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Erweiterte Fliegerabwehr für die Kampftruppe geplant

Nachdem die Bundeswehr vor einigen Jahren ihre Heeresflugabwehrtruppe außer Dienst stellen musste, scheint die damit entstandene Fähigkeitslücke den Verantwortlichen im Heer immer größere Kopfschmerzen zu bereiten.  Um die Kampftruppe in beweglichen Operationen gegen Bedrohungen aus der Luft zu schützen, soll deshalb eine „qualifizierte Fliegerabwehr“  aufgebaut werden. Absicht sei es, dass in klarer Trennung von der Verantwortlichkeit der Luftwaffe Verbände des Heeres  ein Wirkmittel erhalten, „mit dem sie auf nächste Entfernung Flugobjekte bekämpfen können“, sagte der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Jörg Vollmer, nach Abschluss der diesjährigen Informationslehrübung am Freitag auf dem Truppenübungsplatz Bergen.

„Das was wir vor Augen haben sind Drohnenschwärme, die  – wie hier in diesem Gelände gegenüber an einer Waldbürste – uns unmittelbar bedrohen“, sage der Inspekteur. Eine solche Bedrohung wolle man mit einem effektiven Wirkmittel bekämpfen „und eben nicht nur mit dem Maschinengewehr MG 3 und dem Fliegerabwehrvisier, was wir jetzt seit ungefähr 60 Jahren benutzen“.  Laut Vollmer soll die Fähigkeit zum Selbstschutz bis  zum Jahr 2023 aufgebaut werden. In diesem Jahr stellt die Bundeswehr eine Brigade für die Nato-Speerspitze oder VJTF zur Verfügung.

Gut informierten Kreisen zufolge wird gerade an der so genannten FFF für das Luftverteidigungskonzept im  Nah- und Nächstbereichsschutz (NNBS) gearbeitet, das im Verantwortungsbereich der Luftwaffe liegt. Die Ausführungen von Vollmer deuten darauf hin, dass die für das Heer angestrebte Fliegerabwehr hinsichtlich ihrer Reichweite deutlich hinter dem zurückbleibt, was die ausgemusterten Systeme Roland und Gepard leisten konnten. Diese Fähigkeiten werden offenbar im NNBS abgebildet. Um Drohnenschwärme zu bekämpfen, könnte womöglich eine Schnellfeuerlösung mit moderner Sensorik in Frage kommen.

Der Aufbau der diesjährigen Informationslehrübung des Heeres (ILÜ) verdeutlichte, dass das Thema Landes- und Bündnisverteidigung für die Bundeswehr einen deutlich höheren Stellenwert als noch vor einigen Jahren einnimmt.  In diesem Zusammenhang gewinnt die Fähigkeit zum Sperren von Räumen offenbar an Bedeutung. So wurde auf der ILÜ das reaktivierte Minenverlegesystem 85 vorgeführt und der Verschuss einer Minensperre mit dem Raketenwerfer Mars demonstriert. Einen Schwerpunkt bildete die Darstellung der Feuerleitung mittels Joint Fire Support Teams sowohl für die Boden-Boden- als auch die Luft-Boden-Komponente. Eingesetzt wurden neben Panzerhaubitzen und Raketenwerfern auch wieder Panzermörser als Steilfeuerwaffen. Und nicht zuletzt verdeutlichten zwei Tornado-Kampfbomber, die simulierte gegnerische Kräfte mit Freifall-Munition bekämpften, die Möglichkeiten der Zusammenarbeit von Luftwaffe und Heer.

Nach Aussage von Vollmer ist  die  Zeit vorbei, in der die Ausbildung nach Best Practice erfolgte. Es werde wieder „ganz klar nach Vorschrift“ ausgebildet, gerade mit Blick auf die Zusammenarbeit mit anderen Streitkräften. „Wenn wir nicht wieder unsere Stanags beherrschen, dann können sie das Anlegen der Sperre und Übergeben anschließend an einen internationalen Partner überhaupt nicht durchführen“, machte der General deutlich.
lah/12/14.10.2017

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