Der deutsche Schiffbauer Fr. Fassmer GmbH & Co. KG hat auf der International Maritime Defence Exhibition (IMDEX) Asia 2025 sein neuestes Patrouillenschiffdesign vorgestellt, das die Bezeichnung OPV90 Mk II trägt. Der Name spielt auf die Gesamtlänge des Schiffes von über 90 Metern an. Er bezieht sich auch auf die Weiterentwicklung des 86 Meter langen Offshore Patrol Vessel. Dieses Schiff ist bei der deutschen Bundespolizei als Potsdam-Klasse im Einsatz.
Das OPV90 Mk II misst 94,9 Meter in der Gesamtlänge. Die Breite beträgt 15,2 Meter und der Rumpf hat einen Tiefgang von 4 Metern. Die Verdrängung wurde von der Werft nicht angegeben. Die Potsdam-Klasse, auf der der neue Entwurf basiert, verdrängt 1.890 Tonnen. Daher dürfte das OPV90 Mk II eine Verdrängung von 2.000 Tonnen deutlich überschreiten.
Das in generischer Lackierung für Küstenwachen ausgestellte Modell des OPV90 Mk II zeigte eine für Patrouillenschiffe besonders schwere Bewaffnung und umfassende Sensorausstattung. Die Bewaffnung umfasst eine Leonardo 76 mm-Kanone in Strales-Konfiguration am Bug und zwei ferngesteuerte 30 mm- Maschinenkanonen mittschiffs an Back- und Steuerbord. Im Gespräch mit dem Autor betonte Rene Quezada, Sales Director bei Fassmer Defence, dass die Wahl der Bewaffnung nicht nur eine Frage des größeren Kalibers ist. Vielmehr ermöglicht die größere Munition eine höhere Flexibilität für eine Reihe von Anwendungen, die von Anti-Terror-Szenarien bis hin zu einer verbesserten Selbstverteidigung gegen eine Reihe von Bedrohungen einschließlich Drohnen reichen.
Die Sensorausstattung umfasst ein leichtes, rotierendes AESA-Radar SAAB Giraffe 1X, welches für die Bekämpfung von Boden- und Luftzielen auf sehr kurze Distanz (VSHORAD) optimiert ist. SAAB hebt insbesondere die Leistung des Sensors gegen sehr kompakte Ziele wie Drohnen hervor. Zu den weiteren Sensoren gehören ein Stir-Feuerleitradar über der Brücke und zwei Navigationsradare.
Ein besonderes Merkmal der Konstruktion ist die verbesserte Modularität mittels Aufnahmen für vier 20-Fuß-ISO-Containern. Diese befinden sich in einer Bucht unmittelbar vor dem Hubschrauberlandedeck. Das OPV90 Mk II kann weitere modulare Missionscontainer an Bord nehmen. Diese Funktion kann eine Vielzahl von Anwendungen unterstützen, darunter auch den Betrieb von ferngesteuerten Systemen.

Unter dem Flugdeck, das einen 12-Tonnen-Hubschrauber aufnehmen und auftanken kann, befindet sich eine doppelte RHIB-Startrampe. Das Grundkonzept ähnelt dem des OPV der Potsdam-Klasse. Der Antrieb umfasst Dieselmotoren für eine Höchstgeschwindigkeit von 24 Knoten und zwei Bugstrahlruder für eine verbesserte Mobilität. Außerdem verfügt das OPV90 Mk II über markante, am vorderen Rumpf angebrachte Gitterkonstruktionen. Auf Nachfrage beschrieb Quezada dieses Merkmal als Kollisionsschutz für „physische Herausforderungen“ in umkämpften Gewässern.
Fassmer bestätigte zudem, dass das Unternehmen den OPV90 Mk II-Entwurf für einen ungenannten Kunden produziert. In diesem Zusammenhang und vor dem Hintergrund der Präsentation auf der IMDEX Asia 2025 ist es erwähnenswert, dass Singapur bereits 2023 vier OPV auf Basis der Potsdam-Klasse bestellt hat, hartpunkt berichtete.
Die ersten beiden Rümpfe für diesen Auftrag werden derzeit auf der BLRT Western Shipyard in Klapeida, Litauen, gebaut. Die bereits erwähnte ausgeprägte Rumpfverstrebung der OPV90 Mk II erinnert an die Schiffe der Republic of Singapore Navy (RSN). Dazu gehören vor allem die Littoral Mission Vessels (LMV) der Independence-Klasse. Singapur geht davon aus, dass das erste Schiff dieser Klasse bis 2028 einsatzbereit sein wird.
Autor: Alexander Luck ist Analyst für Rüstungspolitik mit Schwerpunkt Marine und Luftfahrt. Sein Fokus liegt auf dem indopazifischen Raum, besonders Entwicklungen in China, Ostasien und Australien.