Das Heer wird sich offenbar mit weniger neuen Schützenpanzern Puma als erwartet zufriedengeben müssen. Wie aus dem kürzlich veröffentlichten 16. Rüstungsbericht des Verteidigungsministeriums hervorgeht, soll der Bestand des Schützenpanzers bis zum Jahr 2031 von 350 auf 400 Einheiten steigen – ein Plus von lediglich 50 Exemplaren. Die parlamentarische Behandlung des SPz Puma, 2. Los, werde derzeit vorbereitet und der Vertrag solle schnellstmöglich geschlossen werden, heißt es im Bericht weiter.
Ursprünglich sollten in einem zweiten Los über 200 Pumas beschafft werden, um die seit den 70er Jahren im Einsatz befindlichen Schützenpanzer Marder, mit dem weiterhin Panzergrenadierbataillone ausgerüstet sind, abzulösen. Zuletzt hatte das Heer einen Bedarf von 111 Pumas angemeldet. Diesem Wunsch wird nun offenbar nicht entsprochen.
Ein Teil der Marder-Flotte soll von einem Radschützenpanzer ersetzt werden, mit dem die neu zu schaffenden „Mittleren Kräfte“ des Heeres ausgestattet werden. Diese neue Kräftekategorie soll schnell verlegbar sein und stützt sich deshalb auf Radfahrzeuge. Fachkreise gehen davon aus, dass als Basis für den zukünftigen Radschützenpanzer das 8X8-Fahrzeug Boxer genutzt wird. Offen scheint noch zu sein, ob der Boxer dann mit dem unbemannten Turm des Pumas oder einem bemannten Turm, wie er für den schweren Waffenträger der Jägertruppe geplant ist, ausgerüstet wird.
Dem Rüstungsbericht zufolge wurde das System Panzergrenadier VJTF 2023 vollständig ausgeliefert und abschließend erfolgreich getestet. Die Versorgungsreife soll demnach bis zum 31. Dezember dieses Jahres hergestellt werden. Zum System Panzergrenadier gehört neben dem SPz Puma das Soldatensystem Infanterist der Zukunft – Erweitertes System (IdZ-ES).
Die Optionen zur Nachrüstung weiterer 143 Fahrzeuge des 1. Loses auf den deutlich verbesserten Konstruktionsstand „S1“ seien Gegenstand des am 28. Juni 2021 geschlossenen Nachrüstvertrages, heißt es in dem Papier. „Die Umsetzung des Vertrags zur konsolidierten Nachrüstung des 1. Loses SPz Puma verläuft planmäßig. Die Auslösung der beiden Optionen der konsolidierten Nachrüstung (Option 1: 77 Fahrzeuge, Option 2: 66 Fahrzeuge) soll noch im Jahr 2022 erfolgen“, schreiben die Autoren des Berichts. Dem Vernehmen nach soll eine entsprechende 25-Millionen-Euro Vorlage in der kommenden Woche vom Haushaltsausschuss des Bundestages behandelt werden.
Die Finanzierung des Projekts SPz Puma erfolgt den Angaben zufolge ab 2023 vollständig, einschließlich der beiden Optionen der konsolidierten Nachrüstung des 1. Loses und der Beschaffung eines 2. Loses, aus dem Sondervermögen Bundeswehr.
Zur materiellen Einsatzbereitschaft des Panzers schreiben die Autoren des Berichts, dass diese auf dem bereits erreichten, guten Niveau verstetigt werden konnte. „Dennoch gilt es, die positive Entwicklung weiter auszubauen, um damit die Verfügbarkeit einsatzbereiter Systeme für die Truppe nachhaltig zu sichern und die Ausbildung des Personals der Puma-Verbände sicherzustellen.“ Der Einsatz des Systems im Rahmen der NATO Response Force 2022 bis 2024 stelle auf dem Weg zur Herstellung der Einsatzreife sowie der Ablösung des Schützenpanzers Marder – als das übergeordnete Ziel – einen wesentlichen Zwischenschritt dar.
lah/8.12.2022