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Steigerung der Überlebensfähigkeit – russische Streitkräfte erproben neues Bekleidungssystem für Fahrzeugbesatzungen

Kristóf Nagy

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Der russische Kalaschnikow-Konzern hat nach eigenen Angaben einen Satz neu entwickelter Bekleidung zur Steigerung der Überlebensfähigkeit von Fahrzeugbesatzungen zur Erprobung an die russischen Streitkräfte übergeben. Dies gab der zum Rostec-Verbund gehörende Rüstungskonzern am 20. Februar in einer Pressemitteilung bekannt. Die kommunizierten Eigenschaften des Bekleidungssystems legen die Vermutung nahe, dass es darum geht, die im Ukrainekrieg festgestelle dramatisch geringe Überlebensfähigkeit von Fahrzeugbesatzungen zu verbessern.

Die hohen Verluste von gepanzerten Kampf- und Transportfahrzeugen stellen für die russischen Streitkräfte ein bedeutendes Problem dar. Der Plattform Oryx zufolge (Stand 21. Februar 2025) belaufen sich die visuell bestätigten Verluste russischer Streitkräfte im Ukrainekrieg auf mindestens 11.864 Gefechtsfahrzeuge (Kampf- und Schützenpanzer, Transportpanzer und gepanzerte Fahrzeuge), 8.980 davon zerstört, 368 beschädigt, 981 verlassen und 1.536 erbeutet.

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Neben dem Verlust an Material ist insbesondere der Ausfall von gut ausgebildeten Besatzungen eine enorme Herausforderung. Hervorgerufen wird dieses Problem unter anderem durch die konstruktive Auslegung der zur Verfügung stehenden russischen Fahrzeugflotte. So ist etwa eine innerhalb des Turmes von der Besatzung getrennte Aufbewahrung von Munition und die Nutzung von Blow Out Panels selbst beim neuesten Kampfpanzer vom Typ T-90M Proryv nur teilweise umgesetzt. Die Masse der aus Langzeitlagerung reaktivieren Fahrzeuge aus sowjetischer Fertigung weisen solche konstruktiven Merkmale, die eine Explosion von der Besatzung wegleiten, überhaupt nicht auf.

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Es ist daher nicht überraschend, dass der zum Kalaschnikow-Konzern gehörende Bekleidungsspezialist Triada-TKO den Schwerpunkt bei der Entwicklung der neuen als BBM bezeichneten Schutzausrüstungen für die Besatzungen von gepanzerten Kampffahrzeugen auf den Flamm- und Splitterschutz gelegt hat. Die Komponenten des Systems bestehen dem Hersteller zufolge aus je einem feuerfesten Sommer- und Winter-Overall. Diese werden komplettiert durch flammfeste Unterwäsche, bestehend aus zwei T-Shirts mit kurzen oder langen Ärmeln, sowie einer langen und kurzen Unterhose. Für den Kopf steht neben einer feuerfesten Sturmhaube auch eine Fleecemütze zur Verfügung. Zudem gibt es Winter- und Sommer-Handschuhe. Den ballistischen Schutz gewährleistet ein Plattenträger mit modularem, weichballistischem Kragen und ein Helm mit Aufnahme für den kombinierten Gehörschutz/Sprechsatz und eine Splitterschutz-Korbschutzbrille.

Der Plattenträger mit Nackenschutzmodul basiert auf dem bereits eingeführten modularen Schutzsystem MRS 2.0. Die verwendeten weichballistischen Komponenten schützen dem Hersteller zufolge gegen Splitter mit einem V50-Beschuss-Durchschnitt von 650 m/s. Es ist allerdings festzuhalten, dass es sich bei diesem Wert nicht um einen Beschuss nach STANAG 2920 handelt, was die Vergleichbarkeit mit westlichem Körperschutz erschwert. Zusätzlich können hartballistische Platten unterschiedlicher Schutzstufen im Plattenträger mitgeführt werden. Eine Schutzleistung der Weichballistik ist auch für den speziell auf das Hals- und Nackenschutzmodul abgestimmten Helm anzunehmen. Dieser verfügt zusätzlich über kombinierte Kommunikations- und Gehörschutzkapseln des Typs Ranet RT-18 mit Adapter zum Anschluss an die Bordkommunikation des Fahrzeuges. Angebracht werden die Kapseln über Bügel an den seitlichen Montageschienen des Helms und dies trotz der Ausführung der Kalotte als Midcut.

Kristóf Nagy