Das Bundeswehr-Beschaffungsamt BAAINBw hat in dieser Woche mit der Veröffentlichung der Unterlagen für den Teilnahmewettbewerb den Startschuss für die Erneuerung von vier Luftraumüberwachungsradaren des Typs HADR gegeben. HADR steht für Hughes Air Defense Radar. Die Geräte dieses Typs sind über Deutschland verteilt an vier Standort fest installiert.
Laut Ausschreibung sollen vier marktverfügbare Großraumradargeräte zur Luftraumüberwachung (LRÜ) mit Tactical Ballistic Missle Defense ((T)BMD)-Fähigkeit erworben werden. Diese sollen den Planungen zufolge vom Anbieter auf vier Türmen installiert werden. Der Bau der Türme ist nicht Gegenstand der Ausschreibung. Gut informierten Kreisen zufolge könnte die Zuständigkeit für den Turmbau allerdings für Verzögerungen im Gesamtvorhaben führen.
Die vier Radarsysteme sollen aus Sender, Antenne und Empfänger inklusive Subsysteme sowie Messmittel und Werkzeugen bestehen. Geliefert werden sollen überdies vier Radome und vier Antennen für das beigestellte Sekundärradarsystem. Ein weiterer Bestandteil der Ausschreibung ist die Integration in das Radardatennetz der Bundeswehr. Als Frequenzband ist L- oder S-Band vorgesehen (L-Band 1215-1250 MHz & 1260-1340 MHz/S-Band 2900-3400 MHz) sowie die 3D-Fähigkeit gefordert.
Beobachtern zufolge deuten die Anforderungen an das neue Radar darauf hin, dass eine Standardlösung nicht in Frage kommt, sondern ein großes AESA-Radar erforderlich ist. So sollen Ziele mit einem RCS von 1m2 bis mindestens 256 NM unter Idealbedingungen erfasst werden und dabei eine Entdeckungswahrscheinlichkeit von mindestens 80 Prozent gegeben sein.
Darüber hinaus wird neben der Hauptaufgabe der Luftraumüberwachung die Fähigkeit zur Detektion ballistischer Flugkörper gefordert. Hierfür wird eine Mindestreichweite von 1.000 km für 0,5 m2 RCS mit einer Geschwindigkeit von mindestens bis zu 5 km/s erwartet.
Die Vertragslaufzeit ist vom 1.10.2021 bis zum 30.10.2026 terminiert. Das BAAINBw will die Zahl der Wirtschaftsteilnehmer, die zur Angebotsabgabe bzw. Teilnahme aufgefordert werden, auf drei beschränken. Der Schlusstermin für den Eingang der Angebote oder Teilnahmeanträge ist der 18. Mai. Beobachter gehen davon aus, dass voraussichtlich im Juli die ausgewählten Unternehmen zum Angebot aufgefordert werden könnten. Als mögliche Teilnehmer gelten Lockheed Martin, Thales und Leonardo. Womöglich kommen auch Hensoldt, Elta und weitere in Frage.
Lockheed Martin hat schon seit geraumer Zeit den anstehenden Ersatz der HADR-Systeme im Blick. Thales und Leonardo würden vermutlich mit Radaren antreten, die auch für die Modernisierung der Fregatte F-124 angeboten werden: Smart-L und Kronos. In dieser Ausschreibung sollen die finalen Teilnehmer vor kurzem ihre Angebote abgegeben haben. Die Beschaffung von weitgehend baugleichen Radaren für die F-124 und HADR würde sich aus logistischen Gründen für die Bundeswehr anbieten. Sollte noch in diesem Jahr die Entscheidung für die F-124-Radare fallen, könnte dies auch Auswirkungen auf die aktuelle Ausschreibung haben. Gut informierten Kreisen zufolge gilt Thales beim Schiffsradar als sehr konkurrenzfähig.
lah/12/26.3.2020