Anzeige

Boeing erwartet 2026 Anfangsbefähigung für MQ-25

Der US-Luftfahrt- und Rüstungskonzern Boeing treibt gegenwärtig die Entwicklung seines unbemannten Luftfahrzeugs MQ-25 voran, das zukünftig auf Flugzeugträgern der amerikanischen Marine eingesetzt werden soll. Der Flieger ist für die Luftbetankung der trägergestützten Flugzeuge der Navy vorgesehen. Die Initial Operating Capability (IOC) sei für das Jahr 2026 geplant, sagte Troy Rutherford, Vice President and MQ-25 Program Manager, Ende Mai bei einem Informationstag seines Unternehmens vor Pressevertretern am Unternehmensstandort im US-Bundesstaat Illinois.

Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben bereits 36 Testflüge mit den ersten Exemplaren des UAV (Unmanned Aeria Vehicle) am Standort MidAmerica St. Louis Airport in Illinois, wenige Autominuten vom großen Boeing-Werk in St. Louis im Bundesstaat Missouri absolviert. Die Verantwortung für diese Tests liegt bei der US-Navy. Nach Aussage von Rutherford sind bei der Entwicklung der MQ-25 Erfahrungen aus Projekten mit anderen Navy-Flugzeugen wie der F/A-18 eingeflossen.

Wie der Manager weiter ausführte, wird die US-Navy mit Einführung der MQ-25 die Reichweite ihrer Fighter Wings  – die von dem futuristischen Flugzeug betankt werden sollen – ausweiten. Die MQ-25 selbst werde eine größere Reichweite aufweisen als die gegenwärtig als Tankflugzeug genutzten F/A-18-Jets, sagte Rutherford ohne Details zu nennen. Durch die Verwendung des UAV sollen F/A-18-Jets für Kampfmissionen freigemacht werden. Auch die Kapazität zur Aufnahme von Treibstoff der MQ-25 liegt laut Boeing über der der F/A-18. Es sei geplant, pro Träger mindestens fünf der UAV einzusetzen. Bei den Tests wurde laut Boeing bereits die Betankung von Flugzeugen der Typen F/A-18 (Juni 2021), E-2D Hawkeye (August 2021) und der F-35C Lightning II (September 2021) nachgewiesen.

Die MQ-25 soll in Zukunft die Flugzeuge der US Navy in der Luft betanken. Foto: lah

Der Prototyp der MQ-25 mit der Firmenbezeichnung T1 hatte  seinen Erstflug im Jahr 2019. Gegenwärtig befinden sich vier Rumpfteile im Produktionsprozess, wie Boeing-Managerin Erika Henkel vom MQ-25-Team des Flugzeugbauers, im Werk von St. Louis erläuterte.

Für die Fertigung des UAV hat Boeing in Illinois bereits eine große Fertigungshalle mit rund 28.000 Quadratmetern in direkter Nachbarschaft des Testflugplatzes errichtet.  Dort soll auch die finale Montage des Fliegers stattfinden. Vorgesehen sei, jeweils sechs Maschinen im Produktionsprozess zu haben, so Henkel. Gegenwärtig plant Boeing den Bau von neun Maschinen, von denen zwei für statische Tests verwendet werden und sieben für Flugerprobungen, von denen wiederum fünf für die Navy vorgesehen sind. Danach sollen 69 weitere Maschinen folgen.

Nach Aussage von Boeing-Manager Rutherford ist die MQ-25 auf Wachstum ausgelegt und verfügt deshalb über entsprechende Platzreserven. Schon heute sei das UAV in einer Zweitrolle für das Aufgabengebiet Intelligence, Surveillance and Reconnaissance (ISR) vorgesehen.

Der Footprint der Maschine ist vergleichbar mit dem einer F/A-18, um auf einem Flugzeugträger einsetzbar zu sein.  Bei einer Länge von 15,45 Metern verfügt das UAV über eine Spannweite von 22,86 Metern (bei eingeklappten Tragflächen 9,54 Meter). Start und Landungen erfolgen automatisch – es ist kein Pilot mehr in der Bodenstation erforderlich, der mit einem Joystick den Flieger steuert. Dennoch verfügt das System über eine Kontrollstation auf dem Schiff, bei der Lockheed Martin als Partner von Boeing fungiert. Laut Hersteller verfügt die MQ-25 über einen bewährten Antrieb von Rolls Royce, redundante Kommunikationssysteme, diverse Back-Up-Systeme und ein robustes Fahrwerk. Den Piloten im Bodenkontrollraum obliegt die Aufgabe, jede Phase des zuvor ausgearbeiteten Ablaufplans für Start, Flug und Landung, freizugeben. Während des Flugs übermittelt das UAV kontinuierlich seinen Status zur Bodenkontrollstation.

Nach Aussage von Rutherford geht die Navy davon aus, dass in Zukunft rund 60 Prozent aller auf einem Flugzeugträger eingesetzten Maschinen unbemannt sein werden. Die futuristische Form der Maschine deutet darauf hin, dass das Flugzeug über einen geringeren Radarquerschnitt als eine F/A-18 verfügt. Boeing wollte sich jedoch nicht zu den Stealth-Eigenschaften der MQ-25 äußern. Da die Betankung von F-35C der Navy nachgewiesen wurde, dürfte dies auch für die Maschinen des gleichen Typs der US Air Force möglich sein.

Die Royal Australian Air Force will die MQ-28 als so genannten Loyal Wingman einsetzen.    Foto: lah

Neben der MQ-25 stellte Boeing auch die MQ-28 Ghost Bat vor. Dieses von Boeing Australia in Zusammenarbeit mit dem Commenwealth of Australia und der Royal Australian Air Force (RAAF) entwickelte unbemannte Flugzeug, das deutlich kleiner als das Tankflugzeug der Navy ist, wird von der RAAF als so genannter Loyal Wingman eingesetzt. Verantwortlich für die Entwicklung der beiden UAVs ist bei Boeing die interne Abteilung Phantom Works, die sich mit Innovationen beschäftigt, über die aber wenig bekannt ist.

Die MQ-28 befindet sich Boeing zufolge für Tests in den USA. Der Pressetermin Ende Mai dürfte das erste Mal gewesen sein, dass das UAV außerhalb Australiens gezeigt wurde.

Bei der MQ-28A Ghost Bat handelt es sich nach Angaben des australischen Verteidigungsministeriums um ein autonomes Luftfahrzeug, das als Teil eines integrierten Systems von bemannten und unbemannten Flugzeugen und weltraumgestützten Fähigkeiten eingesetzt werden soll. Wie es im jüngsten Defence Strategic Review vom April weiter heißt, soll das UAV weniger kosten als eine bemannte Plattform und schnell zu ersetzen sein.  Das Programm zur Entwicklung der MQ-28 solle in Zusammenarbeit mit den USA erfolgen, schreiben die Autoren des Review.

Im Rahmen des französisch-deutsch-spanischen Gemeinschaftsprojekts Future Combat Air System (FCAS) sollen auch Loyal Wingmen – die hier als Remote Carrier  bezeichnet werden – das neue Kampfflugzeug begleiten. Dafür stehen dann, wenn alles gut läuft, in ein paar Jahren die ersten Demonstratoren bereit. Bis dahin dürften allerdings Amerikaner und Australier bereits wertvolle Erkenntnisse gesammelt haben, weil sie bereits heute mit der MQ-25 und der MQ-28 über operative UAVs für derartige Aufgaben verfügen.
lah/12.6.2023

.i.td-icon-menu-up { display: none; }