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Familiengedanke scheint zu tragen

In der letzten Sitzung des Bundestags-Haushaltsausschusses in der vergangenen Woche wurden insgesamt drei so genannte 25-Mio-Vorlagen mit einem größeren Finanzvolumen behandelt, die Radartechnik zum Gegenstand hatten. Dabei handelt es sich um die Modernisierung der Fregatten der Klasse 123, ein neues Weitbereichsradar für die Fregatten-Klasse 124 sowie neue Luftraumüberwachungsradare, die als „Hughes Air Defence Radar Nachfolgesystem (HADR NF)“ bezeichnet werden. Während die Sensorik für die F123 dem Vernehmen nach von Saab kommen soll, hat sich das Bundeswehr-Beschaffungsamt BAAINBw bei der F124 und HADR NF offenbar für die Angebote des aus Hensoldt und der israelischen Firma Elta bestehenden Konsortiums entscheiden.  Sowohl die schiffs- als auch die bodengebundenen Radare sollen mittel- und langfristig zur Abwehr von ballistischen Bedrohungen genutzt werden.

„Mit der genehmigten Beschaffung von vier Großraumradargeräten zur Luftraumüberwachung, die zusätzlich erstmals über eine Fähigkeit zur Erfassung ballistischer Flugkörper verfügen, werden die veralteten, in den 1980er-Jahren beschafften Hughes Air Defense Radare abgelöst“, schreibt das BMVG dazu.

Eine weitere Besonderheit: Die F-124- und die HADR-Nachfolgeradare werden dem Vernehmen nach über weitgehend identische Bauelemente verfügen. Damit wird offenbar das Ziel verfolgt, eine Radar-Familie zu nutzen, was Kosten bei Wartung, Logistik und Ausbildung spart. Einen ähnlichen Ansatz verfolgen auch die Niederlande, die ihre weiterentwickelten Smart-L-Marineradare nicht nur auf ihren Luftverteidigungsfregatten, sondern auch an Land einsetzen.

Darüber hinaus macht die Bundesregierung mit der Beschaffung der Sensoren des deutsch-israelischen Konsortiums für die im NATO-Rahmen wichtige Abwehr ballistischer Raketen ein politisches Statement in Richtung Israel.

Der Radar-Spezialist Elta, der zu einem der größten israelischen Rüstungskonzerne Israel Aerospace Industries (IAI) gehört, ist in Deutschland augenblicklich erfolgreich und hat vor kurzem einen anderen Wettbewerb für sich entschieden. So wird das Unternehmen zusammen mit der ESG insgesamt 69 so genannte BARÜ-Radare für das Heer liefern. BARÜ steht für Bodengebundenes Aufklärungs- und Raumüberwachungssystem.

Hensoldt und IAI hatten Ende vergangenen Jahres eine Vereinbarung zur strategischen Zusammenarbeit unterzeichnet. Im Rahmen dieser Vereinbarung wollten die beiden Unternehmen gemeinsam Radarsysteme zur Abwehr ballistischer Raketen herstellen und sich an Projekten zur Luftraum- und Weltraumüberwachung beteiligen. Wie auch einer Ankündigung hervorging, wollte Hensoldt in einem ersten Schritt zusammen mit der IAI-Tochter Elta ein Weitbereichsradar zum Einsatz auf den F124-Fregatten anbieten – womit sie ja offenbar Erfolg haben. Damals hieß es in der Mitteilung, das Radar arbeite im S-Band, was eine wesentlich präzisere Erfassung von Zielen im Weltraum erlaube als andere Lösungen.

Und weiter: Die IAI werde ihr technologisches Know-how und ihre langjährige Erfahrung in der Entwicklung und Herstellung von Verteidigungssystemen gegen ballistische Langstreckenraketen einbringen, so dass bereits im Einsatz erprobte Komponenten zum Einsatz kommen. Hensoldt werde die Kernkomponenten fertigen und die Radarsysteme komplett aufbauen. „Diese Weitbereichsradare können dem deutschen Kunden ebenso wie anderen NATO-Partnern angeboten werden“, hieß es in der Mitteilung. Der Servicesupport für die gesamte Lebenszeit des Systems könne von Hensoldt übernommen werden.

Die Kooperationsvereinbarung wurde mit der Elta-Gruppe geschlossen, die die Ultra- und Spectra-Radar-Familie entwickelt hat. Diese Radare bieten laut Hersteller erweiterte Such- und Erkennungsfähigkeiten von ballistischen Raketen und Satelliten in größeren Reichweiten. Die in die Zusammenarbeit eingehenden Systeme Ultra und Spectra wurden demnach so konzipiert, dass sie unabhängig voneinander als Detektionssysteme funktionieren. Laut Hersteller unterstützen sie alle Ebenen der Luftverteidigung, angefangen von mittleren über große bis hin zu sehr großen Reichweiten. Beide Systeme seien mobil einsetzbar und bieten den weiteren Angaben zufolge bis zu 500 km an Überwachungs- und Detektionsfähigkeiten gegenüber Kampfflugzeugen.

Die Kooperation von Hensoldt mit Elta Systems beschränkt sich allerdings nicht nur auf den Radar-Bereich. Beide Unternehmen wollen auch bei Systemen zur so genannten Integrated Communication and Surveillance (ICS) für U-Boote kooperieren, wie sie bereits im Oktober vergangenen Jahres ankündigten.
lah/28.6.2021

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