Anzeige

Integration von Iris-T SL in Patriot-System geplant

Der US-Rüstungskonzern Raytheon soll nach eigenen Angaben im Auftrag des  Verteidigungsministeriums die Integration von Lenkflugkörpern des Typs Iris-T SL  in das Patriot-Luftverteidigungssystem der Bundeswehr untersuchen.

Wie Lüder Hogrefe, Managing Director von Raytheon Anschütz, im Gespräch mit hartpunkt.de weiter ausführte,  denkt das BMVg  daran, den der für TLVS/MEADS vorgesehenen Flugkörper PAC-3 MSE, ebenso wie Iris-T SL früher zu beschaffen und in Patriot einzubinden.

Als Auslöser dieser Planungen sieht Hogrefe die Verzögerungen bei der Einführung  des Luftabwehrsystems TLVS/MEADS von etwa drei bis vier Jahren. Aus diesem Grund wolle die Luftwaffe das von ihr betriebene Patriot-System auf den neuesten Stand bringen, um Fähigkeitslücken zu vermeiden. Die Vertragsunterzeichnung für die Patriot-Modernisierung auf den Rüststand 3 plus – bei dem alle analogen gegen digitale Komponenten ersetzt werden – soll nach Aussage von Hogrefe womöglich von 2019 auf Mitte 2018 vorgezogen werden.

Der Steuerzahler habe die Entwicklung der Iris-T SL finanziert und das Vorhaben sei im Zeit- und Kostenplan abgeschlossen worden. Die Rakete könne gebaut und verschossen werden, so der Raytheon-Manager.  Nach seiner Einschätzung wäre es „dramatisch“, jetzt zehn Jahre mit der Beschaffung zu warten.

Hogrefe geht davon aus, dass die Studie zur  Flugkörper-Integration  etwa ein Jahr dauern wird und Mitte 2017 beginnen könnte. Die Ergebnisse dieser Untersuchung würden dann in die weitere Planung eingehen, in der Zeitrahmen und  Kosten festgelegt werden. Es sei denkbar, dass IABG und Rheinmetall bei der Studie eingebunden werden.

„Man könnte im Prinzip im Jahr 2018 in die Beschaffung von Effektoren gehen“, sagte Hogrefe.  Sollte dann in der kommenden Dekade TLVS/MEADS wie geplant realisiert werden, könnten die Abfangraketen dann in dieses System überführt werden.

Der Raytheon-Manager räumte ein, dass  Iris-T SL für sein Unternehmen ein neuer Effektor ist. Das müsse man gemeinsam mit dem Hersteller Diehl untersuchen. Er wies darauf hin, dass bei Patriot durchaus andere Sensoren und Effektoren angeschlossen werden können. So benötige Iris-T aufgrund des genutzten Frequenzbereichs ein eigenes Radar.  „Das würden wir integrieren.“

Die Frage der Integrationsfähigkeit der PAC-3 MSE könne bejaht werden, erläuterte Hogrefe. Denn dies sei für die US-Streitkräfte bereits geschehen. Allerdings müsse in Deutschland dafür die Startvorrichtung modifiziert werden. „Wir könnten auch den  Vertical Launcher von MEADS bei Patriot integrieren“, sagte Hogrefe. Man werde schauen, welche der beiden Optionen die vernünftigere sei. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass man für die tatsächliche Integration mehr als ein bis zwei Jahre braucht.“ Sollte also die Beschaffung 2018 beginnen, könnte Patriot nach seiner Einschätzung 2020 in der neuen Konfiguration einsatzbereit sein.

Raytheon steht nach eigenen Angaben auf Wunsch des BMVg weiter als Alternativanbieter zur Verfügung, sollte die TLVS-Lösung auf Basis von MEADS nicht realisiert werden. Nach Aussage von Hogrefe ist sein Unternehmen auch bereit, das von Airbus Defence and Space entwickelte Flugabwehrführungssystem SAMOC in Patriot zu integrieren.  Er räumte jedoch ein, dass darüber noch keine Gespräche geführt werden.
lah/31.5.2017

.i.td-icon-menu-up { display: none; }