Der US-Waffenentwicklungsspezialist Plumb Precision Products hat Anfang Juni sein neues, kinetisches Drohnenabwehrsystem (C-UAS) auf Basis eines AR-10-Flintensystems kombiniert mit einem 40mm-Granatwerfer für die infanteristische Drohnenabwehr vorgestellt.
Die Plattform besteht aus der P3 M110A1 sowie M110 C-UAS Flinte mit einem Heckler & Koch M320 40mm-Granatwerfer als Effektor und dem P3 Drohnendetektions- und Zielsystem. Laut Herstellerangaben handelt es sich bei dem System noch nicht um das finale Produkt, sondern weiterhin um einen Technologiedemonstrator. Die Abstützung auf die AR-10 Architektur sorgt aufgrund der hohen Anzahl an Gleichteilen für eine identische Bedienung mit M110/HK417-Gewehren, was den Ausbildungsaufwand signifikant reduziert.
Der P3-M110 Effektor ist indes keine neue Entwicklung. Plumb Precision Products hatte die Waffe bereits im Sommer 2023 für das xTechSolider Lethality Precision Grenadier System der US-Streitkräfte eingereicht, wurde jedoch final nicht ausgewählt. Die für das Programm entwickelte 17,5mm-Granate wurde aus einer modifizierten Kaliber-12-Schrothülse verschossen, sodass die Waffe für die Nutzung als Selbstladeflinte ohne große Modifikationen genutzt werden kann.
Beide Flintenversionen haben für die Drohnenabwehrrolle zudem einen einschüssigen Unterschaft-Granatwerfer vom Typ M320 der Firma Heckler & Koch erhalten. Hierdurch wird die ansonsten durch das Kaliber 12 stark eingeschränkte Reichweite des Effektors deutlich erhöht. Um die Signatur der Plattform zu verringern ist die Nutzung eines HUXWRX Dämpfers vorgesehen.
Neben zahlreichen, für die Drohnenabwehr entwickelten Patronen kann der 40mm-Werfer auch eine gelenkte Munition in Form der Pike verschießen. Dadurch kann die Reichweite auf bis zu 2.000 m bei einer gleichzeitigen Steigerung der Präzision erhöht werden.
Die Pike ist eine von Raytheon entwickelte präzisionsgelenkte Miniraketen im Kaliber 40 mm, die aus dem Rohr eines Heckler & Koch M320 oder FN Enhanced Grenade Launcher Module Granatwerfers verschossen werden kann. Die Zielführend erfolgt über eine Laserzielbeleuchtung. Diese kann sowohl von einem zweiten Beobachter, oder vom Schützen selbst durchgeführt werden. Ursprünglich für stationäre und sich langsam bewegende Ziele entwickelt, ist die Pike in der modifizierten C-UAS Version in der Lage auch unbemannten Luftfahrzeuge bis zu einer Reichweite von 2.000 m zu bekämpfen. Durch den Annäherungszünder und den angepassten Gefechtskopf ist dem Hersteller zufolge ein Umsetzen in einer Entfernung von 10 m neben dem Ziel ausreichend, um eine Drohne abzuschießen.
Über das auf der Waffe montierte P3-Drohnendetektionssystem ist hingegen weniger bekannt. Laut Herstellerangaben kommt für die Detektion der Drohnen ein akustischer Sensor zum Einsatz. Die Zielverfolgung erfolgt im Anschluss über eine Laserzielbeleuchtung. Die für das jeweilige Kaliber und Munitionstyp relevanten Zielparameter werde von einer integrierten künstlichen Intelligenz ermittelt und in das auf der Optik integrierte Head-up-Display eingespielt. Dabei wird auch der Einfluss des Windes berücksichtigt.
Das P3 C-UAS System bietet durch die Integration von Detektion, Zielführung und Effektor somit eine kompakte kinetische Drohnenabwehrlösung für abgesessene Kräfte. Der Kalibermix bietet von kostengünstiger Munition für den Nah- und Nächstbereich bis hin zu Präzisionswirkmittel bis zu einer Reichweite von 2 km eine beachtliche Palette. Zudem kann insbesondere mit dem 40mm-Effektor auch eine Vielzahl an weiteren Zielen auf dem Gefechtsfeld bekämpft werden, wodurch die Flexibilität des Schützen deutlich gesteigert wird, ohne dass eine weitere Waffe mitgeführt werden muss.
Kristóf Nagy