Frankreich und Deutschland haben sich am Morgen auf das weitere Vorgehen bei der Entwicklung des Main Ground Combat Systems (MGCS) geeinigt. „Wir haben den Durchbruch erreicht, heute“, sagte Verteidigungsminister Boris Pistorius bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem französischen Amtskollegen Sebastian Lecornu in Berlin. Laut Pistorius handelt es sich um eine historische Vereinbaruing. Bei der Produktion des Landkampfsystems, das ab dem Jahr 2040 plus X fahren solle, werde es eine 50:50-Aufteilung bei der Produktion zwischen den Industrien der beiden Nationen geben, kündigte er an. Während beim Future Combat Air System (FCAS) der Lead bei Frankreich liege, führe Deutschland beim MGCS.
Dem Minister zufolge soll bis Jahresende ein „Beauftragungsvertrag“ vorbereitet werden und am 26. April die Unterzeichnung eines Memorandum of Understandig (MoU) erfolgen. Frankreichs Verteidigungsminister sprach von acht Pfeilern, die in der Vereinbarung berücksichtigt werden, wobei er sich offenbar auf Technologiefelder bezog. Wie bei FCAS werde die Entwicklung bei MGCS in einzelne Phasen aufgeteilt, wobei zunächst die Unterzeichnung der Phase 1A anstehe. Der Minister war gestern zu einem Besuch seines deutschen Amtskollegen nach Deutschland gereist.
Pistorius betonte, dass es bei den „komplizierten Verhandlungen“ zum MGCS auch darum gegangen sei, dass keine Nation übervorteilt werde. Ähnlich wie beim FCAS, bei dem die Interessen der französischen Luftfahrtindustrie berücksichtigt worden seien, sei es im Interesse der deutschen Industrie, beim MGCS ihr Know-how bei Bewaffnung, Turm, Wanne bis hin zum Schutz zu sichern. In den bevorstehenden 15 bis 20 Jahren der Entwicklung gelte es auch aktuelle Trends in der Militärtechnik wie Drohnen oder Künstliche Intelligenz zu berücksichtigen. Weitere Details zur Vereinbarung kündigte er für den 26. April an.
Darüber hinaus haben die Verteidigungsminister von ihren Regierungschefs den Auftrag erhalten, die Entwicklung von sogenannten Deep Precision Strike Missiles voranzutreiben, wie Pistorius erläuterte. „Das setzen wir jetzt um.“ Es würden dazu entsprechende Arbeitsgruppen eingerichtet. Dabei geht es offenbar um die Entwicklung neuer Abstandswaffen. Ein Sprecher des Ministeriums wollte dazu auf Nachfrage keine weiteren Informationen geben.
Darüber hinaus streben sowohl Deutschland als auch Frankreich an, in Zusammenarbeit mit der Industrie die Produktion von Waffen und Munition in der Ukraine aufzubauen, wie beide Minister betonten. Dazu gebe es auch eine Vereinbarung zwischen dem französischen Präsidenten und dem deutschen Bundeskanzler, sagte Lecornu.
Die von der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vorgeschlagene Einrichtung des Postens eines Verteidigungskommissars lehnen beide Nationen ab, wie Pistorius sagte. Man könne sich eher einen Verteidigungsindustriekommissar vorstellen. Dagegen sollten die Verteidigungsminister ein eigenes Ratsformat in der EU erhalten und auch bei den G7-Tagungen vertreten sein.
lah