Im Rahmen der Entwicklung des deutsch-französischen Future Combat Air System (FCAS) haben der Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus und das Fraunhofer-Institut für Kommunikation, Informationsverarbeitung und Ergonomie FKIE mit Sitz in Bonn ein unabhängiges Expertengremium zur verantwortlichen Nutzung neuer Technologien gebildet. Dieses solle ethische und international geltende rechtliche Leitlinien für Europas größtes Verteidigungsprojekt definieren und vorlegen, schreibt Airbus in einer Mitteilung.
Dem Gremium, das bereits 2019 in Deutschland eingerichtet wurde, gehören derzeit unter anderem das deutsche Verteidigungsministerium, das deutsche Außenministerium sowie Vertreter von Stiftungen, Universitäten und Thinktanks an. Aufgrund der europäischen Ausrichtung des FCAS-Programms ist vorgesehen, weitere teilnehmende Nationen in das Expertengremium aufzunehmen.
„FCAS stellt in vielerlei Hinsicht einen Quantensprung dar: Nicht nur wird es über Jahrzehnte Europas größtes Verteidigungsprojekt sein und zu einer engeren Zusammenarbeit unserer Partnernationen beitragen; mit FCAS intensivieren wir auch den Einsatz neuer Technologien, die Teil dieses ‚System of Systems‘ der sechsten Generation sein werden“, wird Dirk Hoke, Chief Executive Officer von Airbus Defence and Space, in der Mitteilung zitiert. Mit den dabei auftretenden ethischen und rechtlichen Fragen müsse man sich befassen, so Hoke.
Das FCAS-Programm dient der Entwicklung eines komplexen, weitreichenden und vernetzten „System of Systems“, zu dem als zentrales Element ein bemanntes Kampfflugzeug der nächsten Generation gehören soll. Diese bemannten Plattformen sollen mit unbemannten ferngelenkten Drohnen, so genannten „Remote Carriers“, kombiniert werden. Letztere stellen zusätzliche Fähigkeiten bereit. Damit die Fähigkeiten der bemannten und unbemannten Plattformen koordiniert gesteuert und genutzt werden können, muss eine „Air Combat Cloud“ große Datenmengen, ergänzt durch Kampfführungsanalysen und Berechnungen von KI-Systemen, in Echtzeit zusammenführen. Erwartet wird außerdem, dass die im Rahmen dieses Projekts entwickelten Technologien signifikante Folgewirkungen für künftige zivile Anwendungen haben werden.
Nach Aussage von Professor Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, ist eine zentrale Frage, die das Gremium beantworten soll: „Wie können wir sicherstellen, dass ein solches System einerseits die Einsatzanforderungen des 21. Jahrhunderts auf globaler Ebene erfüllt, andererseits aber jederzeit und unter allen Umständen menschlicher Kontrolle unterliegt?“
Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland werde ein großes verteidigungspolitisches Projekt von Beginn an durch einen intellektuellen Diskurs über die technische Umsetzung grundlegender ethischer und rechtlicher Prinzipien begleitet, so Neugebauer. Die Einhaltung dieser Prinzipien werde zum integralen Bestandteil des Designs.
Alle Mitglieder des Gremiums arbeiten unentgeltlich und sind nur ihrem Gewissen verpflichtet. Da das Expertengremium mit größtmöglicher Transparenz arbeiten soll, wurde eine eigene Website eingerichtet: http://www.fcas-forum.eu/en/interview.
lah/12/15.5.2020