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Rheinmetall zielt auf rumänische Schützenpanzerbeschaffung

Waldemar Geiger

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Der Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall hat eigenen Angaben zufolge die im Februar 2024 angekündigte Beteiligung als Hauptgesellschafter an zwei Firmen des rumänischen Fahrzeugherstellers Automecanica Mediaș vollzogen und am 16. Mai im Rahmen eines sogenannten Welcome Day den neuen Standort Mediaș präsentiert. Ab sofort wird das Unternehmen, an dem der Düsseldorfer Konzern über die Rheinmetall Landsysteme GmbH 72,5 Prozent der Anteile hält, unter dem Namen Rheinmetall Automecanica SRL auftreten.

Die beim Welcome Day ausgestellten Fahrzeuge sowie in rumänischen Medien wiedergegebene Aussagen des Rheinmetall-Managements machen deutlich, dass der Rüstungskonzern neben der Lkw-Produktion und Instandsetzung auch eine Mitwirkung an der Produktion des Schützenpanzers Lynx ins Auge gefasst hat.

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Mit dem Erwerb von Automecanica erweitert Rheinmetall eigenen Angaben zufolge das Produktportfolio im militärischen Fahrzeugbau. „Lkw-Aufbauten und Anhänger und weitere Spezialfahrzeuge, die von Automecanica entwickelt und produziert werden, komplettieren das Angebot im Bereich der logistischen Lkw, mit denen Rheinmetall MAN Military Vehicles (RMMV) in den weltweiten Märkten erfolgreich ist“, schreibt das Unternehmen in einer hartpunkt vorliegenden Pressemitteilung, die im Rahmen der Welcome Days verteilt wurde. Eine Beteiligung an der Lynx-Produktion wird in der Mitteilung nicht angesprochen. Dennoch ist davon auszugehen, dass die Düsseldorfer den vor Ort ausgestellten Schützenpanzer nicht ohne Grund nach Rumänien gebracht haben.

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Öffentlich zugänglichen Informationen zufolge planen die rumänischen Streitkräfte noch in diesem Jahr einen Beschaffungsvertrag von bis zu 298 modernen Schützenpanzern im Wert von rund 2,8 Milliarden Euro zu schließen. Internationalen Fachpresseberichten zufolge gelten neben dem Lynx von Rheinmetall auch der Ascod von General Dynamics European Land Systems, der CV90 von BAE Systems Hägglunds sowie der südkoreanische Redback von Hanwha als aussichtsreiche Kandidaten für den zukünftigen rumänischen Schützenpanzer.

Aus der Historie jüngster rumänischer Rüstungsbeschaffungsprogramme ist ableitbar, dass das südosteuropäische Land einen großen Wert auf lokale Wertschöpfungsanteile legt. Mit der Rheinmetall Automecanica SRL hat sich der Konzern, zumindest was industrielle Kapazitäten vor Ort angeht, in eine aussichtsreiche Position gebracht.   

Gegenüber hartpunkt bestätigte Rheinmetall auf Anfrage, dass das Unternehmen bereits erste technische Beschreibungen und Preisindikationen übergeben hat und nun auf eine offizielle Ausschreibung des Schützenpanzers oder Angebotsanfrage wartet. „Im Falle einer Beauftragung ist es das Ziel, 50 Prozent lokale Wertschöpfung in Rumänien zu erzeugen“, erklärte ein Rheinmetall-Sprecher gegenüber hartpunkt. „Medias wird hierbei eine zentrale Rolle übernehmen in den Bereichen lokale Beschaffung, Fertigung von Komponenten, Endmontage, Inbetriebnahme. Mittelfristig wären auch Schweißtätigkeiten möglich. Die Standorte in Ungarn und Deutschland werden Baugruppen zuliefern“, so der Sprecher weiter.

Rheinmetall hatte den Lynx bereits in mehreren, mittlerweile abgeschlossenen Schützenpanzerwettbewerben – in Ungarn, Tschechien, der Slowakei und Australien – ins Rennen geschickt, von denen jedoch nur der in Ungarn für sich entschieden werden konnte. Die ungarischen Streitkräfte hatten im September 2020 den Lynx KF41 in der Version Schützenpanzer bestellt, mit einem bemannten „Lance 2.0“-Turm, der mit einer MK 30-2/ABM 30-mm-Kanone bewaffnet ist. Zudem wird der Schützenpanzer über einen integrierten Werfer für Panzerabwehrlenkflugkörpersysteme des Typs Spike LR2 verfügen. Mit seinem großen Innenraumvolumen bietet der Lynx Platz für drei Besatzungsmitglieder und eine Infanteriegruppe mit einer Absitzstärke von bis zu neun Soldaten. Auch die äußeren Dimensionen des Fahrzeuges sind, laut einer Veröffentlichung der ungarischen Streitkräfte, mit einer Höhe von 3,73 m, einer Länge von 8,49 m und einer Breite von 3,8 m beachtlich. Angetrieben wird der 45 Tonnen schwere Schützenpanzer von einem 1.463 PS starken 12-Zylinder-Dieselmotor des Typs D9612 von Liebherr.

Die Vereinbarung zwischen der ungarischen Regierung und Rheinmetall sieht die Herstellung und Lieferung von 209 Lynx KF41 Schützenpanzern und neun Bergepanzern 3 Büffel sowie weiteren Leistungen wie zum Beispiel von Simulatoren, Ausbildung und Training sowie auch eine Anfangsausstattung an Ersatzteilen und Wartungsleistungen im Wert von mehr als zwei Milliarden Euro vor. Der Großteil der Systeme wird von Rheinmetall Ungarn in Zalaegerszeg produziert, das erste Fahrzeug wurde Ende 2023 fertiggestellt. Nur 46 der Schützenpanzer werden in Deutschland gefertigt.

Waldemar Geiger