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OHB liefert Aufklärungssatelliten an den Bund

Die OHB System AG – ein Tochterunternehmen des Bremer Raumfahrtkonzerns OHB SE –  hat vergangene Woche „von den zuständigen Stellen der Bundesrepublik Deutschland“ den Zuschlag für die Realisierung eines Satellitensystems zur weltweiten elektro-optischen Aufklärung erhalten. Wie das Unternehmen weiter mitteilte, wird für die Umsetzung des Vorhabens einen Budgetrahmen von bis zu 400 Mio EUR veranschlagt. Zu weiteren Details wollte sich ein OHB-Sprecher mit Verweis auf eine Absprache mit dem Kunden nicht äußern.

Presseberichten zufolge sollen für den veranschlagten Betrag bis zu drei Satelliten gebaut werden, die ab 2022 in Betrieb genommen und vom Bundesnachrichtendienst (BND) betrieben werden.

Der dem Kanzleramt unterstehende BND bestätigte, dass er ein eigenes System zur bildgebenden Satellitenaufklärung beschaffen will. „Das im Deutschen Bundestag zuständige Vertrauensgremium hat dafür mit Beschluss vom 21. Juni 2017 die haushalterischen Grundlagen geschaffen. Gegenwärtig werden Optionen zur Realisierung dieses Projektes geprüft“, teilte dazu eine Sprecherin des BND mit. Und weiter:  „Die (sicherheits-)politische Lage zeigt sich in der jüngeren Vergangenheit weltweit und insbesondere auch in unmittelbarer Nachbarschaft Europas zunehmend instabil und volatil. Krisenhafte Entwicklungen nehmen zu. Teilweise münden sie in bewaffnete Konflikte, die unmittelbaren Einfluss auf die Sicherheit in Deutschland haben können.“

Politische Entscheidungsträger erwarten laut BND unmittelbar verfügbare und valide Informationen. Der BND müsse deshalb in der Lage sein, Informationen schnell und eigenständig beschaffen zu können, um möglichst unabhängige und aktuelle Lageeinschätzungen abgeben zu können. Dabei werde auch auf  Satellitenbilder zurückgegriffen. „Es reicht mitunter nicht aus, Informationen in Abhängigkeit von Dritten zu generieren, und Bildmaterial auf dem kommerziellen Markt anzukaufen oder bei internationalen Partnern anzufragen“, begründet der BND das neue Projekt. Zu weiteren Einzelheiten äußere sich die Bundesregierung nur gegenüber den zuständigen geheim tagenden Gremien des Deutschen Bundestages, heißt es abschließend.

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung, NDR und WDR soll das Satellitensystem mithilfe der Bundeswehr und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt entwickelt werden. Der OHB-Sprecher begrüßte, dass sein Unternehmen mit dem neuen Auftrag ein Satellitensystem zur elektro-optischen Aufklärung bauen wird.  Bisher hat OHB für den Bund Radar-Satelliten mit der Bezeichnung SAR-Lupe –  SAR steht für Synthetic Aperture Radar – produziert.

Vor zwei Jahren hatte das BMVg Medienberichten zufolge entschieden, dem französischen Verteidigungsministerium 210 Mio EUR für den deutschen Anteil an einem System optischer Aufklärungssatelliten zu überweisen.  Dies Vorhaben unter dem Titel „Composante Spatiale Optique“ (CSO) soll drei Satelliten umfassen, die ab 2018 in die Umlaufbahn geschickt werden.

Hinter vorgehaltener Hand hatten damals Industrievertreter Kritik an der Entscheidung geübt, da man den Aufbau von neuer Technologiekompetenz und –konkurrenz mit deutschen Steuergeldern in Frankreich befürchtete.
lah/12/13.11.2017

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