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Helikopter des Typs H145M soll in Motako eingebunden werden

Der europäische Hubschrauberhersteller Airbus Helicopters will im kommenden Jahr mit Versuchen zur Einbindung eines Hubschraubers in die zukünftige digitale Mobile Taktische Kommunikation (Motako) des deutschen Heeres beginnen. Wie Airbus-Programm-Manager Mark Robert Henning am Donnerstag vor Journalisten in Donauwörth sagte, habe man zusammen mit Rheinmetall ein Projekt gestartet, das idealerweise in das Forschungsvorhaben Seneca des Bundeswehrbeschaffungsamtes BAAINBw  integriert wird.

Seneca steht für Sensor Effector Network for Enhanced Combat Applications. Eine  erste Seneca-Studie, bei der mehrere Landfahrzeuge miteinander vernetzt wurden, ist nach rund dreijähriger Dauer vor einigen Wochen abgeschlossen worden.  Im nächsten Schritt soll zumindest nach den Vorstellungen der beiden Unternehmen ein Hubschrauber des Typs H145M zur Luftnahunterstützung in den Gefechtsverband einbezogen werden.

Test als Blaupause für Tiger und NH90 denkbar

Man wolle zusammen mit dem Funkgerätehersteller Rohde & Schwarz und Rheinmetall versuchen, ein Führungssystem in den Hubschrauber zu integrieren, kündigte Henning an.  Denn seiner Meinung zufolge muss ein moderner Helikopter voll in das Heeres-Führungssystem eingebunden sein, um das Prinzip des „Net Centric Warfare“ zu realisieren. Alles andere sei nicht mehr zeitgemäß.

Die beiden Unternehmen haben das Vorhaben als Konzeptstudie offenbar bereits begonnen. Sollten die Tests erfolgreich verlaufen, könnten  sie als Blaupause für die Integration von Motako und Motiv (mobiler taktischer Informationsverbund) in den Kampfhubschrauber Tiger und den NH90 dienen.

Nach Aussage des Airbus-Managers benötigt der firmeneigene Hubschrauber für das Vorhaben ein datenfähiges Funkgerät, einen Computer sowie die Applikationssoftware von Rheinmetall. Man wolle den deutschen Kunden motivieren, mit Airbus Helicopters zusammenzuarbeiten, sagte Henning.

Gemeinsames Lagebild ein Bestandteil

Nach Angaben von Rheinmetall wird im Rahmen von Seneca unter anderem ein gemeinsames Lagebild der eigenen sowie der feindlichen Kräfte für alle Beteiligten erstellt. Dabei soll auch das Prinzip des Sensor-to-Shooter umgesetzt werden. Dies beinhaltet, die Auffassung des Ziels durch einen Sensor, die Übergabe an eine ferngesteuerte Waffenstation, das Einschwenken auf das Ziel und dessen Verfolgung. Ein im Anflug befindlicher Hubschrauber könnte so  automatisiert und möglichst in Echtzeit ein Lage- und Zielbild erhalten  und gegebenenfalls sofort seine Wirkmittel einsetzen.

Nach Aussage von Henning gibt es außer den Vereinigten Staaten – dort verfügen die US-Army und das US-Marine Corps über einen so genannten Blue-Force-Tracker – bislang keine andere Nation, die eine Lösung dafür gefunden hat, ihre Helikopter-Komponente in das Führungssystem der Landstreitkräfte einzubinden.

In der Praxis des schnellen Helikopterflugs scheint die Update-Rate des Systems eine große Herausforderung darzustellen. Airbus wünscht sich dabei eine Update-Geschwindigkeit von weniger als einer Sekunde. Bei bestehenden Systemen dauert das Update dem Vernehmen nach 30 Sekunden und länger, wenn sich diese mit dem nächsten Netzwerkknoten verbinden.

Herausforderung digitale Wellenform

Für die Kommunikation mit Luftfahrzeugen müsse dann auch die von den Funkgeräten genutzte digitale Wellenform geeignet sein, betonte Henning. Link 16 funktioniere heutzutage nicht mehr, da die Bandbreite der Datenübertragung nicht ausreiche und es eine zu große Zahl von Teilnehmern gebe.

Airbus will den Hubschrauber auch mit HD-Video-Up- und Downlinks ausstatten, etwa um Daten von einer Bodenstation zu empfangen oder ein UAV zu steuern, erläuterte Henning. Seiner Aussage zufolge arbeitet sein Unternehmen überdies daran, Non-Line-of-Sight (NLOS) Systeme in den Helikopter zu integrieren.

Offenbar wird gegenwärtig in Bundeswehr-Kreisen darüber nachgedacht, einen Hubschrauber wie die H145M in der Light-Attack-Version für zukünftige Combat Aviation Brigades einzusetzen. Sollten dann NLOS-Systeme wie die projektierte European Modular Missile genutzt werden, könnte ein solcher Hubschrauber als Trägerplattform dienen. Dabei kann er aufgrund der hohen Reichweite der Rakete außerhalb der Reichweite gegnerischer Luftabwehr bleiben.

NLOS wird in Zukunft wichtig

Der Einsatz von NLOS-Systemen ist aber auch in anderen Verbänden denkbar. So wird in Zukunft eine mechanisierte Brigade etwa 32 Luftfahrzeuge unterschiedlichster Typen benötigen, so  zumindest der Ergebnis einer IABG-Studie.

Auch das Manned-Unmanned-Teaming, also das Führen von Drohnen vom Helikopter stehe auf dem Testplan für das kommende Jahr, kündigte Henning. Dabei will Airbus seiner  Aussage zufolge ein neues Crew-Konzept entwickeln. Mehrere Kunden hätten den Bedarf für derartige Fähigkeiten bereits bekundet.

Airbus ist gerade dabei den H145M als so genannten Light-Attack-Helikopter, der mit Rohrwaffen sowie ungelenkten und gelenkten Raketen ausgestattet werden kann,  zu zertifizieren. Gegenwärtig laufen Tests zum Verschießen von lasergelenkten 70mm-Flugkörpern. Das Unternehmen blickt für dies so genannte HForce-Ausstattung insbesondere auf den internationalen Markt. So hat zuletzt Serbien den Hubschrauber in einer Kampfvariante beschafft. Laut Hersteller laufen gegenwärtig Gespräche mit einer Reihe weiterer Interessenten.

Eine besondere Herausforderung stellt nach Aussage von Henning das Fliegen bei widrigen Witterungsbedingungen dar. Hier sei das Ziel, bei 100 Knoten Geschwindigkeit in 30 Metern Höhe bei 0 Metern Sicht Soldaten in den Einsatz zu bringen. Diese Anwendung sei auch für zivile Nutzer – etwa im Rettungsdienst – sinnvoll.    Geplant sei überdies, den Hubschrauber beim Absetzen oder Aufnehmen von Soldaten am Boden zu „maskieren“. Dazu habe man mit Rheinmetall an einer Lösung gearbeitet, die den Verschuss einer Nebelwand vorsieht. Diese stehe 30 bis 45 Sekunden, was ausreiche, um vier bis acht Kommandosoldaten abzusetzen.
lah/11.12.2017

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