Der staatliche russische Rüstungskonzern Rostec arbeitet nach eigenem Bekunden mit dem auf die Entwicklung von Robotik spezialisierten Moskauer Unternehmen Gumich an einem neuen unbemannten Bodensystem (UGV). Dies gab Rostec am 04.06.2024 in einer Pressemitteilung bekannt. Das Fahrzeug ist der Mitteilungen zufolge für militärische Zwecke vorgesehen, könnte in Zukunft aber auch Aufgaben im Katastrophenschutz übernehmen.
Der UGV mit der Bezeichnung Impuls-M soll Alexander Gavrilow, dem Generaldirektor des Entwicklerunternehmens Gumich zufolge, unter anderem mit einem Turm für die Aufnahme von Sensorik und Rohrwaffen versehen werden. Auf dem mit der Pressemeldung verbreiteten Bild war nur eine nach vorn gerichtete Kamera im Bug des Fahrzeugs als Sensor erkennbar. Dies ist insbesondere daher überraschend, da in russischen Fachkreisen die auf Grundlage einer eigens entwickelten künstlichen Intelligenz (KI) basierende hohe Autonomie des Fahrzeugs betont wird. Dass diese KI einen sicheren Betrieb nur mit einer einzigen, nach vorn gerichteten Kamera bewerkstelligt, ist jedoch anzuzweifeln. Ein im nachrüstbaren Turm integriertes Sensorikpaket könnte hier unter Umständen Abhilfe schaffen.
Zudem plane man, laut Mitteilung die Integration von Panzerabwehrlenkflugkörpern. Die entsprechenden Tests an einem Standort des Unternehmens sollen Gavrilow zufolge bereits laufen. Durch die modulare Ausgestaltung des Fahrzeugs soll jedoch auch eine schnelle Umrüstbarkeit gewährleistet sein, um andere Rollen zu übernehmen. Weitere angedachte Einsatzzwecke sind der Pressemeldung zufolge das Legen von Minen oder der Transport von Verwundeten.
Laut Mitteilung kann das Impuls-M bei einem Leergewicht von einer Tonne bis zu 500 kg Zuladung aufnehmen. Das in Relation zur Größe hohe Gewicht und die Schürzen an der Seite des UGV legen zudem nahe, dass das Fahrzeug über einen Panzerschutz verfügt, wie er zunehmend auch auf ukrainischer Seite, auf Grundlage der Erkenntnisse aus dem Krieg, in den neu vorgestellten Entwürfen integrierte wird. Weitere 1,5 Tonnen können in einem Anhänger gezogen werden. Hierdurch kann das Fahrzeug auch Aufgaben im Bereich der militärischen Logistik übernehmen. Laut Alexander Gavrilov sei durch das Raupenfahrwerk des UGV die hohe Beweglichkeit auch in schwerem Gelände gegeben und der Impulse-M in der Lage Steigungen von über 30 Prozent zu überwinden.
Die Entwicklung von UGVs hat nicht erst seit dem Ukrainekrieg eine große Konjunktur in Russland. Bodenroboter wie den Uran-6 verwenden die Streitkräfte bereits seit über einem Jahrzehnt. Der Bewaffnete UGV Uran-9 kam zudem versuchsweise in Syrien zum Einsatz, wo sich gravierend Mängel in der mechanischen Zuverlässigkeit und im Bereich der stabilen Datenkommunikation zeigten. Dennoch stellten die russischen Streitkräfte bereits 2021 den ersten geschlossenen UGV-Versuchsverband auf. In dem Konflikt in der Ukraine stehen Bodenroboter in Bezug auf die Berichterstattung häufig im Schatten von unbemannten Luftfahrzeugen (UAS) und dennoch setzen beiden Konfliktparteien immer mehr UGVs auf dem Gefechtsfeld für die unterschiedlichsten Aufgaben ein.
Kristóf Nagy