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VSM sieht auch Marine-Geschäft unter Druck

In Folge der Corona-Pandemie ist der Schiffbau weltweit eingebrochen. Von der Krise seien alle Marktsegmente betroffen, betonte Reinhard Lüken, Hauptgeschäftsführer des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) während der heutigen Online-Pressekonferenz  seines Verbandes.

Die öffentlichen Auftraggeber in vielen Staaten haben seiner Aussage zufolge  aufgrund einer „ausufernden Verschuldung“ und  umfassender Konjunkturprogramme zu Stützung der Wirtschaft keine Mittel, um Behördenschiffe zu kaufen.  Das werde sich auf den Export von  Marineschiffen  auswirken, so Lüken.

Der VSM schätzt, dass ohne Gegenmaßnahmen der europäische Schiffbau um 50 bis 75 Prozent einbrechen könnte. Aus diesem Grund fordert der Verband gemeinsam mit den Kollegen in Europa für ein zeitlich begrenztes Flottenprogramm ein, das sowohl auf öffentliche Aufträge  – zum Beispiel Küstenwache, Polizei, Feuerwehr, Forschungsschiffe, ÖPNV etc. –  als auch auf Anreize für die umweltfreundliche Erneuerung der Handelsflotte setzt. Ziel sei es, einen Teil des erwarteten Nachfrageausfalls zu kompensieren, sodass ein unkontrollierter Schaden in der Industrie und bei den Zulieferern verhindert werden kann.

Besonders betroffen von der Krise ist das bislang  erfolgreiche Marktsegment der Kreuzfahrtschiffe. Diese wurden laut VSM  bislang zu etwa 95 Prozent in Europa bestellt. Es sei zu erwarten, dass neue Bestellungen in diesem Segment für einige Jahre vollständig ausbleiben. In Deutschland sind davon insbesondere die Meyer Werft sowie die MV Werften betroffen. Beobachter gehen deshalb davon aus, dass diese Unternehmen womöglich auch in das Segment der Behördenschiffe streben, um den Betrieb in der bevorstehenden Durststrecke über Wasser  zu halten.

Dem Vernehmen nach soll die seit langem angekündigte Ausschreibung für mindestens zwei Marine-Tanker für die Deutsche Marine kurz bevorstehen. Beobachter wollen nicht ausschließen, dass sich auch Unternehmen wie die Meyer Werft dafür bewerben könnten. Denkbar ist womöglich die Bildung einer Arbeitsgemeinschaft mit einer im Marine-Überwasserschiffbau versierten Werft wie Fassmer oder Lürssen. Insbesondere Fassmer dürfte auch von der Krise bei den Kreuzfahrtschiffen betroffen sein, da das Unternehmen Rettungsboote für diese Schiffsklasse fertigt.

Den angekündigten Zusammenschluss der Marinesparten von German Naval Yards und Lürssen sieht Lüken positiv. Es gelte eine effektivere Sicherheitsstruktur in Europa aufzubauen, so der VSM-Geschäftsführer. Da bereits alle anderen Länder der EU einen nationalen Marine-Schiffbau-Champion hätten, sei es gut, wenn auch Deutschland einen großen Akteur bekomme.
lah/12/19.5.2020

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