Das innerhalb des US-Heeres für die Weiterentwicklung der ABC-Abwehrfähigkeiten zuständige U.S. Army Combat Capabilities Development Command Chemical Biological Center entwickelt zusammen mit der Industrie ein unbemanntes Bodensystem (UGV). Dies gab das Kommando bereits Mitte August bekannt. Demnach erfolgte am 5. Mai 2024 im Rahmen eines als Maneuver Support and Protection Integration eXperiments (MSPIX) bezeichneten Vorhabens die Erprobung eines für die Dekontaminationsrolle optimierten UGV mit einem anschließenden Austausch zwischen Angehörigen der Army und der entwickelnden Industrie.
Die Verwendung eines UGV in der Dekontaminationsrolle ist ein Paradebeispiel für die sogenannten 3Ds: „Dull, Dirty, Dangerous“. Diese stehen für Aufgaben, die als eintönig (dull), schmutzig (dirty) und gefährlich (dangerous) gelten und daher prädestiniert für Roboter sind. Die ABC-Abwehr der U.S. Army erhofft sich neben der Reduzierung der Gefährdung und Einsparung von Personal auch eine deutliche Effizienzsteigerung. Zukünftig wünschen sich die US-Streitkräfte sogar Teilstreitkräfte übergreifend ein autonomes System, welches insbesondere bei Fahrzeugen Art und Ausbreitung der Kontamination erkennt und gezielt dekontaminiert. Kristi Davis, der leitenden Ingenieurin des Development Command Chemical Biological Center zufolge kann ein UGV mit einer auf die verseuchten Stellen fokussierten Beseitigung der Kontamination nicht nur schneller, sondern auch mit einer signifikanten Einsparung an Dekontaminationsflüssigkeit den Auftrag ausführen. Hierdurch werde die Belastung der eigenen Logistikkette reduziert und das betroffene Fahrzeug sei schneller wieder einsatzbereit.
Der Mitteilung zufolge wurde das UGV im Rahmen der aktuellen MSPIX noch teleoperiert eingesetzt. Dazu mussten die Bediener, welche Angehörige der 1. US-Panzerdivision waren, zuerst in die Nutzung des Fahrzeugs eingewiesen werden. Zukünftig ist jedoch die teilweise oder sogar vollständig autonome Anwendung vorgesehen. Hierzu ist bereits ein MSPIX für 2025 geplant.
Die Ideen, ein unbemanntes Bodensystem in einem kontaminierten Umfeld einzusetzen, ist indes nicht neu. Bereits in den 1960er und 70er Jahren entstanden bodengebundene Roboter, welche durch die Entwicklung von Rovern für die Mondoberfläche einen weiteren technologischen Schwung erhielten. Diese für die Nutzung unter extremen Umweltbedingungen und starker Strahlungslast optimierten Fahrzeuge wurden zuerst 1986 bei der Tschernobyl-Katastrophe in einem realen Szenario eingesetzt. Damals debütierten gleich mehrere ferngelenkte Fahrzeuge unterschiedlichster Nationen. Neben den zahlreichen sowjetischen Mustern kamen damals auch UGV aus Japan, den USA und mit dem MF-3 auch aus Westdeutschland zum Einsatz.
Kristóf Nagy