Der zum Kalaschnikow-Konzern gehörenden Spezialist für unbemannte Luftfahrzeuge, Zala Aero, hat unter der Bezeichnung Produkt-55 eine neue Loitering Munition vorgestellt. Verbreitet wurde die Nachricht auch über soziale Medien, da die Zala-Homepage seit geraumer Zeit aus der Europäischen Union nicht mehr zu erreichen ist.
Laut Mitteilung handelt es sich um ein Wirkmittel kurzer Reichweite. Bei der aerodynamischen Auslegung folgte man den Angaben zufolge der Lancet-Reihe und auch dem Mitte des Jahres eher als Konzept vorgestellten Projekt-53 mit einer Auslegung von kreuzförmig angeordneten Flügeln. Das Projekt-55 weise jedoch abweichend von den Vorgängern vier separate Motoren mit Luftschrauben im mittleren Bereich der Flügel auf, heißt es.
Überlegungen von Beobachtern des russische Loitering-Munition- Programms, es könne sich um einen Heckstarter (Tailsitter) handeln, welcher beim Start eine senkrecht zum Untergrund ausgerichtete Längsachse aufweist, scheint die Mitteilung von Zala jedenfalls partiell zu widersprechen. Im Detail wird die Startprozedur als einfacher, ferngesteuerter Vorgang aus einem Container beschrieben. Eine Tailsitter-Auslegung würde die bequeme und zeitsparende Verbindung von Transport- und Startbehälter nicht abbilden, jedoch trotzdem ein aufwendiges Katapult, wie bei der Lancet unnötig machen. Zudem könnte kostensparend auf die Klappmechanik der Flügel verzichtet werden, wie sie bei einem kompakten Startbehälter notwendig ist.
Zala Aero hebt in seiner Mitteilung des Weiteren die hohe Auflösung des Kamerasensors und die geringe Latenz bei der Übermittlung des Signals hervor. Zudem sei die Bedienung im Gegensatz zu den Vorgängermodellen vereinfacht worden. So verfüge das Wirkmittel über vordefinierte Flugprofile und Anflugwinkel auf das Ziel, welches der Bediener auswählen könne. Auch die Härtung gegenüber feindlichen Maßnahmen des elektronischen Kampfes sei deutlich verbessert worden. Zala schreibt in seiner Stellungnahme von einer Immunität gegen Störmaßnahmen.
Ob und wann die Loitering Munition Projekt-55 in Produktion genommen und in den russischen Streitkräften eingeführt wird, bleibt abzuwarten. Es ist für Hersteller wie Zala Aero nicht unüblich, Konzepte zu lancieren und den Eindruck zu vermitteln, dass das System kurz vor der Einführung steht, obwohl nicht einmal die Werkzeuge für die Serienfertigung bestellt wurden. Die
aerodynamische Auslegung des Projekt-55 wirft jedoch einige Fragen auf und sollte daher weiter beobachtet werden. Insbesondere, sobald neue Bilder und idealerweise auch Videos des Wirkmittels zur Verfügung stehen.
Kristóf Nagy