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Nur wenige Monate für strategische Entscheidung

Die USA und Großbritannien vertiefen ihre militärische Zusammenarbeit mit Australien und gewähren dem Land Zugang zur Technologie für atomar angetriebene U-Boote. Die australische Regierung kündigte an, acht neue Boote dieses Typs beschaffen zu wollen. Gleichzeitig steigt das Land Down Under aus dem vor wenigen Jahren geschlossenen Multi-Milliarden-Vertrag mit der französischen Werft Naval Group zur Lieferung von dieselelektrischen Booten aus.

Dieser strategische Schwenk, der von Naval Group und der französischen Regierung kritisiert wird, hat offenbar nur wenige Monate der Vorbereitung bedurft. Nach Aussage des britischen Verteidigungsministers Ben Wallace ist Australien erst im März an die USA und Großbritannien mit dem Wunsch herangetreten, Atom-U-Boote beschaffen zu wollen. Die Washington und London haben bereits 1958 eine Vereinbarung zur Zusammenarbeit bei dieser sensitiven Technologie geschlossen. Wie Wallace vor Journalisten auf der Rüstungsmesse DSEI am heutigen Donnerstag in London sagte, gehört Australien zu den Partnern der so genannten Five- Eyes-Allianz und sei einer der engsten und ältesten Verbündeten. Wallace zeigte andererseits Verständnis für die Frustration der Franzosen über den Abbruch des Vertrages. Als Minister, der auch für die Verteidigungsindustrie zuständig sei, wäre er in einer solchen Situation auch sehr enttäuscht, so der Minister.

Er wies allerdings darauf hin, dass Australien die Entscheidung nicht aus industriellen, sondern aus strategischen Überlegungen getroffen habe. Atom-U-Boote können wesentlich länger unter Wasser operieren als konventionelle Boote. China investiere mehr als sonst jemand auf dem Planten in sein Militär, sagte der britische Verteidigungsminister.

Das zunehmend aggressive Verhalten der chinesischen Regierung, die Australien in den vergangenen Jahren mit Handelssanktionen belegt hat, wird von Beobachtern denn auch als wesentliches Motiv für den Schwenk Australiens gesehen. Außerdem hatten australische Medien bereits vor Monaten darüber berichtet, dass sich das Programm zur Beschaffung der 12 konventionellen U-Boote des französischen Designs voraussichtlich um Jahre verzögern würde.
lah/16.09.2021