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Beide Wettbewerber geben Angebote ab

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Beim Beschaffungsprozess für einen neuen schweren Transporthubschrauber (STH) der Bundeswehr haben beide Anbieter eine wichtige Hürde genommen: Sowohl das Konsortium um Sikorsky und Rheinmetall als auch Boeing haben  am Montag nach eigenen Angaben Angebote für den zukünftigen STH dem Bundeswehr-Beschaffungsamt BAAINBw übergeben.

Das Projektteam unter der Führung des US-Hubschrauberherstellers Sikorsky mit dem deutschen Technologiekonzern Rheinmetall und weiteren Firmen geht  dabei mit dem CH-53K ins Rennen. Im Kernteam sind die deutschen Industrieunternehmen MTU Aero Engines, Autoflug GmbH sowie Hydro Systems KG vertreten.

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„Wir werden im weiteren Verlauf die Details unseres STH Angebots im engen Dialog mit dem BAAINBw abstimmen“, sagte Frank Crisafulli, Leiter des STH-Teams bei Sikorsky, am Montag im Rahmen eines Pressegesprächs in Bonn.  „Durch den frühzeitigen Aufbau eines deutschen Industrieteams und die Expertise unserer Partner können wir die Qualität des Angebots und im Anschluss auch die hohe Verfügbarkeit der CH-53K im Dienst der Bundeswehr sichern“, sagte der ehemalige Marines-Pilot weiter.

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Mike Schmidt, Geschäftsführer der Rheinmetall Aviation Services GmbH, hob die Bedeutung des Projekts für den Industriestandort Deutschland hervor. „Deutsche Unternehmen werden einen erheblichen Anteil am Erfolg des CH-53K-Programms haben. Das bedeutet für die Industrie die Schaffung vieler neuer, langfristiger Arbeitsplätze für hochqualifizierte Mitarbeiter und einen wichtigen Know-how-Transfer“, sagte Schmidt in Bonn. Neben dem bereits aufgebauten Kernteam könnten am Ende weitere Unternehmen der deutschen Verteidigungsindustrie von dem Beschaffungsprojekt profitieren. Rheinmetall würde im Fall des Zuschlags Kapazitäten für Wartung und Instandhaltung insbesondere am Standort Leipzig  bündeln.

Nach Aussage von Sikorsky bietet die Avionik und das digitalisierte Flugsteuerungssystem des CH-53 K  Aufwuchspotenzial für die Integration weiterer Systeme und auch die Nutzlastfähigkeit könne mit relativ einfachen Modifikationen erheblich gesteigert werden. Ein integriertes Sensor- und Diagnosesystem ermögliche es dem Hubschrauber, Probleme frühzeitig zu erkennen und einzugrenzen.

Als weiteren Vorteil der CH-53K sieht das Unternehmen die Fähigkeit zur Luftbetankung sowie volle Interoperabilität mit dem Betankungsflugzeug KC-130J von Lockheed Martin, dessen Beschaffung die Bundeswehr plant. Aufgrund der Auslegung des Laderaums sei die CH-53K zudem fähig, die gleichen Lufttransportpaletten wie die C-130J und der A400M aufzunehmen und so einen schnellen Ladungsumschlag zu ermöglichen.

Crisafulli betonte in Bonn, dass die Bundeswehr spezielle Anforderungen an den neuen Hubschrauber stellt. So muss er sowohl für medizinische Evakuierungs- als auch für bewaffnete Such- und Rettungsmissionen (CSAR) einsetzbar sein. Besonders geeignet ist die CH-53K laut Hersteller bei der zunehmend wichtigen Brandbekämpfung aus der Luft, da kein anderer verfügbarer Hubschrauber mehr Löschwasser, Material und Personal in Einsatzgebiete transportieren kann.

Im Falle einer erfolgreichen Bewerbung wollen Sikorsky und Rheinmetall am Flughafen Leipzig/Halle ein Logistikzentrum sowie ein STH-Flotten-Unterstützungszentrum aufbauen. Wie die beiden Unternehmen bereits Ende Oktober 2019 ankündigten, befinden sie sich dazu in fortgeschrittenen Gesprächen mit Vertretern der Landespolitik, den dort bereits ansässigen Unternehmen sowie dem Flughafenbetreiber.

Gestern hat überdies  Boeing  seine Antwort auf die Angebotsaufforderung für Deutschlands künftigen STH abgegeben, wie das Unternehmen in einer Mitteilung schreibt. Das Unternehmen geht mit dem H-47 Chinook ins Rennen. Die Auftragsvergabe für die Beschaffung von 44 bis 60 Hubschraubern, einschließlich Wartung und Instandhaltung sowie Training, erwartet Boeing im kommenden Jahr.  Dies deckt sich mit der Einschätzung von Rheinmetall und Sikorsky. Das Konsortium hat nach eigenen Angaben ein indikatives Angebot abgegeben. Die Aufforderung zum so genannten Best and Final Offer wird gegen Jahresende erwartet.

”Wir haben unsere Antwort auf die Angebotsaufforderung eingereicht und freuen uns darauf, mit dem BAAINBw und der deutschen Industrie zusammenzuarbeiten, um der Bundeswehr die beste Lösung bereitzustellen“, wird Michael Hostetter, Vice President für Boeing Defense, Space & Security in Deutschland in der Mitteilung seines Unternehmens zitiert. Der H-47 Chinook verfüge über eine Technologie-Roadmap, mit der er über viele Jahrzehnte hinweg auf neuestem technologischen Stand bleiben werde.

Nach Aussage von  Michael Haidinger, President Boeing Deutschland, verpflichtet sich sein Unternehmen, Wartung, Instandhaltung und Training sowie Teile der Produktion in Deutschland durchzuführen. Das deutsche  Industrie-Team für den H-47 Chinook werde weiter  ausgebaut.

Mit der Abgabe des Angebots beginnt die nächste Phase im Ausschreibungsprozess um den STH.  Das Angebot bildet laut Rheinmetall die Grundlage für die Verhandlungen mit dem BAAINBw. Die erste Auslieferung der Luftfahrzeuge könnte ab 2024 erfolgen, um den nahtlosen Übergang von der aktuellen CH-53G Flotte zu ermöglichen, das entsprechende Personal auszubilden und die logistischen Grundlagen für den Betrieb in Deutschland zu schaffen.
lah/14.1.2020