Das Bundeswehr-Beschaffungsamt BAAINBw hat das Bremer Startup-Unternehmen Polaris Raumfahrzeuge beauftragt, das Potenzial eines Linear-Aerospike- (LAS-) Raketentriebwerks als Antriebselement in einem Raumfahrtdemonstrator zu untersuchen. Wie das Unternehmen mitgeteilt hat, soll das Raketentriebwerk einer neuartigen Klasse im Rahmen der Studie in einen Raumflugzeug-Demonstrator einbaut und im Flug getestet werden.
Mit der Optimierung des Abgasstrahls durch Spikes wird eine erhebliche Effizienzsteigerung im Vergleich zu herkömmlichen Raketentriebwerken erreicht. Das ermöglicht Polaris zufolge je nach Missionsszenario eine höhere Nutzlastmasse, eine geringere Startmasse des Fahrzeugs und eine höhere Leistung in Bezug auf Flug-Mach-Zahl, Flughöhe und Flugreichweite.
LAS-Triebwerke sind in 1990er Jahre von der NASA am Boden und auf dem Rücken des Aufklärungsjets SR-71 getestet worden. Als Flugantrieb wurde ein LAS bisher nicht erprobt.
Als eine der größten technologischen Herausforderungen bei LAS-Raketentriebwerken benennt Polaris die Triebwerkskühlung, die im Vergleich zu herkömmlichen Raketentriebwerken wesentlich schwieriger sein könne. Die jüngsten Fortschritte im 3D-Druck ermöglichen jedoch neue Kühlungskonzepte, die bisher nicht realisierbar waren.
Die dem LAS zugeschriebenen Vorteile wie höhere Antriebsleistung, einfachere Integration, geringerer Luftwiderstand während des turbinengetriebenen Reisefluges oder des Gleitfluges beim Wiedereintritt führten nach Polaris-Angaben zur Auswahl des Antriebssystems für das geplante Raumflugzeug der Bundeswehr.
Für die Aerospike-Flugvalidierung im Rahmen der Studie soll Polaris einen speziellen, maßstabsgetreuen Raumflugzeug-Demonstrator bauen, der größer und schwerer ist als die drei bisher gebauten und geflogenen Fahrzeuge. Diese Aerospike-Flugvalidierung werde einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zu einem einsatzfähigen Raumflugzeug darstellen.
Für Polaris ist dieser Auftrag bereits der dritte Studienauftrag der Bundeswehr im Bereich Raumflugzeuge. Jedes Mal habe sich die Komplexität gesteigert, schreibt Polaris.
gwh/12/2.5.2023