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Lockheed Martin in Gesprächen mit deutschen Firmen

Die Luftwaffe muss ihre seit den 80er Jahren im Einsatz befindlichen Tornado-Jets  ersetzen und sucht nach einem Nachfolgemuster. Als einen potenziellen Kandidaten betrachtet das BMVg die F-35 von Lockheed Martin, obwohl im Augenblick offenbar die Beschaffung des Eurofighters präferiert wird. Das Verteidigungsministerium hat dessen ungeachtet für die F-35 – genauso wie für die F-18 und F-15 –  bereits Informationen in den USA angefragt.

Auch Lockheed Martin bereitet sich auf einen möglichen Wettbewerb in Deutschland vor und führt hierzulande Gespräche mit potenziellen Partnern,  wie Gary North, Vice President for Customer Requirements, Aeronautics von Lockheed Martin, am Sonntag während der Belgian Air Force Days auf dem Fliegerhorst Kleine Brogel erläuterte.

Wenn sich Nationen später als die ursprünglichen Partner am F-35-Vorhaben beteiligen wollten, sei man bestrebt, so genannte Tier-1-, Tier-2- und Tier-3-Partnerschaften einzugehen, so North. „Wir befinden uns mit bestimmten Unternehmen in Deutschland in Gesprächen.“ Hintergrund sei die  Vorbereitung eines wettbewerbsfähigen Angebots. Dabei gehe es darum, die Expertise der deutschen Firmen im Bereich der Flugzeugwartung einzubringen. Es handele sich schließlich um ein Flugzeug, das womöglich bis zu 50 Jahre im Einsatz bleibe. Bei der Ausschreibung zum neuen schweren Hubschrauber der Bundeswehr arbeitet die Lockheed-Martin-Tochter Sikorsky bereits mit dem Rüstungskonzern Rheinmetall zusammen.

Eine italienische F-35 auf dem Fliegerhorst Kleine Brogel in Belgien. Der Fighter nahm nicht an den Flugvorführungen teil.  Foto: lah

Nach Aussage von North strebt Lockheed Martin an, das Human Capital in der Industrie  zu entwickeln. Denn die heutigen Ingenieure würden irgendwann in den Ruhestand gehen und müssten dann ersetzt werden. „Wir arbeiten mit Universitäten in Deutschland  zusammen, um Programme zu definieren“, sagte North. Dabei ziele man darauf ab,  junge Ingenieure und Ingenieurinnen nicht nur für die F-35, sondern auch für andere militärische und zivile Vorhaben heranzubilden. Davon könnte womöglich in der Zukunft auch das deutsch-französische Projekt eines Future Combat Air Systems profitieren. „Wir sind sehr bestrebt, mit der deutschen Industrie zusammenzuarbeiten“, betonte North.

Lockheed Martin bereitet sich nach Aussage des Managers auch auf die Integration von nicht-amerikanischen Waffen auf die F-35 vor.  Man arbeite eng mit den Software-Ingenieuren und dem Joint Program Office zusammen um sicherzustellen, dass die Kundenanforderungen hinsichtlich der Integration von Waffensystemen erfüllt würden.   So sei beispielsweise der Lenkflugkörper  Meteor definitiv als Bewaffnung für die F-35 vorgesehen, sagte North.

Die operationellen Fähigkeiten des Flugzeugs liegen nach Angaben des ehemaligen Generals der US-Air-Force deutlich über denen anderer eingeführter Plattformen. Sein Unternehmen bezeichnet die F-35 als einziges Kampfflugzeug der fünften Generation. Im Gegensatz zu Fliegern der vierten Generation wie dem Eurofighter ist die F-35 konsequent auf Stealth ausgelegt und setzt auf Informationsüberlegenheit durch Sensorfusion. Etwa alle sechs Monate seien Software-Updates, alle zwei Jahre Hardware-Updates  vorgesehen, um technologische Anforderungen zu erfüllen und einen Vorsprung gegenüber den Bedrohungen zu behalten, erläuterete North. Man habe im Rahmen der deutschen Anfrage Informationen über die Fähigkeiten des Flugzeugs  an die deutsche Regierung übermittelt, sagte er. „Wir erwarten weitere Gespräche.“

Lockheed Martin steht mit der F-35  im Wettbewerb mit dem Eurofighter und der Rafale für die Beschaffung von 34 Nachfolgemustern für die F-16 der belgischen Streitkräfte.  Die US-Regierung befinde sich gegenwärtig überdies mit der Schweizer Regierung in Gesprächen, sagte North. Die Schweiz will im Rahmen einer neuen Initiative ihre in die Jahre gekommenen Abfangjäger des Typs F-18 austauschen.

Der US-Konzern befindet sich mittlerweile im elften Produktionsjahr für das Flugzeug. In dieser Zeit haben sich nach Aussage von North die Kosten um sechs bis sieben Prozent pro Jahr reduziert. „Dieses Jahr produzieren wir 91 Flugzeuge, nächstes Jahr werden wir mehr als 130 Flugzeuge herstellen.“ Bei den Verhandlungen mit der US-Regierung für das letzte Los habe der Preis bei 93,4 Mio USD „fly away“ gelegen. Es sei jedoch das Ziel, langfristig einen Stückpreis von 80 Mio USD zu erreichen.

Vor dem Hintergrund der angespannten politischen Lage zwischen Ankara und Washington betonte North, dass sich sein Unternehmen voll an die Vereinbarungen mit dem türkischen Partner halte.  „Wir produzieren gegenwärtig türkische F-35.“  Die türkische Industrie liefere wie vorgesehen Teile für die Produktion zu.
lah/10.9.108

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