Niederlande modernisieren Patriot anstatt MEADS zu kaufen

Die Niederlande haben sich Presseberichten zufolge für die Modernisierung ihres Patriot-Luftabwehrsystems und damit gegen die Beschaffung des von Deutschland ausgewählten MEADS/TLVS entschieden.

Wie es in einem Brief der niederländischen Verteidigungsministerin Jeanine Hennis-Plasschaert an das Parlament in Den Haag heißt, rechnet ihr Ministerium für die Modernisierung der holländischen Raketenbatterien mit Kosten von weniger als 100 Mio EUR. Zum Vergleich: Für acht bis zehn MEADS-Feuereinheiten werden in Deutschland rund 4 Mrd EUR veranschlagt.

80 Prozent der Leistungen kommen aus den USA

Rund 80 Prozent der anfallenden Aufwendungen für Patriot würden im Rahmen des so genannten Foreign Military Sales auf Lieferungen und Leistungen aus den USA entfallen, heißt es in dem Brief. Demzufolge soll das Projekt in den Jahren 2017 bis 2021 umgesetzt werden, um die Lebensdauer der Patriots bis ins Jahr 2040 zu gewährleisten. Die Niederlande streben damit an, die in der NATO als Engpass qualifizierte Abwehr ballistischer Raketen kurzer Reichweite – und eingeschränkt die Abwehr Raketen mittlerer Reichweite – auch in Zukunft vorzuhalten. Gegenwärtig haben die Niederlande 3 Batterien mit jeweils sechs Werfern im Einsatz, eine vierte Batterie wird in Reserve gehalten. Offenbar solle diese zunächst nicht modernisiert werden. Nicht zuletzt aufgrund des jahrelangen Einsatzes von niederländischen Patriot-Einheiten in der NATO-Operation in der Türkei besteht akuter Wartungsbedarf.

Noch keine Fortschritte bei MEADS

Laut Ministerin wird die enge Kooperation mit Deutschland bei der Luftabwehr in den kommenden zehn Jahren fortgesetzt, da MEADS erst 2025 einsatzbereit sein soll. Auch nach diesem Datum bleibe eine Kooperation möglich, da beide Systeme NATO-Standards verwendeten.

Unterdessen scheint das zuständige BAAINBw noch immer keine Aufforderung zur Angebotsabgabe für MEADS/TLVS an den Konsortialführer MBDA übermittelt zu haben. Wie es aus gut informierten Kreisen heißt, werden weiterhin die rechtlichen Grundlagen geprüft. Dabei drängt die Zeit: Bereits Mitte des kommenden Jahres soll der Vertrag zwischen MBDA und dem Verteidigungsministerium für die Beschaffung von MEADS/TLVS geschlossen werden.
lah/12/10.11.2015

 

 

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