Bislang baut als einziges deutsches Unternehmen TKMS auf seiner Kieler Werft Unterseeboote. Das könnte sich allerdings bald ändern, falls die ehemaligen Tochterbetriebe von TKMS, Emden Dockyard und Nordseewerke Emden, die Finanzierung für das heute auf der Messe SMM in Hamburg präsentierte Modell eines eigenen U-Bootes meistern sollten. Beide Werften befinden sich im Besitz der Hamburger Beteiligungsgesellschaft Seafort Advisors.
Wie es aus Firmenkreisen heißt, geht der Entwurf auf die Anfrage eines befreundeten Landes zurück, das dem Vernehmen nach in Asien liegen soll. Projektiert werden soll ein Low-Cost-Boot made in Germany, wie ein Sprecher der Nordseewerke Emden erläuterte. Das zeigt sich unter anderem an den Dimensionen: Mit einer Länge von 31 Metern, einem Durchmesser von 6,5 Metern und einer Verdrängung von 420 Tonnen gehört das N-310 zu den kleineren Booten.
Preislich attraktiv und aus Deutschland: Der neue U-Boot-Entwurf von Nordseewerke Emden Shipyard. Foto: lah
Die Besatzung soll aus zehn Personen bestehen, die pro Wache in einem Fünferteam arbeiten. Da das Boot primär für den Küsteneinsatz vorgesehen ist, haben die Designer den Turm bewusst niedrig gehalten. Neben einem X-Ruder und mindestens vier Torpedos ist im Bug ein großer Stauraum vorhanden, in dem sich laut Sprecher bis zu 15 Kommandosoldaten aufhalten können. Im Augenblick sind an beiden Seiten des Rumpfes Kleinst-U-Boote mit einer Person Besatzung vorgesehen. Noch ungeklärt sei die Anordnung der Schleusen für das Verlassen des Unterwasserschiffes und das Bemannen der Kleinst-U-Boote, so der Sprecher.
Angetrieben wird das Zweihüllenboot, für das auch CFK- oder GFK-Material verbaut werden soll, klassisch von Dieselmotor und Bleibatterien. Das N-310 ist nach Angaben des Sprechers eine „reine Eigenentwicklung“, für das die weltweit die besten Konzepte berücksichtigt wurden. Da Emden bis vor einigen Jahren neben Kiel der zweite Standort in Deutschland zur Fertigung von U-Booten war, dürften die beiden Werften vermutlich über das nötige Know-how und Fachpersonal für den U-Boot-Bau verfügen. Es stellt sich nur die Frage, ob es für das Konzept einen Markt gibt und sich ein Partner findet, der in die Finanzierung einsteigt. Denn die wirtschaftliche Situation der Nordseewerke Emden Shipyard GmbH dürfte mit der im August beantragten Insolvenz in Eigenregie nicht optimal sein.
Neben dem Neubau haben die Werften auch Interesse an der Modernisierung von gebrauchten Unterseebooten. Wie der Unternehmenssprecher bestätigte, laufen gegenwärtig Gespräche mit dem Bund zum Erwerb von vier alten deutschen Booten des Typs 206A. Sollte der Kauf erfolgen, wollen die Werften aus den Komponenten der kleinen Flotte ein bis zwei fahrtüchtige Boote machen, die von einer „befreundeten“ Nation in Asien für Trainingszwecke verwendet werden könnten. Wie es heißt, sind die Werften nur für die Fahrtechnik verantwortlich, während das Battle Management System vom Kunden beigestellt wird. Darüber hinaus besteht insbesondere bei der auf Reparaturen spezialisierten Emden Dockyard der Wunsch, TKMS bei der Wartung von Unterseebooten zu unterstützen.
lah/4.9.2018