Der schwedische Verteidigungsminister Pål Jonson hat bei einem Treffen mit seinem brasilianischen Amtskollegen eine Absichtserklärung zur Beschaffung von taktischen Transportflugzeugen des Typs Embraer C-390 unterschrieben. Dies gab der schwedische Verteidigungsminister am 9. November in einer Pressemitteilung bekannt. Schweden wird damit die fünfte NATO-Nation und das sechste europäische Land, welches das vielseitige Muster einführt, nachdem erst Ende Oktober auch die tschechische Republik die C-390 bestellt hat.
Derzeit nutzt die schwedische Luftwaffe als Militärtransportflugzeug die lokal als TP 84 Hercules bezeichnete C-130H, welche der Mitteilung zufolge nicht nur veraltet, sondern auch insbesondere bezüglich der Zuverlässigkeit und Ersatzteileversorgung problembehaftet ist. Daher sei bereits seit geraumer Zeit ein Prozess zur Ablösung des seit 50 Jahren in Dienst stehenden Musters angestoßenen worden. Laut dem Chef des schwedischen Verteidigungsstabs, Generalleutnant Carl-Johan Edström, ist mit der nun getroffenen Entscheidung endlich die Möglichkeit für eine operative Planung innerhalb der Streitkräfte in Bezug auf die zukünftige Lufttransportfähigkeit gegeben.
Die Embraer C-390 absolvierte 2016 ihren Erstflug und steht seit 2019 bei der brasilianischen Luftwaffe im Dienst. Der moderne Schulterdecker kann bis zu 80 Personen oder wahlweise 26 Tonnen Fracht transportieren und verfügt über eine Höchstgeschwindigkeit von 850 km/h. Auch die NATO-Länder Portugal und Ungarn betreiben das multifunktionale Transportflugzeug. Um die Maschine NATO-kompatibel zu machen, wurde die Bordavionik und die Kommunikationseinrichtung überarbeitet und entsprechende Komponenten eingebaut.
Schweden und Brasilien bauen mit der Absichtserklärung ihre bereits vorhandene Kooperation im militärischen Luftfahrtsegment weiter aus. So hatte Brasilien im Jahre 2014 insgesamt 36 Jagdflugzeuge JAS 39 Gripen des schwedischen Herstellers Saab bestellt, von denen bereits acht ausgeliefert wurden. Am Rande der Unterzeichnung der Absichtserklärung wurde bekannt, dass Brasilien seine Gripen-Flotte um weitere neun Maschinen zu erweitern gedenkt. Diese sollen in einer Kooperation mit Embraer in Brasilien gefertigt werden.
Anfang des Jahres wurde bekannt, dass auch Lockheed Martin der schwedischen Regierung ein Angebot unterbreitet hatte. Diese sah für die Ablösung der verblieben fünf C-130H Hercules und einer luftbetankungsfähigen KC-130H die C-130J Super Hercules vor. Dieses Angebot konnte sich offenkundig nicht durchsetzen. Bereits 2022 teilte die schwedische Luftwaffe ihre Absicht mit, vier gebrauchte C-130J aus Italien zu erwerben. Im März 2023 wurde dann bekannt, dass der als bereits sicher geltende Verkauf nicht zustande komme, da die schwedische Luftwaffe das Muster nicht mehr als geeignet für ihre Anforderungen erachte.
Kristóf Nagy
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