Der israelische Luft-, Raumfahrt- und Verteidigungskonzern Israel Aerospace Industries (IAI) und der deutsche Sensor-Spezialist Hensoldt haben eine Vereinbarung zur strategischen Zusammenarbeit unterzeichnet. Im Rahmen dieser Vereinbarung werden die beiden Unternehmen gemeinsam Radarsysteme zur Abwehr ballistischer Raketen herstellen und sich an Projekten zur Luftraum- und Weltraumüberwachung beteiligen, wie Hensoldt auf Nachfrage mitteilte. In einem ersten Schritt bietet Hensoldt demnach zusammen mit der IAI-Tochter Elta ein Weitbereichsradar zum Einsatz auf den F124-Fregatten der Deutschen Marine an. Dieses Radar arbeite im S-Band, was eine wesentlich präzisere Erfassung von Zielen im Weltraum erlaube als andere Lösungen. Dem Vernehmen nach haben die Unternehmen das Angebot für die Modernisierung der Fregatten bereits abgegeben. Im Markt war bereits seit geraumer Zeit über eine mögliche Zusammenarbeit der beiden Unternehmen spekuliert worden.
Wie Hensoldt weiter mitteilt, wird die IAI ihr technologisches Know-how und ihre langjährige Erfahrung in der Entwicklung und Herstellung von Verteidigungssystemen gegen ballistische Langstreckenraketen einbringen, so dass bereits im Einsatz erprobte Komponenten zum Einsatz kommen. Hensoldt werde die Kernkomponenten fertigen und die Radarsysteme komplett aufbauen.
Diese neuen Weitbereichsradare können laut Angaben dem deutschen Kunden ebenso wie anderen NATO-Partnern angeboten werden. Der Servicesupport für die gesamte Lebenszeit des Systems könne von Hensoldt übernommen werden.
Die Kooperationsvereinbarung wurde nach Aussage des deutschen Sensor-Spezialisten mit der Elta-Gruppe der IAI geschlossen, die die Ultra- und Spectra-Radar-Familie entwickelt hat. Diese Radare sollen erweiterte Such- und Erkennungsfähigkeiten von ballistischen Raketen und Satelliten in größeren Reichweiten bieten. Die Radare seien ausgereifte, einsatzerprobte Produkte, die eine flexible Gestaltung ermöglichen, um Änderungen der operativen Anforderungen bezüglich künftiger Bedrohungen zu unterstützen, heißt es von Hensoldt.
„Die IAI sieht in der Zusammenarbeit mit Hensoldt einen bedeutenden Schritt, um ihre Radaroperationen in Europa voranzubringen und ihr über Jahrzehnte in der Luftverteidigung und in Weltraummissionen gesammeltes technologisches Know-how zu nutzen“, teilte Elta-CEO Yoav Turgeman mit. Die Fähigkeiten der Radarsysteme zur ballistischen Raketenabwehr in Israel und weltweit, werden seinen Worten zufolge Deutschland helfen, seine operativen Ziele zu erreichen. „Wir haben einen wachsenden Bedarf an fortschrittlichen Frühwarnradarsystemen festgestellt, die ein detailliertes Echtzeit-Luftbild liefern, um die Auswahl geeigneter Abwehrmaßnahmen zu erleichtern“, so Turgeman weiter.
Nach Aussage von Hensoldt-CEO Thomas Müller bringt sein Unternehmen in der Zusammenarbeit mit IAI sein umfangreiches technisches Know-how im Bereich der Radarsysteme ein.
„Aufgrund unserer Fertigungskapazität in Deutschland und unserer langjährigen Zusammenarbeit mit der Bundeswehr bieten wir eine zuverlässige, reaktionsschnelle Logistikunterstützung und vielfältige Möglichkeiten zur einsatzorientierten Weiterentwicklung“, so Müller.
Die in die Zusammenarbeit eingehenden Systeme Ultra und Spectra wurden nach Angaben von Hensoldt so konzipiert, dass sie unabhängig voneinander als Detektionssysteme funktionieren. Sie unterstützen demnach alle Ebenen der Luftverteidigung, angefangen von mittleren über große bis hin zu sehr großen Reichweiten. Beide Systeme seien mobil einsetzbar und bieten bis zu 500 km an Überwachungs- und Detektionsfähigkeiten gegenüber Kampfflugzeugen. Die Systeme liefern den Angaben zufolge Frühwarnungen über Satelliten, ballistische Flugkörper und andere Luftziele in deutlich größeren Entfernungen.
lah/14.12.2020