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Bundeswehr will Seebataillon in Niederländische Marine integrieren

Die Bundeswehr und die niederländischen Streitkräfte vertiefen ihre bisher auf das Heer fokussierte Zusammenarbeit in Zukunft auch im Bereich der Seestreitkräfte. So soll das Seebataillon der deutschen Marine mit seinen rund 800 Soldatinnen und Soldaten bis zum Jahr 2018 schrittweise in die Königlich Niederländische Marine integriert werden.

Im Vorfeld des Verteidigungsministertreffens der EU in Amsterdam haben die niederländische Verteidigungsministerin Jeanine Hennis-Plasschaert und ihre deutsche Amtskollegin Ursula von der Leyen gestern eine entsprechende Absichtserklärung unterschrieben.

Im Seebataillon sind die Marineschutzkräfte, die Minentaucher und Boarding-Soldaten zusammengefasst. Die Marinekräfte werden laut Mitteilung des Verteidigungsministeriums neben gemeinsamen Übungen auch regelmäßig Personal austauschen. Das deutsche Bataillon bleibt dabei in Eckernförde stationiert. Mittelfristig sollen die Niederlande Hauptpartner für den weitreichenden Seetransport der Bundeswehr werden.

Marine darf niederländisches Schiff mitnutzen

Die beiden Ministerinnen trafen sich zur Unterzeichnung auf dem Unterstützungs- und Versorgungsschiff Karel Doorman. Die verstärkte maritime Kooperation beider Länder sieht unter anderem vor, dass die Deutsche Marine die Karel Doorman mitnutzen kann. Das so genannte Joint Support Ship ermögliche neben der Versorgung anderer Schiffe in See den strategischen Transport von Personal und Material. Darüber hinaus kann die Karel Doorman für Landungsoperationen mit schwerem Gerät und Hubschraubern eingesetzt werden. Aufgrund von Budgetrestriktionen haben die Niederlande das erst seit wenigen Jahren im Einsatz befindliche Schiff mit reduzierter Besatzung gefahren und waren auf der Suche nach einem Partner für die gemeinsame Nutzung. Nach Aussage eines Sprechers des niederländischen Verteidigungsministeriums müssen die Details der Zusammenarbeit und die finanzielle Beteiligung Deutschlands am Betrieb der Karel Doorman noch verhandelt werden.

Man wolle das niederländische Schiff nutzen, um dort deutsche Soldatinnen und Soldaten von ihren niederländischen Kameraden ausbilden zu lassen, sagte von der Leyen. Teile des Seebataillons haben im vergangenen Jahr bereits an einer Landungsübung der niederländischen Marineinfanterie – dem Korps Mariniers – in Den Helder teilgenommen. Aufgrund der Kooperation mit den Niederlanden muss die deutsche Marine auf die Beschaffung von zwei eigenen Joint Support Ships verzichten. Das hatte das Bundesverteidigungsministerium bereits vergangene Woche mitgeteilt.

Neben dem Letter of Intent für die Marine wurde auch die Vereinbarung (Technical Agreement) zur Unterstellung der 43. Mechanisierten Brigade der Niederlande unter die 1. Panzerdivision der Bundeswehr unterschrieben. Diese Heeres-Kooperation war bereits im vergangenen Jahr angekündigt worden. Man wolle im kommenden Jahr eine multinationale Panzerdivision für Ausbildung und Übung mit bis zu 20.000 Soldaten aufstellen, sagte von der Leyen. Sie bezeichnete die niederländisch-deutsche Militärkooperation als ein „Musterbeispiel für den Aufbau einer europäischen Verteidigungsunion“.

Engere Kooperation bei Luftverteidigung

Laut dem niederländischen Verteidigungsministerium haben beide Länder vergangene Woche überdies vereinbart, noch enger bei der Luftverteidigung und der Raketenabwehr zusammenzuarbeiten. Dazu werde eine gemeinsame Trainingseinrichtung aufgebaut. Überdies werde die Einbindung einer deutschen Einheit in die bodengebunde Luftverteidigung der Niederländer geprüft. Beide Länder wollen demnach auch Möglichkeiten für die Luftabwehr kurzer Reichweite untersuchen. Das deutsche Heer verfügt seit dem Verkauf seiner Flugabwehrpanzer Gepard an Brasilien und Rumänien über keine Heeresflugabwehr im Nahbereich, die den eigenen mechanisierten Truppen folgen kann.

Die Niederlande haben mit der gestrigen Vereinbarung zwei ihrer insgesamt drei Heeres-Brigaden der Bundeswehr unterstellt. Bereits 2014 war die 11. Luftbewegliche Brigade der Niederlande in die deutsche Division Schnelle Kräfte (DSK) integriert worden.

Einsätze dieser Truppen unterliegen weiterhin der Kontrolle durch die jeweiligen nationalen Institutionen und gemäß den entsprechenden nationalen Verfahren, heißt es von Seiten des Bundesverteidigungsministeriums.
lah/5.2.2016

Eine englische Version des Artikels ist unter www.defensenews.com erschienen.

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