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Leidenberger erwartet verändertes „Geschäftsmodell“

Die in den kommenden Jahren geplante Digitalisierung der Landstreitkräfte wird nach Einschätzung von Generalleutnant Frank Leidenberger massive Auswirkungen auf Taktik und Struktur des Heeres haben.  „Die Art und Weise, wie wir kämpfen, wird sich komplett verändern“, sagte der Kommandeur Deutsche Anteile Multinationales Korps/Militärische Grundorganisation im Kommando Heer auf einer DWT-Konferenz zum Thema Digitalisierung vergangene Woche in Bonn.

Die Bundeswehr stehe ähnlich der Automobilindustrie vor dem Problem, dass die digitale Revolution, die etwa zum autonomen Fahren führe, das Kerngeschäft und nicht nur die Randprozesse verändere. Die Digitalisierung landbasierter Operationen wirke sich ähnlich auf das  Geschäftsmodell des Heeres aus, sagte Leidenberger.

Der General erwartet, dass in Zukunft Sensorik und Effektorik räumlich getrennt und nur mittels eines Entscheidungsalgorithmus gekoppelt werden. Sollte diese Entwicklung eintreten,  werde sich über kurz oder lang die Frage stellen, ob die klassischen Truppengattungen noch benötigt werden, oder ob bestehende Strukturen zum Teil aufgelöst werden sollten.

Heute seien die Brigaden noch im Wesentlichen im Kräfteverhältnis von Kavallerie, Infanterie und Artillerie so aufgestellt „wie die napoleonischen Divisionen, die nach Moskau gestürmt sind“, stellte Leidenberger die Situation überspitzt dar. Die Frage sei, ob das wirklich in die Zukunft trage. „Vielleicht ja, aber nicht zwingend.“

Man wolle sich bei der Aufstellung der beiden voll digitalisierten Divisionen – wie im Plan Heer bis 2032  vorgesehen – von traditionellen Vorgaben etwas lösen, um die Möglichkeiten der Technologie besser zu nutzen, kündigte der Bundeswehr-Offizier an.

So muss seiner Meinung nach geprüft werden, ob beispielsweise in der Einsatzgliederung jede Truppengattung einen eigenen Gefechtsstand benötigt. Außerdem sei zu untersuchen, in wieweit die Aufgliederung in Heer, Streitkräftebasis und Sanitätsdienst vor dem Hintergrund der wichtiger werdenden Bündnis- und Landesverteidigung weiterhin ein geeignetes Strukturmodell darstellt.

Mit Blick auf das hoch intensive Gefecht und die Digitalisierung von mechanisierten Plattformen werde eine umfassende Diskussion zu führen sein, welche Bedeutung urbane Räume als Konfliktumfeld haben werden, führte Leidenberger  aus. Nach seiner Einschätzung könnte sich selbst bei einem potenziellen Konflikt in Osteuropa, das Geschehen „auf die urbanen Räume hin bewegen“. Am Ende finde sich eine Armee dann in Riga oder anderen Städten wieder, wo Konflikte aufgrund des schwierigeren Umfelds länger dauern würden, erläuterte der General. Dies müsse bei der Digitalisierung bedacht werden.
lah/3.7.2018

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