Ungarn treibt die Modernisierung seiner Streitkräfte voran. Nachdem erst vor wenigen Tagen der Kaufvertrag für neue Transporthubschrauber von Airbus Helicopters unterzeichnet wurde, hat am Mittoch der deutsche Rüstungskonzern Kraus-Maffei Wegmann (KMW) einen Großauftrag aus Ungarn erhalten. Das Münchener Unternehmen hat den Vertrag zur Lieferung von 44 neugefertigten Kampfpanzern Leopard 2 A7+ sowie 24 neugefertigten Panzerhaubitzen PzH 2000 unterzeichnet. Wie das Unternehmen weiter mitteilt, beschafft Ungarn darüber hinaus 12 gebrauchte Kampfpanzer Leopard 2 A4 aus KMW-Beständen zu Ausbildungszwecken. Das Projekt bilde einen weiteren Schritt zu mehr Interoperabilität zwischen den europäischen Armeen, schreibt KMW in einer Mitteilung.
Ungarns Verteidigungsminister Tibor Benkö hob laut Meldung besonders hervor, dass der Vertrag die gute und weitreichende Zusammenarbeit zwischen dem deutschen und dem ungarischen Heer stärken werde. Nach Angaben des ungarischen Verteidigungsministeriums sind die Vertragsdetails vertraulich. 2022 werde mit der ersten Lieferung der bestellten Rüstungsgüter gerechnet.
Der Stabschef der ungarischen Verteidigungskräfte, Generalleutnant Ferenc Korom, hatte am 14. Dezember das Deutsche Heer in Munster besucht und sich dort über die Ausrüstung der Bundeswehr informiert. Dabei habe der Schützenpanzer Puma und die Ausrüstung „Infanterist der Zukunft“ besonders im Fokus gestanden, heißt es in einem Beitrag auf der Internetseite des Heers. Und weiter: „Das Deutsche Heer hat großes Interesse, die Transformation der ungarischen Streitkräfte hin zu einer modernen Armee zu unterstützen, wann immer die Ressourcen dies ermöglichen.“
Nach Angaben des Kommandos Heer gibt es von ungarischer Seite bislang allerdings keine offiziellen Interessensbekundungen für eine engere Kooperation mit den deutschen Landstreitkräften. Anfang Dezember habe als Ergebnis des Besuchs des stellvertretenden Generalinspekteurs der ungarischen Streitkräfte vom 10. Oktober bis 12. Oktober 2018 eine deutsch-ungarische Ausbildungsbesprechung vor dem Hintergrund des ungarischen Modernisierungsprogramms „ZRÍNYI 2026″ stattgefunden.
Diese Besprechung diente laut Kommando Heer dem Informationsaustausch. Dabei wurde das ungarische Modernisierungsprogramm vorgestellt sowie die deutsche Ausbildungssystematik und die hiesige Ausbildungslandschaft erläutert. Mit Blick auf die Beschaffung der Panzertechnik von KMW könne das Deutsche Heer auf Anfrage als „Anlehnungspartner“ Ausbildungsunterstützung – etwa bei der Ausbildung von Besatzungen und Führern – zur Herstellung einer Erstbefähigung auf den genannten Waffensystemen leisten, teilte das Kommando Heer mit.
Nach Angaben des ungarischen Verteidigungsministeriums hat das Parlament in Budapest der personellen Aufstockung der Streitkräfte um 13.600 Soldaten auf 37.500 zugestimmt. Daneben wollen die Ungarn auch ihre materielle Ausstattung, die zum Teil noch aus dem Kalten Krieg stammt, modernisieren.
Über eine mögliche industrielle Zusammenarbeit beim Heeresprogramm machten weder KMW noch das ungarische Verteidigungsministerium Angaben. Beim Kauf von 16 Transporthelikoptern des Typs H225M bei Airbus soll die ungarische Industrie durch den Aufbau einer eigenen Produktionsstätte eingebunden werden. Airbus wird an dem geplanten Joint Venture – an dem sich möglicherweise der ungarische Staat beteiligt – die Führung übernehmen. Der Hubschrauberbauer rechnet mit dem Entstehen von rund 200 Arbeitsplätzen plus noch einmal so vielen bei Zulieferern in Ungarn. Das Werk soll in zwei bis drei Jahren entstehen und nicht nur für die Produktion von Hubschrauber-Teilen, sondern auch für andere Airbus-Sparten genutzt werden.
lah/12/20.12.2018