werden.

Im Rahmen von TWISTER sollen die europäischen Fähigkeiten zur besseren Erkennung, Verfolgung und Bekämpfung von Luftzielen durch eine Kombination moderner Weltraumfrüherkennung und endo-atmosphärischen Abwehrflugkörpern gestärkt werden.

Der zu entwickelnde endo-atmosphärische Interceptor soll laut Planungen einer breiten Palette von Bedrohungen begegnen. Dazu zählen manövrierfähige ballistische Raketen mittlerer Reichweite, Hyperschall-Marschflugkörper, Hyperschall-Glider sowie eher konventionelle Ziele wie etwa Kampfflugzeuge der nächsten Generation. Der Flugkörper soll dabei in existierende und zukünftige land- und seebasierte Verteidigungssysteme eingebunden werden können.

Insidern zufolge fehlt im Augenblick insbesondere gegen Hyperschall-Waffen, die in einer wellenförmigen Flugbahn im Höhenband von 20 bis 60 Kilometern auf ihr Ziel zusteuern, ein leistungsfähiger und agiler Abwehrflugkörper innerhalb der NATO. Selbst der für das TLVS-Vorhaben der Bundeswehr vorgesehene PAC-3 MSE von Lockheed Martin soll für das genannte Zielspektrum nicht optimiert sein –  das gleiche gilt offenbar auch für die vom französisch-italienischen Konsortium Eurosam entwickelte Aster-30-Boden-Luft-Rakete.

Durch die Berücksichtigung der Fähigkeitslücke bei der Entwicklung des TWISTER-Interceptors werde dieser zu einem Schlüsselelement Europas zur NATO-Verteidigungsmission, schreibt MBDA.  Das Unternehmen sei bestrebt, diesen Bedarf durch Technologien und Architekturen der nächsten Generation zu decken, die auf nationalen und eigenfinanzierten Studien aus den vergangenen fünf Jahren aufbauen. MBDA werde überdies  auf seine Erfahrungen in der industriellen Zusammenarbeit auf europäischer Ebene, seine langjährige Expertise bei der Leitung komplexer Luftverteidigungsprogramme und seine Beziehungen in der gesamten europäischen Industrielandschaft zurückgreifen, um ein kompetenz- und fähigkeitsgesteuertes Team aufzubauen, kündigt Europas größter Flugkörperkonzern an.

Dem Unternehmen zufolge ermöglicht das Projekt, der EU seine Autonomie in einem strategischen Sektor zu erhöhen und dabei einen Qualitätssprung bei der Raketenentwicklung zu machen.
lah/12/15.11.2019

.i.td-icon-menu-up { display: none; }