Anzeige

Bundeswehr erhebt Anspruch auf 450 MHz-Frequenzen

Die Bundeswehr will in den kommenden Jahren massiv in die eigene Digitalisierung investieren, um sich auch in Zukunft gegen mögliche Gegner durchsetzen zu können. Dabei dürfte der mobilen Kommunikation unter Verwendung der geeigneten Funkfrequenzen eine  besondere Rolle zukommen.

Vor diesem Hintergrund beansprucht die Bundeswehr zusammen mit anderen deutschen Sicherheitsorganisationen die Nutzung des zur Vergabe anstehenden Frequenzbereichs von 450 MHz. Laut Generalleutnant Michael Vetter, Abteilungsleiter Cyber- und Informationstechnik (CIT) im BMVg, sollte das 450-MHz-Frequenzspektrum für die Bundeswehr und Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) zur Verfügung stehen. Er räumte in seiner Rede auf dem 2. Konvent zur digitalen Konvergenz am Dienstag in Berlin jedoch ein, dass auch die Energiewirtschaft Interesse an dem Frequenzband hat.

Und hier könnte ein großes Problem für die Bundeswehr liegen: Denn die Energiewirtschaft mit mehreren Hundert Versorgern in Deutschland und hoher Lobbykraft durch Branchenverbände hat sich bereits seit geraumer Zeit für die Nutzung des 450-MHz-Bandes stark gemacht. So heißt es bei der Bundesnetzagentur, die für die Vergabe zuständig ist: „Die Frequenznutzungsrechte im Frequenzbereich 450 MHz (451,00 – 455,74 MHz / 461,00 – 465,74 MHz) laufen zum 31. Dezember 2020 aus und sollen künftig im Rahmen der Widmung für den drahtlosen Netzzugang  vorrangig für Anwendungen kritischer Infrastrukturen bereitgestellt werden.“ Bis Ende dieses Monats sind interessierte Kreise aufgerufen, zu den Eckpunkten der Vergabe bei der Netzagentur Stellung zu nehmen.

Die Energiewirtschaft argumentiert unter anderem, dass sie das Frequenzband benötigt, um die weiter steigende Zahl von dezentralen Ökostromanlagen im Fall eines Stromausfalls steuern zu können. Schließlich sollen weitere konventionelle Kraftwerke, die über eine redundante Kommunikationsverbindung und die Fähigkeit zu so genannten Schwarzstart verfügen, vom Netz genommen werden.

Wie der Elektro-Branchenverband VDE schreibt, ermöglicht ein 450-MHz-Funknetz eine flächendeckende Funkversorgung auch in ländlichen Räumen. Aufgrund der guten Wellenausbreitungseigenschaften werde gleichzeitig eine bessere Gebäudedurchdringung und so eine bessere Anbindung von zum Beispiel Sensoren und Steuerungen in Gebäuden erreicht. „Deswegen fordern alle Fachleute im VDE|FNN: Ein 450-MHz-Funknetz muss zur Sicherstellung der mobilen Sprachkommunikation in Störungs- und Krisenfällen unabhängig von öffentlichen Infrastrukturen und flächendeckend verfügbar sein.“

Beobachter vermuten, dass die Energieversorger die Frequenz darüber hinaus für das Auslesen von so genannten Smart Metern, also intelligenten Stromzählern, und weiteren Services rund um das Haus nutzen wollen. Denn hier würde die gute Durchdringungsfähigkeit der Frequenz durch Hauswände zum Tragen kommen. Und da aufgrund der Energiewende die Versorger mit der klassischen Stromerzeugung kein Geld mehr verdienen können, sind sie verstärkt auf andere Geschäftsmodelle angewiesen.

Auch wenn sich Verteidigungsministerium, Bundesinnenministerium und die Innenminister der Länder gemeinsam für die Nutzung der 450-MHz-Frequenz stark machen, dürfte dies keine Garantie für einen Erfolg sein. Sollte die Bundesregierung, die letztlich die Entscheidung treffen muss, die  Energiewirtschaft bevorzugen, würde dies die Handlungsoptionen der Bundeswehr deutlich einschränken.

Unterdessen arbeiten die Teilstreitkräfte weiter an der eigenen Digitalisierung. Während der Sanitätsdienst  seine operationelle IT-Architektur bis Jahresende fertigstellen will, kündigte der  stellvertretende Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ansgar Rieks, auf dem Konvent in Berlin an, dass vier Flugplätze, darunter einer des Heeres, digitalisiert werden sollen.

Gut informierten Kreisen zufolge geht es um die Installation der 5G-Funknetztechnik. Nachdem das Heer die Technologie für den mobilen Einsatz getestet hat, will offenbar die Luftwaffe bei der stationären Nutzung Erfahrungen sammeln. Dabei könnten insbesondere für Wartung und Instandsetzung – ähnlich wie bei kommerziell arbeitenden Unternehmen – Flugzeugdaten gesammelt und aufbereitet werden. Denkbar ist auch, dass Flugzeuge bereits bei der Landung große Datenmengen, die sie auf einer Mission gesammelt haben, ins Netz speisen.
lah/18.2.2020

.i.td-icon-menu-up { display: none; }