Die IG Metall und die Betriebsräte lehnen das geplante Restrukturierungsprogramm des Airbus-Tochterunternehmens Premium AEROTEC mit Standorten in Augsburg, Bremen, Nordenham und Varel ab. Wie aus einer Mitteilung der IG Metall hervorgeht, plant das Unternehmen im Rahmen des Restrukturierungsprogramms „Be Ready“ Einsparungen bis zu 481 Mio EUR sowie den Abbau von mindestens 1.461 Arbeitsplätzen an allen deutschen Standorten. Mit diesen Maßnahmen solle das operative Ergebnis-Ziel auf bis zu 10 Prozent angehoben werden, schreibt die Gewerkschaft. Nach Aussage einer Unternehmenssprecherin beinhaltet das Zukunfts- und Erneuerungskonzept von Premium AEROTEC „umfassende Maßnahmen zur Transformation“, mit denen sich das Unternehmen bis 2023 wettbewerbsfähig und zukunftssicher aufstellen will. „Mit dem Zukunft- und Erneuerungsprogramm will sich das Unternehmen an die Spitze der Zuliefer-Industrie entwickeln“, so die Sprecherin.
Kerngeschäft des Tier-1-Lieferanten Premium AEROTEC mit seinen rund 9.000 Mitarbeitern sind nach eigenen Angaben die Entwicklung und Herstellung von Flugzeugstrukturen aus Metall- und Kohlenstofffaserverbundstoffen für den zivilen und militärischen Bereich. So ist das Unternehmen, das im Jahr 2018 einen Umsatz von zwei Mrd EUR erzielte, unter anderem an der Fertigung des Eurofighters beteiligt. Premium AEROTEC ist hierbei verantwortlich für das Rumpfmittelteil, die Montage/Teilausrüstung sowie CFK-Komponenten und Systembauteile. Mit Ablieferung des letzten bestellten Fliegers für die Luftwaffe ist der Bau des Eurofighters jedoch gegenwärtig ausgelaufen. Beim Frachtflieger A400M fungiert Premium AEROTEC als Zulieferer der hinteren Rumpfsektion, der Schalen für das Rumpfmittelteil, des oberen Frachtladetors sowie von Systembauteilen.
Das Unternehmen hat auch einen Anteil an der Modernisierung des Seefernaufklärers P3-Orion der Marine. Schlagzeilen machte im Oktober 2018 ein Lagerbrand am Premium-AEROTEC-Standort Augsburg. Dabei wurden die neuen Tragflächen für das „Rewinging“ der P3 beschädigt.
Nach Ansicht der Gewerkschaft geht es bei dem Restrukturierungs-programm in erster Linie um Gewinnmaximierung zu Lasten der Beschäftigten. „Alle Standorte sind davon massiv betroffen“, wird Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste, in der Mitteilung zitiert. Massive Einsparungen und der Abbau von Arbeitsplätzen der Rendite wegen seien mit der IG Metall und den Betriebsräten jedoch nicht zu machen.
In einem gestern an die Beschäftigten verteilten Flugblatt fordern die Arbeitnehmervertreter ein positives Zukunftsbild mit Investitionen für alle Standorte, keine betriebsbedingten Kündigungen, eine Abkehr von den Einsparzielen zu Lasten der Beschäftigten sowie eine kurzfristige positive Entscheidung über bereits in Aussicht gestellte Arbeitspakete.
Beobachter gehen davon aus, dass Airbus mit dem Restrukturierungsprogramm die Kosten bei Premium AEROTEC senken will, um das Unternehmen fit für einen späteren Verkauf zu machen. Der Schwerpunkt des Zulieferers dürfte dem Vernehmen nach zukünftig vermutlich eher im zivilen Bereich liegen.
lah/12/6.2.2020