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Schwedischer Saab-Konzern will in Deutschland expandieren

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Der schwedische Luftfahrt- und Rüstungskonzern Saab sieht in Deutschland einen seiner wichtigsten  Auslandsmärkte und möchte sein Engagement hierzulande durch Akquisitionen ausbauen.

„Deutschland ist eines von vier Ländern, die als Schlüsselmärkte ausgewählt wurden. In Europa ist dies neben Deutschland nur noch Großbritannien“, sagte Anders Sjöberg, Managing Director von Saab Deutschland, im Interview mit hartpunkt.de.

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Anders Sjöberg möchte das Deutschland-Geschäft von Saab ausbauen.
Foto: Saab

„Deutschland ist ein großer Markt und wird weiter wachsen“, ist der Schwede überzeugt. „Unsere Wachstumsstrategie sieht Zukäufe vor. Aber diese müssen natürlich  solide sein.“ Einen Fokus legt sein Unternehmen offenbar auf die maritime Rüstungstechnologie. „Wenn TKMS entscheiden sollte, den Überwasserbereich von Atlas Elektronik abzustoßen, haben wir Interesse daran“, sagte der Manager. Atlas Elektronik hat seinen Hauptsitz mit über 1.000 Mitarbeitern in Bremen.

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Mehrere Firmen an Atlas Elektronik interessiert

Als ein Weltmarktführer – neben Lockheed Martin – bei Combat Management Systemen für Marineschiffe sei sein Unternehmen fest davon überzeugt, dass Saab für den Standort Bremen und Deutschland die beste Alternative darstellen würde – sowohl hinsichtlich der Arbeitsplätze als auch hinsichtlich des Transfers von modernster Technologie, sagte Sjöberg. „Wir  würden Bremen zu einem Exzellenzstandort für die Minenbekämpfung innerhalb der Saab-Gruppe machen.“ Auch die deutschen Werften würden seinen Worten zufolge davon profitieren, dass dann in der Hansestadt alle Marine-Systeme sowohl für die Bundeswehr als auch für den Export aus einer Hand integriert werden könnten.

Nachdem TKMS vor einigen Monaten alle Anteile an Atlas Elektronik von Airbus übernommen hatte, liefen gut informierten Kreisen zufolge zunächst Gespräche hinsichtlich des Verkaufs bestimmter Sparten der Spezialfirma für Torpedos, Minenkampf und Sonartechnik. Offenbar jedoch ohne Ergebnis. Denn wie TKMS am Rande einer Schiffstaufe vor einigen Wochen mitteilte, stehen im Augenblick keine Teile des Tochterunternehmens zur Disposition. Medienberichten zufolge haben in der Vergangenheit neben Saab auch Hensoldt, Thales und Kongsberg Interesse an Atlas Elektronik gezeigt.

Unterstützung beim MKS 180

Beim Projekt des neuen Mehrzweckkampfschiffs MKS 180 unterstützt sein Unternehmen die Atlas Elektronik GmbH –  die für das Angebot des Konsortiums von  Lürssen und TKMS das FüWes beisteuern soll –  im Bereich des Feuerleitung, wie Sjöberg ausführte.  „Wir haben auch bereits bei der Ausrüstung der algerischen Fregatten mit Atlas zusammengearbeitet.“ Allerdings gibt es auch Konfliktfelder zwischen den Unternehmen: So streiten sich die beiden in Großbritannien juristisch um intellektuelle Eigentumsrechte. Das Problem sei allerdings lösbar, ist Sjöberg überzeugt.

Möglichkeiten der bilateralen Zusammenarbeit sieht Sjöberg auch im Bereich einer zukünftigen Generation von Minenabwehrfahrzeugen. „Hier gibt es ständig Gespräche zwischen Schweden und Deutschland auf Ministeriumsebene aufgrund der ähnlichen Bedürfnisse in der Ostsee.“ Saab könne beispielsweise seine Erfahrungen mit nicht-magnetischen Komposit-Materialien einbringen, falls dies von deutscher Seite gewünscht werde.

Als eines der wenigen europäischen Unternehmen, die in ihrem Portfolio über Produkte für Luftwaffe, Marine und Heer verfügen, sieht Saab auch Anknüpfungspunkte mit der Bundeswehr beim Thema Luftverteidigung.  So werde sein Unternehmen womöglich mit seinem Mittelbereichsradar Giraffe 4A am TLVS/MEADS-Projekt beteiligt sein, sagte Sjöberg. „Zumindest ist dieses Radar für TLVS empfohlen worden, weil es sehr gut mit der Rakete Iris-T SL zusammenarbeitet.“ Seit wenigen Wochen führt MBDA als Generalunternehmer konkrete Vertragsgespräche für die Umsetzung von TLVS mit dem BMVg. „Wir sind an den Verhandlungen von  MBDA mit dem Kunden beteiligt, quasi auf dem Rücksitz“, sagte Sjöberg. So stehe man für Nachfragen zu Dokumenten und Preisen bereit.

Giraffe 4A als Mittelbereichsradar für TLVS?

Das Radar befindet sich seinen Worten zufolge bereits in der Serienproduktion in Schweden; die Gallium-Nitrit-Komponenten dafür würden von einem Joint Venture von Hensoldt und Thales in Ulm geliefert. „Wir integrieren gegenwärtig auf eigene Kosten das TLVS-Interface mit der Bezeichnung Battle Management Plug & Fight Interface in das Radar. Die Arbeiten sollen Anfang kommenden Jahres abgeschlossen werden.“ Mit der Abfangrakete Iris-T SL sei das Radar bereits integriert, sagte Sjöberg. „Diehl Defence ist für uns ein strategischer Partner in Deutschland und auf dem Weltmarkt. Sowohl bei der Anti-Schiff-Rakete RBS 15 und Iris-T.“ So arbeite man bei der Weiterentwicklung der RBS 15 zusammen.

Saab-Manager Sjöberg würde neben Diehl auch gern stärker mit anderen deutschen Unternehmen zusammenarbeiten: „Ich sehe mehrere Felder der Kooperation mit Hensoldt, die für den deutschen Kunden und  den Export  positive Auswirkungen hätten.“ Natürlich werde man in anderen Bereichen als Konkurrenten auftreten, räumte er ein.

Industriekooperation mit Norwegen

„Wir führen  gegenwärtig Diskussionen mit Deutschland und Norwegen in Hinblick auf Industriekooperationen“, sagte Sjöberg. Norwegen erwartet von seinen deutschen Partnern Geschäft für norwegische Unternehmen im Gegenzug für den Kauf von U-Booten bei TKMS. So will die Bundeswehr nach den Worten des Saab-Managers seine alten HADR-Luftraumüberwachungsradare im Rahmen eines Modernisierungsprogramms ersetzen und auch neue Artillerieortungsradare für die gegenwärtig noch genutzten  Cobra-Radare  beschaffen. „Bei HADR erwarte ich im kommenden Jahr die FFF.“  Als Nachfolger der HADR-Radare habe man die Giraffe 8a und als Ersatz für Cobra das Radar Arthur Mod D im Angebot, die von der norwegischen Saab-Tochtergesellschaft gefertigt werden. „Das norwegische Verteidigungsministerium akzeptiert diese Radare als Offset“, sagte Sjöberg. „Wir würden eine Kooperation mit Hensoldt in diesem Bereich begrüßen.“ So könnten seiner Einschätzung zufolge – sollte Saab den Zuschlag erhalten – die  nationalen Anpassungen von Hensoldt kommen.

Nach Aussage von Sjöberg hat Saab auch Interesse daran, beim Future Combat Air System (FCAS) als Ersatz für den Kampfbomber Tornado mit der deutschen Industrie zu kooperieren.  „Schweden und Deutschland befinden sich in Diskussionen. Auch Saab und Airbus haben dazu Gespräche geführt. Wir warten jetzt allerdings auf die Entscheidung des deutschen Verteidigungsministeriums, welches Partnerland für FCAS ausgewählt wird“, sagte er.

Saab an Zusammenarbeit bei FCAS interessiert

„Saab würde mit seiner Erfahrung mit der Next Generation Gripen ein guter Partner für Airbus sein.“ Der schwedische Konzern will 2019 mit der Lieferung der neuesten Version seinen Kampfflugzeugs, der Gripen E,  starten. Das Flugzeug wird laut Sjöberg über einen „neuen Kern“ von Avionik, Flugkontrolle sowie Software verfügen. „Keine andere Industrie hat im Augenblick diese Erfahrung. Wir könnten ein sehr kompetenter Partner sein, um Risiken bei FCAS reduzieren helfen“, sagte er. „Wir arbeiten sehr eng mit Airbus zusammen. Etwa bei der Selbstschutz-Fähigkeit des Tornados. Ebenso beim Eurofighter und bei kommerziellen Flugzeugen.“

Wie der Saab-Manager weiter ausführte, hat auch Schweden mit Studien für ein  „System of Systems“ begonnen: „In einem FCAS-Konzept besteht eine ganze Reihe gemeinsamer Interessen zwischen beiden Ländern.“
lah/15.6.2017