Der schwedische Rüstungskonzern Saab und das IT-Start-Up-Unternehmen Helsing wollen im Bereich des Elektronischen Kampfs (EK) zusammenarbeiten und der Luftwaffe marktverfügbare Lösungen für die so genannte kognitive EK anbieten.
Wie Saab in einer Mitteilung schreibt, haben dazu Anders Sjöberg, Geschäftsführer der Saab Deutschland GmbH, und Gundbert Scherf, Mitgründer und Geschäftsführer der Helsing GmbH, im Mai eine Absichtserklärung zur strategischen Zusammenarbeit beider Unternehmen im Bereich des kognitiven EK unterschrieben. Im Fokus der Kooperation stehen Saab zufolge luftgestützte Systeme der Luftwaffe für den EK sowie ihre bodengebundenen Komponenten.
Der Elektronische Kampf sei für die Luftwaffe von wachsender Bedeutung, schreibt Saab. Die Bedrohungslage durch gegnerische Beeinflussung des elektromagnetischen Spektrums, welche die eigene Operationsführung und Kommunikation stören oder gar verhindern, berge große Herausforderungen. Gleichzeitig ergibt sich Saab zufolge mit der Entscheidung für den Eurofighter als Nachfolger des Tornado ECR die Gelegenheit, um in das Zeitalter des kognitiven EK einzutreten und den kontinuierlichen Fähigkeitsaufwuchs mit einem Software-first-Ansatz zu gestalten.
Nach Aussage von Saab-Geschäftsführer Sjöberg werden durch die Zusammenarbeit marktverfügbare State-of-the-Art-Sensorik mit modernster Technologie im Bereich Künstlicher Intelligenz verbunden. Das sei in dieser Form in Europa einzigartig. Saab will dazu seine bereits im Kampfflugzeug Gripen in Schweden und Brasilien genutzte Electronic Warfare Suite Arexis einbringen. Sjöberg zufolge werden Komponenten von Arexis am Saab-Standort Nürnberg hergestellt.
Nur mit KI-basierter Informationsverarbeitung und Software könne die Bundeswehr ihre Fähigkeiten im Bereich des Elektronischen Kampfes kontinuierlich adaptieren und weiterentwickeln, ist Helsing-Mitgründer Scherf überzeugt. „Gemeinsam bieten Saab und Helsing der Bundeswehr eine marktverfügbare, souveräne und zukunftssichere Lösung: Saab als führender Hersteller von EK-Systemen und Helsing als Vorreiter in der nationalen Schlüsseltechnologie, der Software für den kognitiven Elektronischen Kampf“, so Scherf.
Wie der Firmengründer am Dienstag während eines Empfangs in Berlin erläuterte, soll die Beschaffung eines Eurofigther-Nachfolgers für die ECR Tornados bis 2028 umgesetzt werden. Das sei eine sehr kurze Zeit bis zur Einführung und erfordere deshalb eine marktverfügbare Lösung. Die Flugzeuge – bisher sind 15 geplant – sollen dann in den 30er Jahren ihren Dienst tun. Beim Ansatz von Saab und Helsing gehe es an erster Stelle darum, ein umfassendes 3D-Lagebild des elektromagnetischen Spektrums zu erstellen und erst an zweiter Stelle um das Jammen, betonte Scherf. Seinen Worten zufolge besteht die Herausforderung darin, in Zukunft mit so genannten Software defined Emittern Schritt zu halten, um diese in Echtzeit aufklären zu können. Dazu sei eine weitgehende Datenauswertung an Bord des Flugzeugs erforderlich.
Beobachter gehen davon aus, dass auch andere Unternehmen wie Hensoldt, eine Angebot für die neuen ECR-Eurofighter machen werden. Das Unternehmen nutzt nach eigenen Angaben auch verstärkt KI, hat aber einen Schwerpunkt auf die Entwicklung von Jammern gelegt. Als weitere potenzielle Anbieter gelten israelische und US-Konzerne.
lah/12/1.6.2022