Die zum staatlichen russischen Rüstungskonzern Rostec gehörende Ruselectronics-Holding hat eigenen Angaben zufolge ein modulares Störsystem zur Drohnenabwehr im Nahbereich entwickelt. Dies gab Rostec bereits am 18. Juli in einer Pressemitteilung bekannt. Das System befindet sich laut der Mitteilung bereits in der Auslieferung, unter anderem an die russischen Streitkräfte.
Bei der Jammer-Lösung, welche die Herstellerbezeichnung Leshy trägt, handelt es sich um eine Entwicklung des zur Ruselectronics-Holding gehörenden Polyus Entwicklungsbüros. Der Mitteilung zufolge wurde das Störsystem insbesondere zur Abwehr von FPV-Drohnen entwickelt. Dabei ist das kompakte System sowohl für mobile als statische Anwendungen geeignet. Die effektive Reichweite soll Herstellerangaben zufolge mindestens 250 m betragen. Die Angaben sollen auch für die Nutzung auf einem sich bewegenden Fahrzeug gelten. Der Mitteilung zufolge ist das System im Vergleich zu vorhandenen Jammern nicht nur überaus effektiv, sondern auch kostengünstig in der Herstellung.
Dem Ruselectronics-Sprecher zufolge zielt der Hersteller des Leshy-Systems nicht nur auf den Schutz von militärischen Systemen ab, sondern hat auch den Schutz ziviler Industrieanlagen im Blick. Wie dies im Falle der durch die Ukraine verwendeten One Way Drones (Einwegdrohnen analog Flugbomben) funktionieren soll, welche im Endanflug keine Telemetrieübertragung bzw. externe Steuerung aufweisen, erläuterte die Mitteilung nicht. Bei aktiv gelenkten Angriffen mit Drohnen kurzer Reichweite im Hinterland, wie sie im Februar 2023 gegen ein russisches A-50-Frühwarnflugzeug auf dem Luftwaffenstützpunkt Machulishchy in Weißrussland zu beobachten waren, könnten solche Systeme jedoch durchaus wirksam sein. Der Hersteller bietet zudem auch eine in der Reichweite optimierte Lösung unter der Bezeichnung Groza an, welche einen Schutz bis zu einer Distanz von 300 m aufweisen soll.
Das Thema der Abwehr von Drohnen im Nahbereich scheint in der Kommunikation von Rostec eine immer größere Rolle einzunehmen. So äußerte sich am 15. Juli ein nicht namentlich genannter Vertreter des ebenfalls zu Rostec gehörenden St. Petersburger Konstruktionsbüros für Sondermaschinenbau gegenüber Medien zum Thema Nahbereichsschutz von Fahrzeugen gegen Drohnenangriffe.
Demnach entwickelt das Unternehmen Lösungen insbesondere gegen FPV-Drohnen auf der Basis bestehender aktiver Schutzsysteme gegen panzerbrechende Flugkörper. Auch ein Visier für Handwaffen zur infanteristischen Drohnenabwehr ist nach Aussage des Firmenvertreters in der Entwicklung. Ob und wann diese Projekte in konkrete und serienreife Produkte umgesetzt werden, sei jedoch nicht absehbar.
Kristóf Nagy