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Mehr Geld für Modernisierung von Waffensystemen

Das niederländische Verteidigungsministerium hat in seinem gestern veröffentlichten Weißbuch einer Reihe von Rüstungsinvestitionen in den kommenden Jahren angekündigt. Kurzfristig sollen zahlreiche Waffensysteme modernisiert werden, wie es in der „Defensienota 2018“ heißt.

Einem so genannten Midlife Update werden demnach die Fahrzeuge Bushmaster, der Fennek, die Panzerhaubitze 2000, der Schützenpanzer CV90, der Apache-Kampfhubschrauber, das Landing-Transport-Dock-Schiff sowie das Hygrographische Forschungsschiff unterzogen. Ebenfalls modernisiert wird der Chinook-Transporthubschrauber, von dem drei weitere Exemplare beschafft werden.

Um die Planungen umzusetzen, soll das Verteidigungsbudget in den kommenden Jahren mehr Mittel erhalten. Im laufenden Jahr ist ein überplanmäßiges Plus von 910 Mio EUR vorgesehen. Dieses Plus soll bis zum Jahr 2021 kontinuierlich auf dann 1,51 Mrd EUR anwachsen. Bis zum Jahr 2033 wird laut Weißbuch die Marine mit 6,374 Mrd EUR den größten Anteil an den Rüstungsinvestitionen erhalten, gefolgt vom Heer mit 2,025 Mrd EUR und der Luftwaffe mit 1,074 Mrd EUR.

Bei der Modernisierung des Fennek sowie der Panzerhaubitze dürften womöglich auch deutsche Firmen wie KMW oder Rheinmetall zum Zuge kommen. Wie es aus gut informierten Kreisen heißt, denken die Niederländer darüber nach, einen Teil der über 20 Panzerhaubitzen 2000, die im Depot gelagert sind und ursprünglich verkauft werden sollten, wieder zu reaktivieren. Eine einstellige Zahl davon könnte schon kurzfristig dem niederländischen Heer wieder zur Verfügung gestellt werden. Offenbar wird überlegt, eine neue Artillerieeinheit mit den selbstfahrenden Geschützen aufzustellen.

Auch die Bundeswehr will bekanntlich in den kommenden Jahren ein Dutzend Panzerhaubitzen des gleichen Typs aus ihren Depots wieder der Truppe zuführen. Die Modernisierungskosten dafür sollen pro Stück bei etwa einer Mio EUR liegen. Wie viel die Anpassung der niederländischen Fahrzeuge kostet, ist nicht bekannt. Dem Vernehmen nach wurden die Haubitzen fabrikneu eingelagert.

Die Chancen für eine Einbindung von KMW in das Vorhaben dürften nicht schlecht stehen, zumal das Unternehmen die erste Panzer für das deutsch-niederländische Panzerbataillon mit der Bezeichnung Leopard 2A6 MA2  mit dem niederländischen Battle-Management-System und Thales-Funkgerät ausgerüstet hat. Die Übergabe des ersten Fahrzeugs ist für den 11. April vorgesehen. Bis zum Sommer sollen dem Vernehmen nach neun Leoparden umgebaut werden.

Modernisieren wollen die niederländischen Streitkräfte  auch ihre Seezielflugkörper sowie Schiff-Luft-Raketen. Im Weißbuch wird darüber hinaus der Ersatz des ABC-Abwehrpanzers Fuchs und die Aufstockung der Munitionsreserven angekündigt.

Klar bekennt sich das Ministerium auch zum Ersatz der gegenwärtig genutzten U-Boote der Walrus-Klasse durch neue bemannte Boote. Die Beschaffungsentscheidung für die neuen Boote soll laut Investitionsplan bereits im Jahr 2021 fallen und die Einführung 2027 beginnen. Bekanntlich streben Deutschland und Norwegen an, die Niederlande an ihrem bislang bilateralen U-Boot-Vorhaben zu beteiligen. Allerdings hat die niederländische Marine bislang auf Boote großer Reichweite und Seeausdauer gesetzt. Nicht zuletzt obliegt es den Streitkräften, die karibischen Besitzungen des Königreichs zu schützen. Dafür wäre das von der französischen Naval Group für Australien projektierte  Unterseeboot womöglich geeigneter als ein U 212 CD aus Deutschland. Und schließlich bietet auch der schwedische Saab-Konzern seine neu entwickelten Boote in  unterschiedlichen Konfigurationen und Reichweiten an. Und die Schweden haben den Pluspunkt, dass sie der niederländischen Werft Damen Shipyards zusammenarbeiten.

Vor diesem Hintergrund kursieren Gerüchte, dass zwischen dem deutschen und niederländischen Verteidigungsministerium Gespräche geführt werden, die sich auch auf Kompensationen für eine mögliche Teilnahme am U-Boot-Vorhaben beziehen sollen. Diese Gerüchte habe neue Nahrung erhalten, nachdem das Konsortium von TKMS und Lürssen aus dem Wettbewerb um die MKS 180 ausgeschlossen wurde und offenbar auch keinen Widerspruch gegen diese Entscheidung eingelegt hat. Damit sind nur noch die Konsortien von Damen/Blohm+Voss sowie GNYK/Alion im Verfahren.

Eine  deutsch-niederländische Kooperation könnte sich womöglich auch auf die zwischen den Niederlanden und Belgien zu entwickelnden M-Fregatten beziehen – zumindest auf Komponentenebene. So sollen die Niederländer als Lösung für die Raketenabwehr das RAM-System als Nachfolger des Rohrwaffen-Systems Goalkeeper erwägen, das bereits von der Deutschen Marine genutzt wird.
lah/27.3.2018

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