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Selbstschutzsystem DIRCM kommt erst 2022

Die Luftwaffe muss noch ein paar Jahre auf die Einrüstung eines aktiven Selbstschutzsystems zur Abwehr von Flugkörpern für den Transportflieger Airbus A400M warten. Wie es in einer Antwort des BMVg an den Verteidigungsausschuss des Bundestages heißt, kann das Entwicklungsvorhaben für eine „Directed Infrared Counter Measure“ DIRCM nicht beschleunigt werden. Voraussichtlich werde der Zulauf des ersten Serienflugzeugs der Bundeswehr mit DIRCM im Jahr 2022 erwartet, heißt es in dem Papier vom Monatsanfang.

Im Augenblick verfügen die rund 20 A400M der Luftwaffe damit über keine Abwehrmöglichkeit gegen anfliegende Raketen. Aufgrund der gegenwärtigen Sicherheitslage können die Transporter jedoch in alle Einsatzgebiete der Bundeswehr – also sowohl nach Afghanistan als auch nach Mali – fliegen, wie ein Sprecher der Luftwaffe erläuterte.  Erst vor wenigen Wochen hatte ein A400M Soldaten nach Mazar-e Sharif in Afghanistan gebracht. Überdiese wurden laut Sprecher die ersten Maschinen mit zusätzlichem ballistischen Schutz gegen Handwaffen für Frachtraum und Cockpit ausgestattet. Sollte sich die Sicherheitslage in einem Zielflughafen verändern, könnte dies jedoch den Einsatz der A400M einschränken, räumte der Sprecher ein. Dann müssten womöglich die betagten Transall-Flugzeuge eingesetzt werden, die über beschränkte Möglichkeiten zur Flugkörper-Abwehr verfügen. Allerdings sollen die Transalls bis 2021 ausgemustert werden.

Warum die DIRCM-Systeme später kommen, geht aus der Antwort nicht eindeutig hervor. Es heißt dort lediglich, dass aufgrund einer Risikominimierungsstudie entschieden wurde, marktverfügbare Geräte anzupassen anstatt eine Eigenentwicklung anzustreben. Eine im September vergangenen Jahres getroffene Auswahlentscheidung sehe die Ausrüstung von 24 Maschinen des Typs A400M mit marktverfügbaren israelischen Systemen vor. Parallel dazu solle die DIRCM-Technologie in einer deutsch-israelischen Kooperation weiterentwickelt werden.  Die „weitere Zeitlinie“ werden in erster Linie „vom Zeitbedarf für die Abstimmung des Programm Arrangements für die Anpassentwicklung mit Israel geprägt“, schreibt das BMVg.  Dass nur ein Teil der zukünftigen A400M eine Raketenabwehr erhält, wird in der Antwort nicht erläutert. Obwohl  dies die Nutzung der Flotte deutlich beschränkt.

Warum hier  weiterer Zeitbedarf besteht, ist Beobachtern nicht unmittelbar einsichtig. Nach Aussage von Diehl – das Unternehmen bietet der Bundeswehr in Kooperation mit der israelischen Elbit das DIRCM-System  an –  wurde die Technologie bereits erfolgreich getestet und könnte sofort eingeführt werden. DIRCM soll in der Lage sein, eine anfliegende Rakete zu erfassen und deren Infrarot-Suchkopf mithilfe eines Laserstrahls zu stören.  Dabei soll laut Diehl ein Rundumschutz von 360 Grad ermöglicht werden. Dem deutschen Unternehmen kommt die Aufgabe zu, drei Laserkomponenten in ein System zu integrieren. Dazu werden Laser-Effektoren des Typs J-Music von Elbit verwendet.

Beobachter schließen nicht aus, dass die Verschiebung des Vorhabens auf das hohe Kostenvolumen von mehreren  Hundert Mio EUR zurückzuführen ist.  Womöglich werde die zugehörige 25-Mio-Vorlage im kommenden Jahr dem Parlament zugeleitet, heißt es aus Industriekreisen. Insider gehen davon aus, dass zwischen Vertragsschluss bis Auslieferung der mit DIRCM ausgerüsteten Flieger etwa zwei Jahre vergehen. Für die Einrüstung in den A400M ist der Hersteller Airbus zuständig, der bei der Auslieferung des Fliegers in der Vergangenheit mehrfach in Zeitprobleme gekommen ist. Wie es heißt, ist DIRCM auch für zukünftige Flugzeugmuster wie den schweren Transporthubschrauber oder die C-130 Hercules vorgesehen.  Das DIRCM-Projekt wurde Parlamentskreisen zufolge bereits vor mehr als zehn Jahren auf den Weg gebracht.
lah/24.8.2018

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