Der Kommunikationsspezialist TESAT hat gestern am Standort Backnang die weltweit erste Anlage zur industriellen Fertigung hoher Stückzahlen von Laser-Terminals und Equipment für die Satellitenkommunikation in Betrieb genommen. Die Eröffnung fand im Beisein von Vertretern der Deutschen Raumfahrtagentur im DLR, des baden-württembergischen Landtags und der Stadt Backnang sowie dem Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann statt, wie das Unternehmen in einer Mitteilung schreibt.
Mit dem neuen Produktionsgebäude der Airbus-Tochter TESAT können dem Unternehmen zufolge bis zu 100 Einheiten pro Monat gefertigt werden. Vor wenigen Jahren sei es noch eine Einheit pro Jahr gewesen. Damit könne TESAT seine führende Position in einem stark wachsenden Markt ausbauen.
Vor allem mit der Errichtung sogenannter Satellitenkonstellationen, also dem Einsatz von mehreren hundert bis tausend Satelliten in einem Netzwerk, habe die Kommerzialisierung der Raumfahrt deutlich an Dynamik gewonnen. „Next Space“ bringe für Hersteller wie TESAT erhebliche Wachstums- und Wertschöpfungspotenziale mit sich, schreibt das Unternehmen.
Das Unternehmen ist auch an militärischen Kommunikationsprojekten beteiligt. So liefert TESAT optische Kommunikationsterminals an den Hauptauftragnehmer Lockheed Martin zur Integration in 42 Kleinsatelliten, die der US-Konzern für ein Projekt der amerikanischen Space Development Agency für militärische Anwendungen baut. Für die Belieferung der US-Regierung hat TESAT nach Angaben eines Sprechers eigens in Merritt Island, Florida, eine eigene Fertigung aufgebaut.
Die industrielle Fertigung großer Stückzahlen ermögliche die Umsetzung datenbasierter Geschäftsmodelle unter anderem in der Navigation, Erdbeobachtung und Telekommunikation, schreibt TESAT. Erst kürzlich habe das Unternehmen von der kanadischen Firma MDA Space einen Auftrag zur Lieferung von knapp 800 Laserterminals für die Konstellation „Telesat Lightspeed“ erhalten. Nach Angaben des Sprechers bestehen mit der Inbetriebnahme der neuen Fertigungslinie jedoch noch freie Kapazitäten.
Das neue Gebäude hat den Angaben zufolge eine Nutzfläche von 4.400 m² und einen Rauminhalt von 22.700 m³. Auf drei Etagen will TESAT in modernsten Reinräumen (ISO6 & ISO8) die High-end-Fertigung im Optikbereich revolutionieren. Baubeginn war im Juni 2022, Richtfest wurde im Mai 2023 gefeiert. Die Investitionssumme wird mit über 20 Millionen Euro angegeben.
Die Vorteile der Laserkommunikation liegen in der schweren Detektierbarkeit und der damit einhergehenden Abhörsicherheit, den hohen Datenraten und Geschwindigkeiten, sowie der Möglichkeit, Quantenschlüssel zu versenden (Quantum-Key-Distribution). Dies macht die Technologie auch für militärische Anwendungen interessant.
Mit der Laserkommunikation komme kritische Schlüsseltechnologie aus Deutschland, schreibt TESAT. Knapp ein Zehntel aller Mitarbeitenden in der deutschen Raumfahrtindustrie seien in Backnang bei dem Unternehmen TESAT-Spacecom GmbH & Co. KG beschäftigt und für ein Zehntel des deutschen Umsatzes in der Raumfahrtindustrie verantwortlich.
„In der Lasertechnologie und Quantenkommunikation ist TESAT und damit Deutschland Technologieführer. Ohne die langjährige Unterstützung des DLR stünden wir aber nicht da wo wir heute sind“, betonte TESAT-Geschäftsführer Thomas Reinartz.
Während TESAT über neue Produktionskapazitäten verfügt, scheinen sich die Perspektiven des Wettbewerbers im Bereich Laser-Satellitenkommunikation Mynaric zuletzt eingetrübt zu haben. Am Dienstag hatte Mynaric mitgeteilt, dass CFO Stefan Berndt von-Bülow bereits vergangene Woche aus persönlichen Gründen das Unternehmen verlassen hatte. Der Aktienkurs des deutschen Unternehmens im Hauptsitz in München und weiteren Niederlassungen in den USA brach zeitweise um mehr als 60 Prozent ein.
Mynaric nimmt unter anderem als Unterauftragnehmer von Northrop Grumman am gleichen Programm der Space Development Agency teil, bei dem auch TESAT engagiert ist. Überdies ist Mynaric an einem Projekt der Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA) beteiligt.
lah