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Tactical Edge Networking offenbar im Orientierungshalt

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Nach rund anderthalb Jahren der gemeinsamen Arbeit an der Digitalisierung der niederländischen und deutschen Landstreitkräfte im Rahmen von Tactical Edge Networking (TEN) befindet sich das Vorhaben offenbar in einer Orientierungsphase. Wie es aus gut informierten Kreisen heißt, wurde Ende vergangenen Jahres entschieden, TEN einer Überprüfung und möglicherweise einem „Alignment“ zu unterziehen. Dabei sollen dem Vernehmen nach die Ziele und die Vorgehensweise bei TEN näher betrachtet werden. Wie es heißt, halten beide Länder jedoch weiter an der Absicht fest, ihre Landstreitkräfte in enger Kooperation zu digitalisieren.

Bei der Digitalisierung geht es unter anderem darum, analoge Funkgeräte gegen Digitaltechnik zu tauschen. Ob die Zusammenarbeit zwischen den niederländischen und deutschen Streitkräften schon zu Beginn in einer gemeinsamen Beschaffung von Hard- und Software für die Truppen beider Länder mündet, scheint im Augenblick eher unwahrscheinlich zu sein. Dabei war dies eines der Ziele von TEN. Bereits 2023 sollten die ersten „Force Packages“ beider Streitkräfte neue Digitaltechnik erhalten, hieß es kurz nach Start des Vorhabens 2019.

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Nach Aussage einer Sprecherin der niederländischen TEN-Organisation existieren zwar binationale Spezifikationen für zukünftige Combat Net Radios (CNR) – also digitale Funkgeräte zur Übertragung von Daten und Sprache. Es sei jedoch noch nicht klar, ob es zu einer gemeinsamen oder zu getrennten Ausschreibungen für die Geräte komme.

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Beobachter gehen allerdings davon aus, dass die deutschen Beschaffungsbehörden im Rahmen der Digitalisierung Landbasierter Operationen (D-LBO) in Kürze mit dem Tender-Prozess für die CNR-Ausstattung des ersten Kräftedispositivs beginnen könnten. Dabei bleibt abzuwarten, ob die in einem so genannten A-Letter des niederländischen Verteidigungsministeriums an das Parlament in Den Haag vom vergangenen Jahr geforderte Rückwärtskompatibilität neuer CNR mit der eingeführten Funktechnik auch bei einer deutschen Ausschreibung berücksichtigt wird.  Sollte dies nicht der Fall sein, wäre das neue Funkgerät dann womöglich nicht für TEN zu verwenden.

Bereits im November vergangenen Jahres hatte das Bundeswehr-Beschaffungsamt BAAINBw die Lieferung von Soldatenfunkgeräten für das taktische Umfeld im Programm D-LBO ausgeschrieben. Dem Vernehmen nach ist vor wenigen Tagen die Frist zur Abgabe der Interessenbekundungen abgelaufen. Beobachter rechnen mit einer großen Teilnehmerzahl. Final sollen nur drei Bewerber zum Angebot aufgefordert werden.

Die Bauformen des Funksystems müssen über eine einheitliche netzwerkfähige UHF-Wellenform im Bereich 225 bis 400 MHz verfügen, die den Kommunikationsbedarf eines abgesessenen Infanteriezuges einschließlich der Gruppenkommunikation abdeckt und ohne gegenseitige Beeinträchtigung Sprache, Positionsinformationen und IP-Daten parallel überträgt.

Sollte ein erstes deutsches Kräftedispositiv mit neuen digitalen Funkgeräten ausgestattet werden, stellt sich in der augenblicklichen Lage die Frage, ob noch weitere folgen werden. Denn aufgrund der Corona-Pandemie könnte die mittelfristige Finanzplanung der Bundeswehr unter Druck geraten, wie aus den Äußerungen hoher Bundeswehr-Offiziere zu entnehmen ist.  Vorgesehen war ursprünglich, acht Brigaden zu digitalisieren.
lah/22.1.2021