Nachdem die Auswahl für die Neubeschaffung von drei Luftraumüberwachungsradaren (LÜR) für die Luftwaffe eigentlich festzustehen schien, hat es offenbart vor kurzem eine unerwartete Wendung gegeben. Wie es aus gut informierten Kreisen heißt, soll nun dem Kauf eine Ausschreibung vorgeschaltet werden. Dabei war erst vor wenigen Monaten das TRML-4D von Hensoldt als neues LÜR festgesetzt worden. Beobachter hatten dieser Entscheidung eine Signalfunktion für die weitere Beschaffung von 14 Mittelbereichsradaren für den Nah- und Nächstbereichsschutz (NNbS) zugeschrieben.
In Fachkreisen wird nun spekuliert, warum das Bundeswehr-Beschaffungsamt BAAINBw den Rückwärtsgang eingelegt hat und auf eine Ausschreibung setzt, die den Zulauf neuer Radare deutlich verzögert. Im Vorfeld der Auswahlentscheidung hatte zumindest ein Mitbewerber von Hensoldt mit rechtlichen Schritten gedroht. Ob dies zur jetzt gefällten Entscheidung des BAAINBw geführt hat, ist unklar. Im BMVg und BAAINBw war am Freitagnachmittag niemand für eine Stellungnahme erreichbar.
Mit dem TRML-4D vergleichbare Radare bieten unter anderem der schwedische Saab-Konzern und das französische Rüstungs- und Technologie-Unternehmen Thales an. Thales produziert nicht nur in Frankreich Radare, sondern verfügt auch über eine große Radarsparte im niederländischen Hengelo, die aus dem Unternehmen Hollandse Signaalapparaten hervorgegangen ist.
Im Rahmen ihrer Rüstungsstrategie wollen die Niederlande neben dem Marineschiffbau auch die nationale Entwicklung und Produktion von Sensoren stärken. So planen die niederländischen Streitkräfte dem Vernehmen nach für ihre Luftverteidigung in den kommenden Jahren eine größere Anzahl von Thales-Mittelbereichsradaren zu beschaffen. Im Rahmen des Projektes Apollo sind die niederländische und die deutsche bodengebundene Luftverteidigung eng miteinander verzahnt. Sensor- und Radartechnik gilt auch in Deutschland als nationale Schlüsseltechnologie.
lah/23.11.2018