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Rechnungshof empfiehlt Verschrottung von PARS-3-Rakete

Einem Artikel des Magazins Capital von vergangener Woche zufolge empfiehlt der Bundesrechnungshof die Verschrottung neuer Luft-Boden-Raketen des Typs PARS 3LR aufgrund von unzureichender Treffgenauigkeit und veralteter Technologie. Mit dem Flugkörper sollen die Kampfhubschrauber Tiger des Deutschen Heeres ausgestattet werden.

Capital schreibt, dass der Rechnungshof in einem vertraulichen Prüfbericht vom April unter anderem kritisiert, dass die Bundeswehr auf eine eigentlich in ihren Rüstungsprozessen vorgesehene Einsatzprüfung zugunsten von wenig aussagekräftigen Leistungsnachweisen der Industrie verzichtet habe, bevor sie die Herstellerfirmen MBDA und Diehl 2013 mit der Serienfertigung beauftragte.

Die Entwicklung des Fire-and-Forget-Flugkörpers PARS 3LR  geht noch auf Szenarien des Kalten Krieges zurück, in denen Kampfhubschrauber insbesondere zur Abwehr zahlenmäßig großer Panzerverbände der Warschauer-Pakt-Staaten eingesetzt werden sollten. PARS 3LR ist als Hauptbewaffnung des Kampfhubschraubers Tiger vorgesehen, der nach Launch der Rakete sofort die Position verändern und wieder in Deckung fliegen kann.

Bei der Einsatzprüfung des Flugkörpers im Jahr 2018, die laut Bericht zum Teil auf der White Sands Missile Range in New Mexico stattfand, lag bei den Tests auf diesem US-Schießplatz die Trefferquote  lediglich bei 16 Prozent, wie es in dem Capital-Artikel heißt. Bei  den zwölf getesteten Einsatzszenarien habe der Flugkörper nur in einem einzigen die Anforderungen bestanden.

Die Bundeswehr hat insgesamt 680 Lenkflugkörper PARS 3LR bestellt. Produziert wird die Waffe von der PARSYS GmbH, einem 50:50- Joint- Venture von MBDA Deutschland sowie Diehl Defence. Wie Diehl auf seiner Website schreibt, ist der PARS 3LR speziell auf die Bekämpfung von Bodenzielen ausgelegt. „Für die präzise und zuverlässige Zielverfolgung entwickelte Diehl Defence einen leistungsstarken Infrarot-Suchkopf. Komplexe Algorithmen der Bildverarbeitung erlauben auch in schwierigen Szenarien eine hohe Trefferwahrscheinlichkeit“, heißt es weiter.

Wie ein MBDA-Sprecher auf Nachfrage mitteilte, hat sein Unternehmen darüber Kenntnis, dass ein Bericht des Bundesrechnungshofes zu PARS in der Entstehung ist. Inhalte seien allerdings nicht bekannt. Sobald ein Bericht vorliege, werden sich MBDA damit befassen.

Ein Sprecher des Bundesrechnungshofes wollte die von Capital gemachten Aussagen mit Verweis auf die Vertraulichkeit des Prüfberichtes nicht kommentieren. Seiner Aussage zufolge wird nach Stellungnahme des BMVg ein finaler Bericht in seinem Haus angefertigt. Zu Zeitplänen machte er keine Angaben.

Von Diehl und vom BMVg lag bis zum frühen Nachmittag keine Stellungnahme vor.
lah/12/23.9.2019

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