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Ausschreibung für neue Tanker in diesem Jahr geplant

Die Deutsche Marine hat einen dringenden Bedarf, ihre beiden veralteten Betriebsstofftanker zu ersetzen. Nachdem der Generalinspekteur die Auswahlentscheidung für ein entsprechendes Beschaffungsverfahren im Sommer getroffen hat, könnte womöglich noch vor Weihnachten der Ausschreibungsprozess beginnen. „Wir hoffen, dass wir mit dem Teilnahmewettbewerb noch in diesem Jahr starten können“, sagte Kapitän zur See Andreas Czerwinski, Abteilungsleiter See beim Bundeswehr-Beschaffungsamt BAAINBw, bei einem Sprechtag der Schiffbautechnischen Gesellschaft zum Thema Marinetechnik am Mittwoch in Hamburg.

Laut Czerwinski strebt seine Behörde an, einen  Bauvertrag für die beiden neuen Schiffe Anfang 2021 zu schließen. Seiner Aussage zufolge soll das Vorhaben europaweit ausgeschrieben werden.

Im Augenblick laufen Studien für ein Joint-Support-Ship für die Deutsche Marine, sagte Czerwinski. Allerdings befinde sich das Vorhaben in einer sehr  frühen Phase und sei überdies noch nicht personell unterlegt. Aus diesem Grund konnte der Marine-Offizier keine weiteren Details dazu geben. Letztendlich sei auch noch offen,  ob überhaupt genügend Finanzmittel verfügbar sein werden. Dem Vernehmen nach muss Deutschland bis 2034 der NATO zwei Unterstützungsschiffe zur Verfügung stellen. Bislang wird durch die Beteiligung an dem niederländischen Mehrzwecktransportschiff Karel Doorman lediglich die Verpflichtung für ein Schiff abgedeckt.

Während ein eigenes deutsches Joint-Support-Ship also noch Zukunftsmusik ist, nähert sich das Tenderverfahren für das Mehrzweckkampfschiff (MKS) 180 dem Ende. Wie es aus gut informierten Kreisen heißt, sind die  so genannten Best And Final Offers für  das MKS 180 fast vollständig ausgewertet. Offenbar mussten die beiden verbleibenden Anbieter noch bis zu dieser Woche einige Nachfragen beantworten. Die Entscheidung über den Gewinner soll Insidern zufolge  noch im laufenden, die parlamentarische Befassung der 25-Mio-Vorlage Anfang kommenden Jahres erfolgen. Idealtypisch soll der Zulauf der neuen Schiffe in den Jahren 2027 bis 2030 erfolgen.

Beobachter vermuten, dass unabhängig davon, ob das Konsortium unter Führung der niederländischen Damen-Werft oder das unter der Leitung von German Naval Yards Kiel (GNYK) den Auftrag erhält, der Größte Teil der Wertschöpfung auf deutschen Werften erfolgt. Nicht zuletzt kann der Auftraggeber aufgrund des so genannten Leistungsbestimmungsrechtes Auflagen machen, die faktisch nur hierzulande zu erfüllen sind. Aufgrund der gegenwärtigen Auftragslage in der Branche und der Größe des MKS-180-Projektes wird deshalb damit gerechnet, dass die Werften Lürssen, GNYK sowie tkMS beim MKS-Bau – wie bereits bei anderen Marineschiffen zuvor – eng kooperieren werden.

In diese Richtung argumentierte auch der Geschäftsführer von GNYK, Jörg Herwig, Ende September bei einem Empfang seines Unternehmens in Berlin:  „Wir brauchen eine neue Partnerschaft zwischen Marine und Industrie, die auf Vertrauen und offenem Dialog fußt. Und wir wollen eine neue Partnerschaft unter den Hauptakteuren unserer Branche wie Lürssen und tkMS sowie den zum Bau von Marineschiffen unverzichtbaren Zulieferern“, sagte der Manager.  Die MKS 180 biete die Chance für den Neubeginn.

Herwig warnte allerdings auch vor der Gefahr, dass deutsche Werften zu verlängerten Werkbank anderer Nationen werden könnten. „Mit dem MKS-Projekt steht der deutsche Marineschiffbau am Scheideweg: Es geht schlicht darum, ob sich die deutsche Marineindustrie mit Innovationen auf Dauer in der Weltspitze behaupten können wird.“  Sollten deutsche Werften leer ausgehen, werde  der Innovationsschub, von dem auch die vielen Zulieferer profitieren, ausbleiben, sagte der Werft-Chef.
lah/10.10.2019

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