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Großauftrag für Modernisierung von Schützenpanzer Puma erteilt

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Nachdem die so genannte 25-Mio-Vorlage für die  Modernisierung von 41 Schützenpanzern Puma zur Nutzung bei der VJTF 2023 vor der Sommerpause den Bundestag passiert hat, wurden jetzt die Verträge mit der Industrie geschlossen. Eine Beauftragung der Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Puma erfolgte am 11.  Juli durch das Bundeswehr-Beschaffungsamt BAAINBw, schreibt der Rüstungs- und Automotive-Konzern Rheinmetall in einer Mitteilung.

Die ARGE Puma ist den Angaben zufolge ein Zusammenschluss aus dem Puma-Hersteller PSM Projekt System Management GmbH – an dem Joint Venture hält Rheinmetall 50 Prozent der Anteile – und der Rheinmetall Electronics GmbH.

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Die Aufträge für das Vorhaben „System Panzergrenadier VJTF 2023“ belaufen sich für  Rheinmetall nach eigenen Angaben insgesamt auf mehr als 470 Mio EUR brutto. Die Arbeiten hätten bereits begonnen und sollen bis zum Ende der VJTF-Bereitschaftsphase im Jahr 2024 fortgeführt werden. Das System Panzergrenadier bindet den Schützenpanzer Puma und die modulare Kampfausstattung „Infanterist der Zukunft – Erweitertes System“ (IdZ-ES) in die vernetzte Operationsführung ein.

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Zu den Leistungen im Rahmen des Systems Panzergrenadier VJTF 2023 gehören den Angaben zufolge umfangreiche Kampfwertsteigerungen der 41 Schützenpanzer sowie weitere Maßnahmen zur besseren Vernetzung von Schützenpanzern und abgesessenen Panzergrenadieren. Der Gesamtwert dieser Beauftragung für Rheinmetall beläuft sich laut Meldung auf 258,3 Mio EUR brutto. Die Systeme würden Ende 2020/Anfang 2021 ausgeliefert.

Logistische Versorgung Teil des Paketes

Das Auftragspaket umfasse unter anderem die komplette logistische Versorgung der VJTF-Pumas über einen Zeitraum von fünf Jahren –  also Ersatzteile und Sonderwerkzeuge sowie die Ersatzteillogistik. Enthalten sei auch eine neue Generation digitaler Funkgeräte für die Schützenpanzer sowie die Einrüstung des mehrrollenfähigen Leichten Lenkflugkörpersystems (MELLS). Auch die Einrüstung neuer Tagsicht- und Wärmebildkameras sowie Farbdisplays gehört zum beauftragten Leistungspaket. Ebenso würden neue Ausbildungsmittel bereitgestellt, um eine realitätsnahe Ausbildung des Verbandes zu ermöglichen.

Eng verknüpft mit den Hardware-Einrüstungen der neuen Optroniksysteme und Monitore für die Schützenpanzer ist der Vertrag für die bereits angelaufene Entwicklung der „Sichtmittel-verbesserung Fahrgestell“, mit dem sich ein Auftragseingang von 67,2 Mio EUR brutto verbindet.

Rheinmetall stattet eigenen Angaben zufolge zudem die Panzergrenadierkompanien der VJTF 2023 mit dem einheitlichen Führungs- und Informationssystem TacNet aus. Ebenso werden zunächst zehn Zugsysteme des Soldatensystems IdZ-ES auf den moderneren Standard IdZ-ES K-Stand VJTF 2023 gebracht. Mit diesen Modernisierungen seien für Rheinmetall Auftragseingänge von 146,5 Mio EUR brutto verbunden.

Wesentliche Neuerungen bei der Modernisierung des IdZ-ES sind dem Unternehmen zufolge der Verzicht auf den „Elektronischen Rücken“ sowie neue moderne Funkgeräte für abgesessene Soldaten und Schützenpanzer, die die Führungsfähigkeit verbessern und den geschützten Austausch großer Datenmengen ermöglichen.

Rohde & Schwarz liefert Funkgeräte

Der Auftrag für die Lieferung eines Teils der digitalen Funkgeräte – den so genannten Software Defined Radios (SDR)  –  geht an  Rohde & Schwarz als Unterauftragnehmer von Rheinmetall Electronics. Nebst passender Wellenformen und Integration liefere Rohde & Schwarz auch Training und Serviceleistungen, schreibt das Unternehmen einer Mitteilung. Die ausgewählte SOVERON-Familie arbeite mit den hochdatenratigen und störsicheren Wellenformen für den taktischen Einsatz.  Laut Hersteller bieten alle Mitglieder der SOVERON-WAVE-Wellenformfamilie bieten die MANET-Funktionalität – MANET steht für Mobile Adhoc Network. Damit ausgestattete Funkgeräte fungieren als Router im IP-Netzwerkverbund und leiten die Informationen über weitere Kommunikationsknoten.

Die in diesem Projekt ausgewählten V-/UHF-Funksysteme von Rohde & Schwarz sollen die Führungsfunkanbindung simultan mit Sprache und IP-Daten vom abgesessenen Trupp bis auf die Zug- und Kompanieebene herstellen und halten. Es handelt sich um so genannte Handhelds (SDHR/SOVERON HR) und Fahrzeugfunkgeräte (SDTR/SOVERON VR), die mit dem bereits von der Bundeswehr beauftragten System SVFuA (Serienname: SOVERON D) und den damit beschafften SDR-Wellenformen interoperabel sind. Das beauftragte 1. Los SOVERON D für Führungsfahrzeuge werde im ersten Halbjahr 2020 an die Truppe ausgeliefert, so  Rohde & Schwarz. SOVERON D biete dafür auch die Abwärtskompatibilität zu den noch geraume Zeit in Nutzung befindlichen jedoch veralteten analogen SEM-Funkgeräten. Verglichen mit den übrigen Kosten für das System Panzergrenadier, sollen die Ausgaben für die beschriebene Funk-Hardware überschaubar sein. Dem Vernehmen nach liegen sie im  niedrigen zweistelligen Millionenbereich.

Im Zuge der Entwicklung der neuen Sichtmittel und deren Integration in den Puma sollen nach Angaben von Rheinmetall zunächst fünf Sätze Erstmuster-Baugruppen gefertigt und in fünf Serienfahrzeuge integriert werden. Diese Arbeiten sollen bis 2022 abgeschlossen werden. Anschließend erfolge bis 2023 die Nachweisführung bei den wehrtechnischen Dienststellen.

Die Digitalisierung der Sichtmittel gehe zudem mit der Implementierung der NGVA (NATO Generic Vehicle Architecture) im Puma einher. Sie bildet das Fundament für das Zukunftsthema Sensor to Shooter. Die nun begonnene Vernetzung der Sensoren und Effektoren eines Einzelfahrzeugs ermögliche schon in Kürze die Vernetzung der Sensoren und Effektoren ganzer Einheiten und Verbände, schreibt Rheinmetall.
lah/12/22.7.2019