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Rostec entwickelt fernzündbare Munition zur Drohnenabwehr

Kristóf Nagy

Der russische Rüstungsverbund Rostec entwickelt eigenen Angaben zufolge eine ganze Palette fernzündbarer Munition für Rohrwaffen in unterschiedlichen Kalibern. Dies gab der Direktor des Clusters für konventionelle Waffen und Munition Bekhan Ozdoew am 8. April 2024 in einem Interview mit der russischen Nachrichtenagentur TASS bekannt. Demnach soll durch die Entwicklung zahlreiche bereits eingeführte Gefechtsfahrzeuge und Waffensysteme zur Drohnenabwehr befähigt werden.

Nach dem Stand der aktuellen Entwicklung gefragt, ging Ozdoew ausführlich auf die Arbeiten bei Rostec ein. Demnach sei ein Schwerpunkt die Entwicklung einer automatisierten Fernzündung von Maschinenkanonen-Munition. Der Topmanager gibt dabei an, dass es im Kaliber 30 mm bereits sehr vielversprechende Versuche bei der Einrüstung in das schwere Unterstützungsfahrzeug BMPT – landläufig auch als Terminator bezeichnet – gebe. Demnach wird das Geschoss am idealen Punkt der Flugbahn automatisiert ferngezündet.

An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass die Vermutung nahe liegt, dass es sich um tempierbare Munition handelt. Vermutlich handelt es sich um ein automatisiertes System, welches anhand von Sensorendaten eine ballistische Berechnung durchführt an dessen Ende nicht nur die Ausrichtung der Waffenanlage und Schussabgabe, sondern der auch der Zeitpunkt für das Umsetzen des Geschosses ermittelt und programmiert wird. 

Technisch gibt es zwei Wege, wie Munition programmiert werden kann. Zum einen besteht die Möglichkeit die Munition vor der Schussabgabe zu „tempieren“. Bei diesem Verfahren werden bis auf die V0 – die exakte Geschwindigkeit des Projektils bei Rohraustritt – alle für die Ballistik relevanten Parameter berechnet und dem Geschoss so ein Zündpunkt nach einer bestimmten Zeitdauer vorgegeben. Beim zweiten Verfahren erfolgt die Programmierung bei Rohraustritt, was daher auch die Berücksichtigung der V0 erlaubt, welche aufgrund von Fertigungstoleranzen bei der Munitionsproduktion variieren kann. Dieser Weg gilt als der präzisere, benötigt dafür jedoch Veränderungen an der Waffenanlage. Da Ozdoew ausschließlich über die Munitionsentwicklung spricht und zudem die Nutzung der Munition in eingeführten, teils jahrzehntealten Systemen ankündigt, deutet dies darauf hin, dass die Programmierung der Munition vor der Schussabgabe erfolgt.

Neben der dafür nötigen Zünderkonstruktion sei auch die Splitterwirkung der Geschosse erhöht worden, um die Wirkung im Ziel und die Trefferwahrscheinlich zu erhöhen, so der Rostec Manager. Laut Bekhan Ozdoew soll neben dem bereits benannten BMPT die Integration auch in die Fahrzeuge des Typs BTR-82A und BMP-3M erfolgen.

Ozdoew ging in seinen Ausführungen auch auf andere Kaliber ein, welche mit der Technologie ausgestattet werden sollen. Neben Waffen im naheliegenden Kaliber 57 mm, sollen in Zukunft auch deutlich kleinere Waffensysteme berücksichtigt werden. Möglich wäre hier die Integration in das 1960 eingeführte Flugabwehrkanonensystem ZU-23-2, welches noch immer zahlreich in den russischen Streitkräften vorhanden ist und unter anderem auch zur Verteidigung von Flugplätzen im Hinterland genutzt wird.

Kristóf Nagy

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