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Haushaltsausschuss billigt Richtfunkprojekt TaWAN

Lars Hoffmann

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Das Bundeswehr-Projekt Tactial Wide Area Network für Landoperationen (TaWAN LBO) zum Aufbau eines durchgängigen Kommunikationsverbundes mittels Richtfunksystemen ist heute vom Haushaltsausschuss des Bundestages gebilligt worden. Damit ist der Weg frei für einen Vertragsschluss des Bundeswehr-Beschaffungsamtes BAAINBw mit dem Hauptauftragnehmer Rheinmetall Electronics.

Gut informierten Kreisen zufolge handelt es sich bei dem ausgehandelten Vertrag um ein Rahmenvereinbarung, die die spätere Bestellung von weiteren Systemen vorsieht, um drei Heeresdivisionen, die an der Ostflanke der NATO eingesetzt werden sollen, mit den rückwärtigen Dienststellen – bis hin nach Deutschland – zu verbinden. Das Richtfunknetz würde auch eine Aufrechterhaltung der Kommunikation ermöglichen, falls Satellitenverbindungen im Kriegsfall ausgeschaltet werden sollten. Im Frieden wird die Litauen-Brigade im Baltikum stationiert sein und deshalb vermutlich der erste Nutzer von TaWAN werden.

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Wie es heißt, sind heute für eine erste Festbeauftragung rund 1,88 Milliarden Euro inklusive Mehrwertsteuer für die Beschaffung von 56 kleinen TaWAN-Richtfunksystemen und 51 großen Richtfunksystemen sowie zehn Führungsfahrzeugen für das Richtfunkmanagement freigegeben worden. Das Management des Richtfunknetzes, das sich den Planungen zufolge ständig in Bewegung befinden soll, um nicht aufgeklärte und angegriffen zu werden, obliegt offensichtlich Rheinmetall. Der Konzern hält mittlerweile einen Anteil von 51 Prozent an der blackned GmbH, die mit dem Tactical Core die Middleware für das Projekt Digitalisierung landbasierter Operationen (D-LBO) stellt und ebenfalls an TaWAN beteiligt ist.

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Es wird in Fachkreisen davon ausgegangen, dass für das Richtfunksystem klein der Radpanzer Piranha V von GDELS mit einem Mast von SMAG und Funktechnik von Thales Schweiz der Bundeswehr angeboten wurde. Die Schweizer Armee nutzt bereits seit Anfang des Jahrtausends die Thales-Technologie für das eigene Richtfunk-Netz. Mit TaWAN würde der Piranha erstmals in die Bundeswehr eingeführt.

Als Trägerfahrzeuge für die großen Richtfunksysteme waren bis vor kurzem offenbar geschützte Lkw von RMMV vorgesehen, in der Variante 8×8. Dabei trägt ein Fahrzeug ein 40-Meter-Mastsystem von SMAG, ein weiteres den 20-Fuß-Funktionscontainer mit Arbeitsplätzen, Servern und weiterer Ausrüstung.

Zur Lieferung von Fahrzeugsystemen kommen für die Auftragnehmer noch umfassende Dienstleistungen, etwa für die Ausbildung von Personal oder die Erstellung von Dokumentationen.

Mit den heute freigegebenen Mitteln kann jedoch nur ein Teil der benötigten Fähigkeiten abgedeckt werden. Deshalb sind im Rahmenvertrag noch weitere rund 3,6 Milliarden Euro inklusive Mehrwertsteuer als Option enthalten. Mit dem Geld können vorbehaltlich der erneuten Zustimmung des Haushaltsausschusses bis zu 198 weitere kleine Richtfunksysteme und bis zu 337 große Richtfunksysteme sowie bis zu 59 zusätzliche Führungsfahrzeuge gekauft werden.

Ähnlich wie bei der Beschaffung neuer U-Boote für die Marine will das Verteidigungsministerium auch bei TaWAN eine größere Anzahlung von rund 564 Millionen Euro leisten, um damit die Refinanzierungskonditionen des Anbieterkonsortiums zu verbessern.

Rheinmetall-CEO Armin Papperger hatte bereits Ende des vergangenen Jahres vor Analysten angekündigt, dass im Falle einer Auftragserteilung für TaWAN mit einer Anzahlung von mehreren Hundert Millionen Euro zu rechnen sei. Damals hatte er noch mit einem Zuschlag in 2024 gerechnet.

Dass die 25-Millionen-Euro-Vorlage für TaWAN neben vier weiteren Rüstungsvorhaben heute trotz fehlendem Haushalt für 2025 dem federführenden Ausschuss vorgelegt werden konnte, wird damit begründet, dass es sich um eine sogenannte Fortsetzungsmaßnahme handelt, die bereits begonnen wurde. Das aus dem Sondervermögen Bundeswehr und dem Einzelplan 14 finanziert Projekt wird als dringend erforderlicher Bestandteil des Führungs- und Kommunikationssystems gesehen, das aus dem German Mission Network, D-LBO sowie TaWAN besteht. Da D-LBO und German Mission Network bereits in der Umsetzungsphase sind, ist die Beauftragung von TaWAN erforderlich, um das Gesamtkonstrukt nicht zu gefährden.

Lars Hoffmann