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Airbus rechnet mit Einigung bis zum Jahresende

Bisher ist das trinationale Rüstungsvorhaben Future Combat Air System (FCAS) noch kein Erfolgsmodell. Selbst nachdem sich die Luftwaffenchefs der drei beteiligten Staaten Frankreich, Deutschland und Spanien auf einheitliche Forderungen geeinigt hatten, konnten die Industriepartner Dassault und Airbus Defence and Space keine Übereinkunft beim sogenannten Pillar 1 – mit dem zukünftigen Kampfflugzeug als Inhalt – erzielen. Dem Vernehmen nach lagen die Vorstellungen hinsichtlich Flugsteuerung sowie bei den intellektuellen Eigentumsrechten der beiden Unternehmen zu weit auseinander. So hieß  es, dass Dassault den anderen Partnern keinen unbeschränkten Einblick in die Flugsteuerung geben wollte.  Damit wurde die gesamte Projektphase 1B, obwohl sich die Industrie bei den anderen sechs Pillars bereits geeinigt hatte, bis jetzt auf Eis gelegt.

Die beiden Industriepartner Dassault und Airbus haben jedoch mittlerweile die Verhandlungen wieder aufgenommen – wohl nicht zuletzt auf Druck der Politik. Ein Airbus-Sprecher bestätigte heute auf Anfrage, dass gegenwärtig „konstruktive Gespräche“ zwischen den beiden Industriepartnern laufen. Man sei zuversichtlich, die nächste Phase des FCAS-Vorhabens, die Demonstrator-Phase 1B, noch vor dem Jahresende einzuleiten.

Noch vor kurzem war aus  Industriekreisen sogar zu vernehmen, bis zum deutsch-französischen Ministerrat am 26. Oktober in Frankreich solle eine Einigung präsentiert werden. Dieser Ministerrat wurde in dieser Woche jedoch kurzfristig in den Januar verschoben. Während einige Medien schreiben, Paris habe auf eine Verschiebung bestanden, heißt es in anderen Berichten, Berlin trage die Verantwortung dafür. Hintergrund für die Absage sollen in jedem Fall Unstimmigkeiten in Energie- und Rüstungsfragen sein. Bekanntlich drängt Frankreich auf eine deutsche Beteilung am Modernisierungsprogramm für den Kampfhubschrauber Tiger, an dem hierzulande wenig Interesse besteht. Überdies soll die nicht mit Paris abgestimmte  European Sky Shield Initiative (ESSI) zur Luftverteidigung unter deutscher Führung für Ungemach gesorgt haben.

Statement of Intent wichtiger Baustein

Während es noch bis vor kurzem hieß, dass sich beide Flugzeugbauer bei den technischen und kommerziellen Punkten des New Generation Fighters vermutlich einigen könnten, soll Dassault zuletzt nicht bereit gewesen sein, eine Unterschrift unter ein so genanntes Statement of Intent (SOI) zu setzen. In diesem SOI, das von Regierungsseite vorgegeben ist, werden dem Vernehmen nach grundsätzliche Verfahrensweisen für die FCAS-Kooperation festgelegt. Etwa, dass alle Partner unbeschränkten Zugang zu den intellektuellen Eigentumsrechten haben. Das Dokument dient damit als Basis der Zusammenarbeit.

Bei den bisherigen Verhandlungen soll Gerüchten zufolge überdies keine langfristige Einigung erzielt worden sein, sondern eher ein wackeliger Kompromiss. Dieser könnte womöglich so ausgesehen, dass in der ersten Demonstratorphase zunächst eine französische Flugsteuerung zum Einsatz kommen könnte. Damit würde eine finale Entscheidung zur Flugsteuerung für den New Generation Fighter auf der Zeitachse allerdings nur nach hinten verschoben  – mit zukünftigem Streitpotenzial.

Parallel zum trinationalen FCAS-Projekt will das Verteidigungsministerium ergänzende nationale Fördermittel für Forschung und Entwicklung bereitstellen, die für eine deutsche Technology Roadmap offenbar bei über 750 Millionen Euro bis zum Jahr 2027 liegen. Dabei geht es in acht Vorhaben unter anderem um Themen wie Missionsplanung, Sensorik und Bewaffnung. Zur Umsetzung dieses Vorhabens haben sich German FCMS – bestehend aus Diehl, ESG, Hensoldt sowie Rohde & Schwarz – mit MBDA Deutschland und Airbus zu einem Gemeinschaftsunternehmen zusammengeschlossen, um als einheitlicher Vertragspartner und Ansprechpartner für den Auftraggeber zu agieren. Die Unternehmen haben bereits im August ein Angebot abgegeben für das nationale F&T-Projekt abgegeben. Insidern zufolge wird auch hierbei eine Beauftragung noch vor Jahresende erwartet.
lah/21.10.2022

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