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FFG kritisiert Bergepanzerbeschaffung der Bundeswehr

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Die Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft (FFG) kritisiert in einem Brandbrief an den Bundestag die mittelstandsfeindliche Praxis bei der Nachbeschaffung von 23 Bergepanzern für die Bundeswehr, die an die Ukraine abgegeben wurden.

Wie es in dem an die Mitglieder von Haushalts- und Verteidigungsausschuss adressierten Papier – das hartpunkt vorliegt – heißt, strebt das Bundeswehr-Beschaffungsamt BAAINBw bei der Nachbeschaffung der Bergepanzer eine freihändige Vergabe ohne Wettbewerb an und will den Mittelstand nicht miteinbeziehen. Durch diese „ohne jegliche inhaltliche Notwendigkeit“ getroffene Entscheidung begebe sich die Bundeswehr in die Abhängigkeit von einem „Quasi-Monopolisten, der bis heute nicht in der Lage gewesen ist eine kommerzielle und gleichzeitig fachlich überzeugende Lösung anzubieten“, heißt es in dem Brief. Ohne explizit erwähnt zu werden, ist damit Rheinmetall gemeint. Darüber hinaus muss erwähnt werden, dass die in dem Brief enthaltenen Angaben nicht unabhängig geprüft werden können. So wollte das Verteidigungsministerium auf eine im April schriftlich gestellte Frage des CDU-Abgeordneten Lehmann – Berichterstatter zu Angelegenheiten des Heeres für die CDU/CSU Fraktion im Verteidigungsausschuss des Deutschen Bundestages – mit Verweis auf das laufende Vergabeverfahren nicht mal die Anzahl der vorliegenden Angebote nennen. „Aufgrund des laufenden Vergabeverfahrens können zum jetzigen Zeitpunkt keine Angaben über Menge, Art und Inhalt von dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr vorliegenden Angeboten im Rahmen der Beschaffung von neuen Bergepanzern gemacht werden“, heiß es in der Antwort des damaligen Parlamentarischen Staatssekretärs Thomas Hitschler vom 24. April 2025 wörtlich.

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Ein Indikativangebot von FFG zur Lieferung von 23 Bergepanzern Wisent 2 vom Februar sei dem Brandbrief zufolge bis heute unbeantwortet geblieben, obwohl der angebotene Panzer mit 11 Millionen Euro deutlicher günstiger als der Bergepanzer Büffel von Rheinmetall mit 20 Millionen Euro sei. Auch sei eine Lieferzeit von drei gegenüber fünf Jahren beim Büffel möglich. Überdies erfüllt der Wisent 2 laut FFG bei Digitalisierung und Entwicklungsaufwand die Spezifikationsforderungen deutlich besser als das Konkurrenzprodukt.

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Besprechungen mit dem BMVg und dem BAAINBw zu dem Thema wurden laut FFG kurzfristig abgesagt oder auf den Herbst verschoben, kritisiert das Unternehmen. „Deshalb verstehen wir es als unsere Pflicht, Sie auf diesen Missstand hinzuweisen und offen bekannt zu machen“, schreiben die beiden Geschäftsführer von FFG im Brandbrief.

Das Unternehmen wünscht sich im Rahmen eines fairen Wettbewerbs nun die Beauftragung für eine Lieferung des Wisent 2, der „nachweislich ein hochwertigeres als alle bislang in die Bundeswehr eingeführten vergleichbaren Systeme“ darstelle. Das Fahrzeug sei von Bundeswehr-Experten bereits als geeignet für die Einführung in Streitkräfte bewertet worden und in sechs Nationen erfolgreich im Einsatz. „Unsere laufende Produktion könnte problemlos erweitert werden“, heißt es weiter. Jetzt bleibt abzuwarten, ob sich jemand aus dem parlamentarischen Raum des Themas annimmt.
lah

Der Brandbrief in vollem Wortlaut

Brandbrief materielle Ausstattung der Bundeswehr und Monopolisierung bei Beschaffungsvorhaben für abgegebene Bergepanzer (BPz)

Sehr geehrte Damen und Herren,

im Rahmen einer Nachbeschaffung für an die Ukraine abgegebene Fahrzeuge, beabsichtigen das Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) und das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw), einen Großauftrag freihändig und ohne Wettbewerb zu vergeben. Konkret geht es um die Nachbeschaffung von insgesamt 23 BPz.

Die Bundeswehr und das BAAINBw waren bislang in starkem Maße bestrebt, den Mittelstand so weit wie möglich in seine Vergaben miteinzubeziehen. Dies geschah und geschieht vor allem auch, um die allgemein anerkannt hohe Innovationsfähigkeit, Wirtschaftlichkeit und Flexibilität des Mittelstandes zum beidseitigen Vorteil zu nutzen. Bei der Nachbeschaffung der BPz wird dies jedoch ohne jegliche inhaltliche Notwendigkeit bewusst unterlassen und man begibt sich in die selbstgewählte Abhängigkeit eines Quasi-Monopolisten, der bis heute nicht in der Lage gewesen ist eine kommerzielle und gleichzeitig fachlich überzeugende Lösung anzubieten.

Die FFG hat dies zum Anlass genommen und im Februar 2025 dem BAAINBw ein Initiativangebot für die Lieferung von 23 BPz WIiSENT 2 unterbreitet — dieses blieb zu unserem Bedauern bis heute unbeantwortet! Wir haben den Eindruck, dass man das Vorhaben “auf Teufel komm raus” umsetzen will — zu Lasten der deutschen Streitkräfte (keine und/oder verspätete Lieferungen) und des deutschen Steuerzahlers (horrende Systempreise — siehe Tabelle).

1) Anm.: Grün = Spezifikationsanforderungen erfüllt; rot = Spezifikationsanforderungen nicht erfüllt.(Bild: FFG)

Wir haben das BMVg und BAAINBw wiederholt um Gespräche in der Angelegenheit gebeten, aber bereits bestätigte Termine werden entweder kurzfristig abgesagt oder auf Monate verschoben (Termin Präsidentin BAAINBw aktuell 03. September 2023!). Deshalb verstehen wir es als unsere Pflicht, Sie auf diesen Missstand hinzuweisen und offen bekannt zu machen.

Unser Lösungsvorschlag:

Mit der multifunktionalen Fahrzeugplattform WISENT 2 stellt die FFG nachweislich ein hochwertigeres als alle bislang in die Bundeswehr eingeführten vergleichbaren Systeme her, welches die 23 abgegebenen Fahrzeuge ohne Weiteres ersetzen kann und bereits in sechs Nationen, darunter vier NATO-Staaten, eingeführt ist und sich nachhaltig bewährt hat. Zudem berichten uns Soldaten aus der Truppe regelmäßig, dass man geradezu begeistert wäre, sollte der WISENT 2 auch in die Bundeswehr eingeführt werden. Im Sommer vergangenen Jahres erfolgte die Begutachtung durch Experten der Bundeswehr mit dem Ergebnis, dass der WISENT 2 für die Bundeswehr als geeignet bewertet wurde. Unsere laufende Produktion könnte problemlos erweitert werden. Ebenso sind wir in der Lage, den Bau unserer neuen Fabrik in Flensburg entsprechend auszuweiten. In aller Kürze: Wir sind zuverlässig und kurzfristig lieferfähig!

Wir sind davon überzeugt, dass ein lebendiger Wettbewerb essenziell ist, um Qualität, Innovation und faire Konditionen zu gewährleisten. Dafür steht die FFG als Unternehmen wie kein Zweites. Wir bitten Sie, dieses Thema ernst zu nehmen und Maßnahmen zu ergreifen, um den Wettbewerb hier im Interesse aller Beteiligten zu sichern.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit, Ihr Verständnis und Ihre Unterstützung in dieser Angelegenheit. Gerne stehen wir Ihnen für einen weiteren Austausch zur Verfügung.

Unterschrieben wurde der auf den Juni 2025 datierte Brief von den FFG-Geschäftsführern Max Heimann und Jörg Kamper.