Anzeige

RCH 155 – Rheinmetall sieht in USA Interesse an deutscher Radhaubitze

Lars Hoffmann

Anzeige

Der Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall sieht das Umsatzpotenzial für den Radpanzer Boxer mit seinen verschiedenen Varianten in den kommenden zehn Jahren bei bis zu 15 Milliarden Euro. Es existiere eine starke Nachfrage nach Radfahrzeugen. Der Boxer sei sehr gut positioniert, um zum Wachstum beizutragen, sagte CEO Armin Papperger am vergangenen Donnerstag bei einem Call mit Analysten. Die Verträge würden über die Artec abgewickelt, ein Gemeinschaftsunternehmen mit KNDS Deutschland, erläuterte Papperger.

Es bestehe ein großes Potenzial für den Schweren Waffenträger, die Radhaubitze auf Boxer-Fahrgestell RCH 155, den Boxer MIV und die Version als Radschützenpanzer. Als Kunden- bzw. potenzielle Kundeländer für die RCH 155 nannte Papperger Deutschland, die Niederlande, Großbritannien und die Ukraine. Überdies seien jetzt auch die USA an dem Waffensystem interessiert, führte der Rheinmetall-CEO aus.

Anzeige

Die Aussage deckt sich mit den jüngsten Berichten aus den USA, wonach die U.S. Army nach einem radbasierten Artilleriesystem sucht. Damit könnten womöglich die gezogenen Haubitzen des Typs M777 abgelöst werden, von denen auch zahlreiche Exemplare an die Ukraine geliefert worden sind. US-Medienberichten zufolge bewertet das Army Futures Command, dass für die Weiterentwicklung der Landstreitkräfte zuständig ist, die gezogene Artillerie als am Ende ihrer Effektivität angekommen. Es werde eine höhere Mobilität für die Artilleriesysteme benötigt, etwa um die radbasierten leichten Stryker-Einheiten zu begleiten. Beobachter gehen davon aus, dass deshalb auch die RCH 155 betrachtet wird.

Anzeige

Obwohl die RCH 155, und dabei insbesondere das ohne Besatzung auskommende Artillerie-Geschütz-Modul (AGM) von KNDS Deutschland, ehemals KMW, entwickelt wurde, scheint in den USA Rheinmetall bei der Vermarktung im Augenblick im Lead zu sein. Der Düsseldorfer Konzern ist dort breiter aufgestellt, da wegen der Beteiligung an zwei Milliarden-Ausschreibungen für Transportfahrzeuge und Schützenpanzer bereits ein Netzwerk von Partnern und Niederlassungen in den USA vorhanden ist.

Beobachter gehen davon aus, dass sich die U.S. Army auch Haubitzen anderer Hersteller auf Radbasis anschaut. Offen ist überdies, ob die US-Streitkräfte – sollten sie sich denn in der Zukunft für die RCH 155 entscheiden – auch das Boxer-Fahrmodul auswählen. Denn gegenwärtig wird ein AGM auf dem Chassis eines Radpanzers Piranha 10×10 in der Schweiz getestet. Die Schweizer Armee will eine neue Haubitze beschaffen und hat die Systeme Archer und RCH 155 in die engere Wahl genommen. Das genannte Piranha-Fahrgestell dafür wird von GDELS gefertigt, einem Tochterunternehmen des US-Konzern General Dynamics, der den Stryker herstellt.

Lars Hoffmann