Anzeige

Abnahme frühestens im dritten Quartal

Die Übergabe der problembelasteten Fregatten der Klasse F 125 an die Marine durch das Herstellerkonsortium von TKMS und Lürssen verzögert sich weiter. Die Abnahme des Typschiffs der Baden-Württemberg-Klasse sei frühestens für das 3. Quartal 2018 zu erwarten, heißt es in dem im vergangenen Monat veröffentlichten 7. Bericht des Verteidigungsministeriums zu Rüstungsangelegenheiten.

Laut Bericht konnte die  Abnahme des ersten Schiffes der Serie auch zum 23.  Januar wegen „wiederholt nicht erfolgreich durchgeführter Funktionsnachweise in den Bereichen Kommunikation, Informationsmanagement, Waffen und Sensoren sowie Schnittstellen im Einsatzsystem nicht erfolgen“. In Folge dessen musste die für Anfang Februar  vorgesehene 12-monatige  Einsatzprüfung durch die Marine zum Nachweis der Einsatzbefähigung um Monate verschoben und neu ausgeplant werden. Wie ein Sprecher der Marine mitteilte, hat dieser im Rüstungsbericht skizzierte Zeitplan weiter Gültigkeit. Nach Werftprobefahrten in der kommenden Woche könnten sich jedoch womöglich Änderungen ergeben, räumte er ein.

Derzeit werde die Wiederholung des Funktionsnachweises durch den Auftragnehmer detailliert neu geplant, heißt es im Bericht. Dabei würden  auch die Auswirkungen auf die Folgeschiffe berücksichtigt. Die Abnahme des ersten Schiffes, der Baden-Württemberg,  sei frühestens für das 3. Quartal 2018 zu erwarten. „Der für Mai 2018 vorgesehene Abnahmetermin für Schiff 2 verschiebt sich auf November 2018“. Nach Aussage eines Sprechers des bei der ARGE F125 federführenden Werftkonzerns TKMS soll die Baden-Württemberg 2018 an die Marine übergeben werden. Dieser Zeitplan werde gehalten, betonte er.

Ursächlich für die wiederholte Verschiebung der Abnahme der Baden-Württemberg  – nach dem letzten Berichtsstand war dies  für Ende Juni 2017 vorgesehen –  waren laut Bericht neben einem Generator-Schaden, Störungen im Ablauf der Funktionsnachweise (FN) in den Bereichen Waffen und Führungsmittel (W+F) sowie Informationsübertragungssystem (InfoÜSys). Im Dezember 2017 konnte der Funktionsnachweis InfoÜSys weitgehend abgeschlossen werden, der Funktionsnachweis See W+F musste dem Rüstungsbericht zufolge aufgrund technischer Probleme im Verantwortungsbereich der ARGE F125 jedoch abgebrochen werden.

Netzteile des Radars ausgefallen

Wie es aus gut informierten Kreisen heißt, war ein Problem beim Radar des Schiffes aufgetreten. Demnach musste das von Hensoldt gelieferte TRS-4D-Radar deutlich mehr Spannungsspitzen  aufnehmen als vom Systemintegrator TKMS spezifiziert war. Das führte offenbar dazu, dass mehrere Dutzend Netzteile des Radars beschädigt wurden. Wie es heißt, brannten die Radar-Netzteile  insbesondere dann durch, wenn das Schiff beim Auslaufen vom Landstromnetz abgekoppelt und auf Bordstrom umgestellt wurde. In der Folge sind offenbar drei der vier festen Radarplatten ausgefallen. Aufgabe des Herstellers dürfte es nun sein, die Netzteile auf die Stromschwankungen auszurichten.

Ein weiteres Problem soll sich dem Vernehmen nach daraus ergeben haben, dass die Zeitsignale im Führungs- und Waffeneinsatzsystem (FüWes) nicht korrekt verarbeitet werden konnten. Ob dies nur daran gelegen hat, dass die beiden Zeitgeber des Schiffes nicht korrekt synchronisiert waren oder andere Gründe dafür ursächlich waren, kann nur gemutmaßt werden. Welchen Anteil Raytheon Anschütz als Lieferant von Navigations- und Brückenelementen an der Problematik hat, war bis Redaktionsschluss nicht zu klären.

Gut informierten Kreisen zufolge  soll sich für Atlas Elektronik als verantwortliches Unternehmen für das FüWes  und die Integration der verschiedenen Komponenten überdies die Schwierigkeit ergeben haben, dass einige Sensoren und Effektoren zu spät geliefert wurden. Deshalb konnte  deren Integration in das Führungssystem lediglich simuliert werden, was offenbar zu suboptimalen Ergebnissen geführt hat.

Wie es im Rüstungsbericht heißt, wurden im Bereich der Landanlagen im Berichtzeitraum wesentliche Fortschritte erzielt. Die Abnahme der zwei in Fertigstellung verbleibenden Anlagen sei im I. Quartal 2018 vorgesehen. Wie ein Sprecher des BAAINBw dazu mitteilte, steht im Augenblick jedoch noch  die Abnahme von zwei Anlagen aus.

Neue Chancen in Nordafrika

Wirtschaftlich dürften die Nachbesserungsarbeiten für das F125-Konsortium schmerzlich sein. Und mit dem Ausscheiden aus dem Wettbewerb für das MKS180 dürften den beiden Firmen zusätzlich ungedeckte Kosten entstanden sein. Vor diesem Hintergrund wären  Aufträge aus dem Ausland sicherlich willkommen. Mindestens zwei Optionen sollen bereits bestehen:

Gut informierten Kreisen zufolge bemüht sich TKMS zusammen mit Lürssen als  Bauwerft gegenwärtig um die Lieferung von Fregatten nach Ägypten. Für die beiden Unternehmen spricht, dass beide bereits Lieferbeziehungen mit dem nordafrikanischen Land aufweisen. Und auch die Bundesregierung unterstützt  Ägypten bei der Sicherung seiner Grenzen – auch mit Geld. Allerdings soll sich auch die französische Konkurrenz hier im Wettbewerb befinden. Und Frankreich hat bereits die ursprünglich für Russland projektieren Hubschrauber-Träger der Mistral-Klasse und geliefert.

Insidern zufolge soll TKMS noch ein weiteres Eisen im Feuer haben: So bietet das Unternehmen offenbar auf eine algerische Ausschreibung für neue Korvetten. In diesem Fall – so heißt es – mit German Naval Yards Kiel als Bauwerft, wie bereits bei den nach Algerien gelieferten Fregatten.
lah/3.4.2018

.i.td-icon-menu-up { display: none; }