Anzeige

Projekt für 212 CD weiterhin im Zeitplan

Anzeige

Entgegen anderslautenden Gerüchten und bisherigen Erfahrungen mit komplexen Rüstungsvorhaben befindet sich das Vorhaben zur Beschaffung von sechs identischen U-Booten für Norwegen und Deutschland noch immer im angepeilten Zeitrahmen. Wie es aus gut informierten Kreisen heißt, gilt weiterhin das Ziel einer Vertragsunterzeichnung bis Jahresende.

Gegenwärtig sollen sich das norwegische und deutsche Beschaffungsamt noch in der Evaluierungsphase des umfangreichen Angebots von TKMS für die Boote der neuen Klasse 212 CD befinden. Danach wird dem Vernehmen nach die Verhandlungsphase mit dem Generalauftragnehmer beginnen. TKMS hatte das Angebot Ende Oktober 2018 eingereicht.

Anzeige

Norwegen und Deutschland sollen sich mittlerweile auch auf ein gemeinsames Sicherheitskonzept für die Unterwasserschiffe geeinigt haben. Dieses basiert offenbar auf dem der Klasse 212 A, beinhaltet aber weitere Verbesserungen – etwa hinsichtlich des Brandschutzes.

Anzeige

Neben dem Vertrag über die U-Boote wollen Oslo und Berlin parallel einen Vertrag über die Entwicklung eines Seezielflugkörpers sowie einen weiteren über die industrielle Kooperation schließen. Der Vertrag über die Flugkörper soll für Norwegen die Vorbedingung für die U-Boot-Kooperation sein.

Kongsberg benötigt Partner

Dem Vernehmen nach geht es beim Vertrag über die Flugkörper um die Weiterentwicklung der Naval Strike Missile (NSM) des norwegischen Rüstungskonzerns Kongsberg. Die als NSM Block 2 bezeichneten neuen Raketen sollen bei der deutschen Marine die betagten Harpoon-Flugkörper ersetzen –  unter anderem auf den neuen Schiffen der Klasse MKS 180.

Spiegelbildlich zu TKMS bei den U-Booten fungiert Kongsberg bei den Flugkörpern als Generalauftragnehmer. Um eine  norwegisch-deutsche Partnerschaft zu realisieren, müssen die Norweger deutsche Unternehmen mit ins Boot holen. Dem Vernehmen nach könnte die Entwicklung eines Dual-Mode-Zielsuchkopfes ein Feld für die Kooperation sein. Allerdings gibt es nur wenige Unternehmen hierzulande, die über die notwendige Expertise verfügen. Der Überlinger Diehl-Konzern soll überdies in einer engen Kooperation mit dem schwedischen Konzern Saab beim Seezielflugkörper RBS 15 gebunden sein.

Die deutsche Rüstungsindustrie hat insgesamt kein breites Portfolio bei Flugkörpern, die von Schiffen aus gestartet werden. Eine Ausnahme bildet die Rolling Airframe Missile (RAM) für den Nächstbereichsschutz, an deren Entwicklung und Produktion hiesige Firmen beteiligt sind.

JSM als Basis für Weiterentwicklung

Gut informierten Kreisen zufolge wird die NSM Block 2 nicht aus der NSM abgeleitet, sondern aus der Joint Strike Missile (JSM). Die JSM wiederum ist eine für den Luft-Boden-Einsatz konzipierte Weiterentwicklung der NSM, mit der auch die F-35 bewaffnet werden soll. Da die JSM für den Flugzeug-Launch vorgesehen ist, dürfte sich noch Modifikationsbedarf beim Antrieb ergeben. Offenbar soll die NSM Block 2 eine deutlich höhere Reichweite als die Vorgängerversion erhalten. Dem Vernehmen nach wird die MBDA-Tochter TDW den skalierbaren Gefechtskopf für  die NSM Block 2 liefern.

Hinsichtlich der industriellen Kooperation  ist TKMS aufgefordert, Vorschläge einzubringen. Schließlich verlangt die norwegische Seite Offset-Leistungen von 100 Prozent des Vertragswertes der U-Boote. Allerdings wird die Beschaffung der NSM bereits angerechnet. Auch werden bestimmte Faktoren eingesetzt, so dass eine gemeinsame Forschungsentwicklung höher bewertet wird als die Lieferung von norwegischen Socken nach Deutschland. TKMS sollen bereits eine Reihe von norwegischen Zulieferern vorgestellt worden sein.

Es dürfte TKMS überdies entgegenkommen, dass die industrielle Kooperation auf einen ungewöhnlich langen Zeitraum – entsprechend der Nutzungszeit der Boote – angelegt sein soll. Damit könnten womöglich 30 Jahre oder mehr für die Umsetzung der Offset-Forderungen ins Land gehen. Andererseits zeigt sich daran das Interesse der norwegischen Seite, langfristig mit der deutschen Industrie zu kooperieren. Diese Strategie liegt offenbar bereits bei der Gründung des Joint Ventures kta Naval Systems von TKMS und Kongsberg zugrunde. Das Gemeinschaftsunternehmen soll als exklusiver Lieferant für U-Boote von TKMS das so genannte Combat System entwickeln, produzieren und unterhalten.

Nach wie vor gilt bei der Auslegung der sechs Boote das Prinzip, dass diese identisch sein sollen. Nicht zuletzt, um Kosten zu sparen. Trotzdem halten sich Gerüchte, wonach bei der Optik/Optronik über unterschiedliche Lösungen nachgedacht wird. Die Einheitlichkeit des Designs soll auch Erleichterungen bei der Einführung in die Marine bringen. So wird augenblicklichen Planungen zufolge das erste Boot der CD-Klasse, das für Norwegen bestimmt ist, als Test- und Musterboot für die Einführung in die Marinen beider Ländern verwendet.

Test für Stationierung in Bergen

Neben der gemeinsamen Beschaffung arbeiten die deutsche und norwegische Marine bereits heute in U-Boot-Fragen eng zusammen. So hat einer Meldung Marinekommandos zufolge in der vergangenen Woche das  U-Boot U36 seinen Heimathafen in Eckernförde mit dem Ziel Norwegen verlassen. Von dort aus werde sich das Boot für die kommenden fünf Monate an vielen internationalen Übungen beteiligen, heißt es in der Mitteilung.

Durch U36 würden  dieses Jahr vorranging internationale Vorhaben umgesetzt und die deutsch-norwegische Kooperation weiter mit Leben gefüllt. Alle geplanten Manöver werde U36 vom Marinestützpunkt der Königlichen Norwegischen Marine in Bergen aus durchführen. Dem Vernehmen nach geht es bei dem Vorhaben auch darum, Erfahrungen für die zukünftige CD-Klasse zu sammeln. Schließlich sollen die beiden deutschen Boote dieser Klasse in Zukunft den Standort Bergen bei Bedarf für Wartung und Instandsetzung nutzen.
lah/6.2.2019